Borussias Mittelfeldspieler Christoph Kramer ist Dieter Heckings Härtefall
Mönchengladbach · Christoph Kramer kam erst am dritten Spieltag zu seinem ersten Saison-Einsatz. Er hat viel Konkurrenz im Mittelfeld, will sich aber weiter anbieten, unter anderem für Borussias Spiel in Berlin am Samstag.
Im Juni begeisterte Christoph Kramer während der Weltmeisterschaft in Russland als Experte des ZDF mit fachkundigen Analysen. Es war da sozusagen sein Nebenjob, Fußballspiele von außen zu beobachten, während der Hauptjob ruhte. In dem ist er Profi von Borussia Mönchengladbach – und schaut da derzeit auch mehr von außen zu, als ihm lieb ist. Erst am dritten Spieltag feierte er sein Debüt in dieser Bundesliga-Saison beim 2:1 gegen Schalke, auch im Pokal beim BSC Hastedt hatte er nicht gespielt. In Tobias Strobl setzte Dieter Hecking in seinem neuen 4-3-3-System bislang auf einen anderen Spielertypen auf der „Sechs“ vor der Abwehr, auch wenn der Trainer zuletzt betont hatte: „Es ist schön, entscheiden zu können, ob ein Kramer oder ein Strobl spielt, ich habe bei beiden kein schlechtes Gefühl – und das verschafft mir ein gutes Gefühl.“
Mit den Gefühlen wiederum ist es so eine Sache. Kramer entgegnete am Mittwoch auf die Frage nach seinen Einsatz-Chancen am Samstag bei Hertha BSC Berlin: „Mein Gefühl hat mich zuletzt getäuscht, deswegen kann ich dazu nichts sagen.“ Gegen Schalke kam er in der 72. Minute für einen seiner Konkurrenten im Mittelfeld, Denis Zakaria, neben Strobl sind da noch Laszlo Bénes und Michael Cuisance, die ebenfalls auf Chancen warten, sich auf dieser Position zu zeigen.
Die ersten rund 20 Minuten Bundesliga in dieser Spielzeit verliefen allerdings auch nicht so, wie von Kramer erhofft: Vor dem Anschlusstreffer verlor er gegen Daniel Caligiuri und Mark Uth den Ball, Uth bediente Breel Embolo, der in den Winkel schoss. Kramer sagte über sein Debüt: „Reinzukommen ist auch eine ungewohnte Situation – das ist vom ganzen Ablauf immer anders als anzufangen. Ich habe mich aber, glaube ich, ganz gut zurechtgefunden und konnte meinen Teil dazu beitragen, das über die Bühne zu bringen.“
Kramer ergänzte: „Ich habe ja schon ein paar Bundesliga-Spiele gemacht – von daher war das Debüt nichts Besonderes. Es war aber eine ungewohnte Situation, am Anfang der Saison draußen zu sitzen. Das hatte ich bisher noch nicht.“ Beziehungsweise sehr lange nicht: Der letzte Bundesliga-Saisonstart ohne Kramer war am 24. August 2014, damals kam der WM-Fahrer nach 73 Minuten für Havard Nordtveit in die Partie – und besorgte den 1:1-Ausgleich gegen den VfB Stuttgart. Auch in seiner ersten Profisaison stand er in der Startelf, bei Borussias 1:3-Niederlage am 9. August 2013 beim FC Bayern München.
Inzwischen hat Kramer 140 Bundesligaspiele gemacht, ist 2014 mit Deutschland Weltmeister in Brasilien geworden. Doch große Namen zählen nicht bei Borussia, nur Leistung und was der Trainer von der jeweiligen Position erwartet. Das hatte Hecking vor rund einer Woche noch verdeutlicht. Zumindest in den ersten Pflichtspielen hatte er andere Erwartungen an die Rolle der „Sechs“ als die, wie Kramer sie interpretiert. Dass es Härtefälle geben wird, hatte Hecking vor der Saison klargemacht – Kramer ist derzeit eben das. Aber er verzagt nicht. „Man muss es akzeptieren, dazu gibt es keine Alternative. Auch beim Training Gas zu geben, ist alternativlos. Das mache ich aber immer. Ich habe ja auch nicht nicht Gas gegeben, wenn ich gespielt habe“, sagte Kramer.