Ex-Borusse ist Fürther Kapitän Hrgota hätte nichts gegen eine weitere „Ausgerechnet...“-Geschichte

Mönchengladbach · Vier Jahre spielte Branimir Hrgota für Borussia, nun kehrt der Angreifer mit der SpVgg Greuther Fürth in den Borussia-Park zurück. In Gladbach konnte er sich nicht langfristig durchsetzen, doch geärgert hat er seinen Ex-Klub schon einmal gehörig.

Kapitän in Fürth: Hier kämpft Ex-Borusse Branimir Hrgota (l.) mit dem Frankfurter Tuta um den Ball.

Kapitän in Fürth: Hier kämpft Ex-Borusse Branimir Hrgota (l.) mit dem Frankfurter Tuta um den Ball.

Foto: dpa/Daniel Karmann

„Ausgerechnet…“-Geschichten gibt es in der deutschen Fußball-Geschichte sicherlich schon Hunderte. Geprägt hat diesen Ausspruch Reporter-Legende Ernst Huberty, als „ausgerechnet“ Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger im WM-Halbfinale 1970 gegen Italien in letzter Minute der Ausgleich gelang und damit erst das Jahrhundertspiel im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt so richtig in Gang brachte. „Ausgerechnet…“ werden auch Borussias Fans am späten Abend des 25. April 2017 gedacht haben, als Branimir Hrgota im Borussia-Park zum Jubellauf in die Fankurve ansetzte – in die Fankurve der Gäste. Denn der Ex-Borusse hatte damals den entscheidenden Elfmeter im Halbfinale des DFB-Pokals für Eintracht Frankfurt verwandelt und damit alle Gladbacher Träume vom Finale in Berlin zum Platzen gebracht.

Hrgota wird kommenden Samstag mit der Spielvereinigung Greuther Fürth nach Gladbach zurückkehren, vor zwei Jahren war der Schwede zu den Franken gewechselt, mittlerweile ist er der Kapitän des Teams. Er freue sich auf die Rückkehr in den Borussia-Park, hatte der 28-Jährige jüngst in einem Interview auf Borussias Internetseite gesagt und hinzugefügt: „Borussia war mein erster richtiger Profiverein, mit 19 Jahren ein solches Stadion und solche Fans erleben zu dürfen, war etwas Besonderes. Ich glaube, die Türen sind dort immer noch offen für mich. Ich kenne noch viele Leute, habe noch einige Kumpels. Borussia ist ein toller Verein und wird immer in meinem Herzen bleiben, auch nach der Karriere.“

Als Jungspund war Hrgota vom schwedischen Zweitligisten Jönköpings Södra IF nach Gladbach gekommen, als einer von drei Angreifern neben Luuk de Jong und Peniel Mlapa, die den Weggang des Borussen-Stars Marco Reus im Sommer 2012 auffangen sollten. Hrgota war dabei das Talent, das in der Rolle des Lehrlings gesehen wurde. Doch Trainer Lucien Favre fand schnell Gefallen am Spielstil des Schweden, sein „Vergessen Sie Hrgota nicht!“ wurde zu einem der Kultsätze des Schweizers in dessen Gladbacher Zeit. Doch so recht durchsetzen konnte sich Hrgota am Niederrhein nie, wenngleich er durchaus seine Auftritte hatte.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

So schnürte der Schwede bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga beim FSV Mainz 05 gleich einen Dreierpack. Und in der Europa-League-Saison 2014/15 gelangen ihm beachtliche acht Treffer – wenngleich er zumeist gegen klar unterlegene Gegner wie FK Sarajevo oder Apollon Limassol traf. Hrgota verband dabei eine gute Technik mit der nötigen Portion Frechheit, wie er sie bei seinen Lupfer-Toren in Mainz und gegen den FC Zürich unter Beweis stellte. Mitunter übertrieb er es jedoch mit seiner Verspieltheit: So sorgte er mit einem fahrlässigen Elfmeter-Chip an die Latte für das bislang letzte Erstrunden-Aus der Gladbacher im DFB-Pokal – 2013 beim SV Darmstadt 98.

Aus diesem Grund bekam das „ausgerechnet“ im Pokalhalbfinale 2017 eine zusätzliche Bedeutung, weil Hrgota im Elfmeterschießen cool blieb und Gladbach-Keeper Yann Sommer ganz seriös verlud. Im Sommer zuvor war er ablösefrei nach Frankfurt gewechselt – nach 88 Pflichtspielen und 19 Toren für die Borussia. Der große Durchbruch blieb ihm aber auch am Main verwehrt, wie schon in Gladbach fehlten ihm die Klarheit und Robustheit in seinem Spiel, um nicht nur gegen Underdogs zu glänzen.

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Insofern dürfte der Schritt in die Zweite Liga nach Fürth genau der richtige für den Angreifer gewesen sein, dort reifte er ab 2019 zu einem Stamm- und dann auch zu einem Führungsspieler: 16 Tore trug der Linksfuß in der vergangenen Saison zum Aufstieg der Spielvereinigung bei. Und auch jetzt – nach dem mit nur einem Punkt aus elf Spielen verpatzten Saisonstart – gibt Hrgota die Richtung vor. „Wir werden bis zum Schluss kämpfen, um den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt der Kapitän, der von seiner Mannschaft den nötigen Mut erwartet, um am Samstag in Gladbach bestehen zu können: „Wir wissen, dass Borussia eine sehr gute Mannschaft mit sehr guten Spielern ist, die im Ballbesitz, aber besonders im Umschaltspiel sehr stark ist. Aber wir werden auch unsere Möglichkeiten haben – und die wollen wir nutzen.“

Drei Tore – alle durch Elfmeter erzielt – stehen für Hrgota in der laufenden Saison bereits zu Buche, er ist damit bester Fürther Torschütze. Würde er am Samstag nun auch in Gladbach treffen und den Borussen im Bemühen um den nächsten Heimsieg tatsächlich in die Suppe spucken, der „Ausgerechnet…“-Satz hätte sicherlich rund um den Borussia-Park wieder Hochkonjunktur.

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