Weltmeister auf dem „Spobis“ Kramers Liebeserklärung an Borussia

Düsseldorf · Weltmeister trifft Weltmeister: Fußballer Christoph Kramer podcastet mit dem früheren Weltklasse-Hockeyspieler Moritz Fürste. Heraus kam eine Liebeserklärung an Borussia Mönchengladbach, warum sein erster Kuss zu spät war und ob er für Olympia zur Verfügung stünde.

 Christoph Kramer in der Europa-League-Gruppenphase in Rom.

Christoph Kramer in der Europa-League-Gruppenphase in Rom.

Foto: dpa/Marius Becker

Fußball-Profi Christoph Kramer hat im Live-Podcast „MoSports“ mit dem zweimaligen Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste im Rahmen des Sportbusiness-Kongress „Spobis“ Rede und Antwort gestanden. Der Fußball-Weltmeister von 2014 bekannte sich zur Borussia, erklärte, warum er bei Fifa zu schlecht bewertet ist und warum er die Interview-Fragen nach Spielen nicht mag.

Wenn Kramer sein Leben noch einmal von vorn leben könnte, würde er nichts verändern. „Ich bereue nichts. Ich würde wirklich nichts anders machen in meinem Leben. Natürlich gibt es Sachen, die man gern gemacht hätte. Ich war nicht auf meinem eigenen Abi-Ball, die erste Party war ein bisschen später. Der erste Kuss kam zu spät. Man verliert den sozialen Anschluss in der Schule. Man kann nie mitreden bei ‚Wer hatte was mit wem?’. Ich bin nie weiter als 50 Kilometer von meinem Elternhaus weggegangen. Es gibt mir viel für mein Leben, dass meine alten Schulfreunde, mit denen ich mein ganzes Leben verbringe, noch da sind, wir machen zwei, drei Mal die Woche etwas zusammen. Daraus ziehe ich so viel Kraft und Lebensenergie. Ausland reizt mich generell nicht so. Ich fühle mich super wohl in Gladbach. Das ist meine Komfortzone“, sagt Kramer. „Viele Psychologen sagen, man soll seine Komfortzone verlassen. Aber ich habe so viel dafür getan, die aufzubauen, deswegen sehe ich wenig Gründe sie zu verlassen. Ich habe meine fußballerische Heimat und Liebe gefunden.“

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Das ist Christoph Kramer

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Auch einer Teilnahme an den Olympischen Spielen steht Kramer aufgeschlossen gegenüber. „Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass das ein echt geiles Turnier ist, aber auf der Liste sind so viele geile Namen. Olympische Spiele haben etwas Magisches, schon aus der Kindheit. Wenn jemand Gold holt, ist man richtig stolz auf sein Land“, sagte er: „Es ist nicht unfassbar realistisch gerade. Wenn ich ein großes Turnier im Sommer spielen dürfte, wäre ich mehr als glücklich.“ U21-Bundestrainer Stefan Kuntz kann für Tokio drei Spieler nominieren, die älter als Jahrgang 1997 sind. Die finale Nominierung erfolgt erst im Juni.

Bei der Simulation Fifa könnte die Bewertung von Kramer besser sein, findet er selbst: „Ich habe einen miserablen Schuss und bin auch ganz, ganz langsam im Spiel. Da kann man mit mir schon gar nichts mehr anfangen. Es macht gar keinen Spaß, mit mir zu spielen. Letztes Jahr habe ich ein paar richtig geile Schüsse rausgehauen, da dachte ich, ich bekomme ein gutes Upgrade. Ich habe schon mehrfach Kontakt aufgenommen und gefragt, ob die mich nicht schneller machen können, damit ich wenigstens öfter mit mir spielen kann.“

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Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Die Fragen, die Reporter nach dem Spiel stellen, kann der 28-Jährige nicht mehr hören. „Nach Niederlagen wird immer nach der fehlenden Mentalität, fehlender Gier, fehlender haste nicht gesehen gefragt. Das will man nicht mehr beantworten, weil man dazu nichts sagen kann. Wir haben in Deutschland eine Kultur entwickelt, wo jeder nur darauf aus ist – nennen wir ihn mal Hecki Euser, ich mag ihn wirklich gern – relativ unangenehme Fragen zu stellen, zu der man nur unangenehme Antworten gibt. Man klickt eher auf Berichte, die mit bisschen Geschmäckle sind, dass man nur darauf wartet, dass irgendwer einen Fehler macht und der wird dann ausgeschlachtet und deshalb reagieren viele Fußballer so wie sie es tun. Man versucht einfach nur vernünftig durch so ein Interview zu kommen. Die Presse und Interviewsteller sind auch nicht schuld, die wollen nur ihren Job so gut wie möglich machen.“

(eh)
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