Gladbach ist dabei Champions League macht die Kleinen reich und die Großen noch reicher

Mönchengladbach · Dabei sein ist nicht alles, aber viel wert: Borussia Mönchengladbach hat die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League nicht nur aus sportlichen Gründen gefeiert. Doch die Großen der Großen verdienen noch viel mehr.

 In Nyon wird die Gruppenphase der Champions League ausgelost.

In Nyon wird die Gruppenphase der Champions League ausgelost.

Foto: AP/Daniel Cole

Ferencvaros Budapest hat die Champions-League-Qualifikation gepackt. Dass der Meister aus einem Land, das zuletzt nur Platz 33 der Fünf-Jahres-Wertung belegte, am Ende wirklich durchkommt, ist eine absolute Seltenheit geworden. Entsprechend groß war der Jubel in der ungarischen Hauptstadt nach dem 0:0 gegen Molde FK, den Meister aus Norwegen, noch so ein Außenseiter.

Die Verantwortlichen von Ferencvaros dürften Euro-Zeichen in den Augen gehabt haben: Schließlich kassiert ihr Verein allein 15,25 Millionen nur für die Teilnahme an der Königklasse. Selbst wenn die Uefa ihr Prämiensystem noch ein wenig den Folgen der Corona-Pandemie anpasst, bleibt die Champions League eine Geldmaschine.

Die größten Klubs des Kontinents haben sich längst daran gewöhnt, doch sogar Real Madrid, der FC Bayern oder Juventus Turin müssten immer noch demütig auf die Summen schauen, um die es geht. Für den Titelgewinn haben die Bayern rund 130 Millionen Euro aus all den Uefa-Töpfen eingestrichen – so viel Umsatz machte Hertha BSC in der Saison vor dem Einstieg von Investor Lars Windhorst insgesamt.

„Die hohen Prämien bereits für die Gruppenphase sorgen für deutliche Finanzvorteile von Champions-League-Klubs gegenüber Europa-League-Klubs oder reinen Bundesliga-Klubs“, sagt Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln. „Die Prämien für die Gruppenphase können bereits höher sein als das Gesamtbudget einzelner Bundesligaklubs.“ Der Professor für Sportökonomie und Sportmanagement rechnet vor: „Noch vor zehn Jahren war der Mannschaftskader des deutschen Meisters nur zehnmal so teuer wie der des 18., heute ist er 25- bis 30-mal so teuer.“ So würden nationale Ligen prinzipiell langweiliger.

Borussia Mönchengladbach hat verhindert, dass die Bundesliga zum zweiten Mal in Folge dieselben vier Königsklassen-Teilnehmer stellt. „Für die Borussia ist die Teilnahme an diesem Millionenspiel elementar, soll der Abstand zu diesen Teams nicht größer werden“, sagt Breuer. Die Fohlen schickten Bayer 04 Leverkusen, das über die Jahre regelmäßig große Schlücke aus den Geldtöpfen der Uefa genommen hat, in die wenig lukrative Europa League. Gladbach freut sich nun über wichtige Einnahmen, um Corona-Löcher zu stopfen.

Und dann hat die Uefa sich noch eine Säule ausgedacht, von der vor allem die Großen der Großen profitieren. Real Madrid bekommt als Erster der Zehn-Jahres-Wertung 32-mal 1,108 Millionen Euro, ohne in der Gruppenphase vor einen Ball getreten zu haben. Die Bayern erhalten als Zweiter das 31-fache dieser Summe (34,35 Millionen). Dagegen musste sich Gladbach der Koeffizientenrangliste von hinten annähern. 7,76 Millionen hat der Verein auf diesem Weg eingenommen, weil er sechs andere hinter sich ließ.

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Borussia hat quasi keine Chance, den finanziellen Abstand auf beispielsweise den FC Bayern zu verringern, obwohl es für jeden Punkt in der Gruppenphase 900.000 Euro und für das Erreichen der K.o.-Runde – Stand jetzt – 9,5 Millionen gibt. Dabei sein mag nicht alles sein, aber dabei sein ist in der Champions League einiges. Borussia kann sich dafür national absetzen von Klubs wie der TSG Hoffenheim oder Eintracht Frankfurt. Vereinen wie Werder Bremen, zu denen die Gladbacher früher aufsahen, sind sie finanziell längst enteilt.

Bitter sind die geringeren Zuschauereinnahmen. Selbst wenn 10.000 Fans erlaubt sein sollten, sinkt der Ticketumsatz um mehr als 1,5 Millionen Euro pro Heimspiel. Auch bei den TV-Geldern werden die Klubs Abstriche machen müssen. Ein finanzieller Segen bleibt die Champions League trotzdem – ob für Borussia, Bayern oder Budapest.

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