Flanken ohne Abnehmer Borussia braucht mehr Strafraumpräsenz

Mönchengladbach · Unter Dieter Hecking wird be Borussia Mönchengladbach wieder mehr über die Flügel gespielt und geflankt. Doch nicht selten fehlen Abnehmer in der Gefahrenzone.

 Eine Szene, die Borussia häufiger braucht: Lars Stindl kommt im Strafraum zum Abschluss.

Eine Szene, die Borussia häufiger braucht: Lars Stindl kommt im Strafraum zum Abschluss.

Foto: dpa, fg hpl

25 Flanken hat Borussia geschlagen gegen RB Leipzig - inklusive Standards. Dazu gehörte auch die Ecke, die Jannik Vestergaard mit dem Kopf ins Netz wuchtete zum Anschlusstreffer in der 81. Minute. Das Tor kam zu spät, um dem Spiel noch eine Wendung zu geben, es blieb beim 1:2. In den letzten Minuten stand der frühere Borusse Roel Brouwers in der Mixed Zone des Borussia-Parks und wäre am liebsten rausgelaufen, direkt in den Strafraum der Leipziger, um den Gladbachern zu helfen, irgendwie das Ding noch ins Tor zu bugsieren. Früher hatte Brouwers, der hauptberuflicher Verteidiger war, ab und an den Job als Aushilfsstürmer, wenn es einen Rückstand gab. Dann flogen die Bälle lang hinein in den Strafraum und Brouwers versuchte es per Kopf. Wie jetzt Vestergaard.

Doch Brouwers war nicht als Retter da, sondern als TV-Star. Der Sender Fox Sports dreht eine Dokumentation über ihn. Als die Ex-Kollegen in die Kabine trotteten, musste Brouwers sie wegen des 1:2 trösten. Den Helden, der das Tor noch machte, gab es nicht. Vielleicht auch, weil Borussia keinen echten Strafraumknipser hat. Einen, der steht, wo er stehen muss, wenn ein Ball mal runterfällt im Sechzehner.

Natürlich kommt diese Debatte immer dann hoch, wenn Tore fehlen. Das war gegen Florenz so, und nun auch gegen Leipzig. Borussia hat Männer, die Tore machen können. Lars Stindl, den aktuellen Cheftorjäger, Thorgan Hazard, in Bremen der Siegtormacher, natürlich Raffael, der bald zurückkehren soll. Doch alle sind Künstler, sie erspielen Tore, sie erzwingen sie nicht. Genau das ist zuweilen gefragt. Aber Mittelstürmer der alten Schule, die gibt es bei Borussia nicht. Josip Drmic hat die Nummer 9, doch er ist auch mehr Konterstürmer als Strafraum-Wühler. So einer, wie es Trainer Dieter Hecking früher war. "Er hat sich in jeden Ball geschmissen", erinnert sich Torwarttrainer Uwe Kamps an die gemeinsame Profi-Frühzeit auf dem Bökelberg.

Nun kommt die nächste Lernphase

Der Ansatz des Trainers Hecking ist durchaus gemacht für den Typ "Neuner". "Ich bin ein Freund davon, viel über die Flügel zu machen - und wir haben richtig gute Flügelspieler, die mit Tempo unterwegs sind, die das eins gegen eins lösen können, die in den Rücken der Abwehrkette kommen können", sagte Hecking. Nur: Was, wenn es gelingt? Wie gegen Leipzig Fabian Johnson, der links durchkam, schaute und sah, dass er in der Mitte niemanden sah. So legte er den Ball zurück an die Strafraumgrenze. Dort leitete Lars Stindl hübsch weiter auf Thorgan Hazard, der aber verzog.

"Das war ja hier lange nicht so gefragt", sagte Hecking, angesprochen auf die fehlende Strafraumpräsenz. Weswegen er vorn auch eher spielende Stürmer hat. "Aber wir können auch so in den Strafraum kommen", versicherte er. Gleichwohl will er mit dem Team daran arbeiten, die Strafraumpräsenz zu erhöhen. "Wir haben zunächst daran gearbeitet, wieder Stabilität zu bekommen", sagte Hecking. Das ist weitgehend gelungen. Nun kommt die nächste Lernphase: "Wir müssen daran arbeiten, aus den herausgespielten Chancen möglichst mehr Tore zu machen."

Dass es in Heckings bevorzugtem 4-2-3-1-System auch eine Planstelle für einen Mittelstürmer gibt, ist kein Geheimnis. Drmic, aber auch André Hahn könnten diese bekleiden, auch am Donnerstag in Florenz, so Raffael weiter fehlt. Gerade für Drmic ist es die Chance, endlich richtig anzukommen in Gladbach und sich zu platzieren. Gelingt ihm das nicht, könnte im Sommer neues Personal für das Segment Sturmzentrum gesucht werden. Einer wie Davie Selke, der bei RB Leipzig auf der Bank sitzt, zum Beispiel. Er hat vielleicht gedacht: "25 Flanken. Das wäre doch was für mich." Die Flankenbilanz seines Teams: sieben.

(kk)
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