Borussia Mönchengladbach Borussia setzt hinten auf junge Erfahrung

Mönchengladbach · Jannik Vestergaard und Matthias Ginter haben trotz ihrer 24 und 23 Jahre beide schon fast 200 Profispiele im Lebenslauf stehen. Ex-Dortmunder Ginter hat bereits seinen Führungsanspruch bekundet.

Treffen als Gegner: Jannik Vestergaard (li.) geht mit Matthias Ginter in den Luftkampf.

Treffen als Gegner: Jannik Vestergaard (li.) geht mit Matthias Ginter in den Luftkampf.

Foto: Imago

Es war Ende März, als Vestergaard den Gipfel der Verteidiger-Zweisamkeit notierte. Innerhalb von 44 Tagen hatte er zwölfmal an der Seite Andreas Christensens für Borussia begonnen. Nun saß er bei der dänischen Nationalmannschaft auf einem Ledersofa, neben sich seinen Landsmann auf der Lehne und in der Hand ein Buch über: Andreas Christensen. "Jetzt lesen wir auch noch Bücher übereinander", schrieb Vestergaard bei Instagram, denn Christensen war auch in eines vertieft, Hauptfigur: Jannik Vestergaard.

Bei Borussia ist das dänische Dauer-Duo (nur einmal in 25 Pflichtspielen im Jahr 2017 begannen sie nicht nebeneinander) seit Ende Mai gesprengt. Das letzte Bild Christensens am Gladbacher Stadion produzierten sie selbstredend gemeinsam, als sie eine Hundebox auf der Rückbank von Vestergaards Auto deponierten. Damit endete ihre Geschichte bei Borussia.

Zwei, die über Monate links und rechts in Dieter Heckings Innenverteidigung ein nahezu identisches Profileben führten, sind nun in recht unterschiedlichen Welten unterwegs. Während Vestergaard sich gestern noch einen Tag ausruhen durfte nach dem intensiven Trainingslager am Tegernsee, lief Christensen erstmals nach seinem zweijährigen Gladbach-Intermezzo wieder für den FC Chelsea auf - in Singapur gegen den FC Bayern. Um kurz vor 13.30 Uhr deutscher Zeit war die Social-Media-Welt für Christensen noch schwer in Ordnung. Die Chelsea-Fans freuten sich unisono, dass er gegen Bayern beginnen durfte. Um 14.04 Uhr lag Chelsea 0:3 hinten, um 14.59 Uhr hatte Christensen Feierabend beim Stand von 1:3. Am Ende verkürzten die "Blues" noch auf 2:3. Bei Twitter kam der 21-Jährige prompt nicht mehr so gut weg, wobei die Qualität einiger Äußerungen die These untermauert, dass sich Fußballer mit derartigen Inhalten nicht so sehr befassen sollten.

Ob Christensen bis Ende August noch irgendwo anders landet, damit muss sich Vestergaard nur aus freundschaftlicher Verbundenheit befassen. Sportlich beginnt heute ein neues Kapitel für den Innenverteidiger, weil er die ersten beiden Trainingseinheiten mit seinem Nebenmann in spe, Matthias Ginter, absolvieren wird. Hinter Vestergaard liegt eine Rückrunde, in der er endgültig angekommen ist und in einigen Bereichen seines Aufgabenfeldes zu den Besten der Bundesliga wurde. Verschiedene Quellen wiesen ihn als sechstbesten Zweikämpfer aus. In der Luft, bei klärenden Aktionen und Torabschlüssen erreichte er ebenfalls die Top Ten seiner Zunft. Vier Tore als Innenverteidiger übertraf sogar nur Stefan Bell vom FSV Mainz 05.

Ein Szenario, das Vestergaard nicht in der Startelf am 11. August im DFB-Pokal bei Rot-Weiss Essen beinhaltet, scheint es momentan nicht zu geben. Deshalb wurde er selbstverständlich im Trainingslager gebeten, etwas über seinen neuen Partner zu sagen. "Da kommt sehr viel Qualität zu uns. Er hat sehr viel erlebt, obwohl er noch sehr jung ist. Ich glaube, er wird uns sofort helfen", sagte Vestergaard, der demnächst auch erst 25 Jahre alt wird. Ginter ist 23. Trotzdem haben beide fast genau 200 Profispiele auf Klub- und Nationalmannschaftsebene absolviert.

Nun hat Borussia in Christensen einen Innenverteidiger verloren, der in zahlreichen Statistiken vergangene Saison noch vor Vestergaard lag. Ginter hat wechselhafte Zeiten bei Borussia Dortmund hinter sich, sein letztes Spiel machte er als Sechser im DFB-Pokalfinale. Für die andere Borussia aus Gladbach hat er bereits seinen Führungsanspruch bekundet. "Man muss auf die Jungs zugehen, sich schnell integrieren, in schwierigen Situationen vorangehen", beschrieb Ginter sein Rezept und fügte hinzu, was Vestergaard nun in seinen Worten so ausdrückte: "Viel über Führungsspieler zu sprechen, ist einfach. Es muss durch Taten verkörpert werden."

Ab heute können sie gemeinsam damit beginnen, 16 Tage vor Essen. Wer als Innenverteidiger einmal spielt unter Trainer Hecking und seinen Job zufriedenstellend erledigt, hat die Aussicht auf einen der sichersten Stammplätze im Team - siehe Vestergaard und Christensen.

(RP)
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