Beim 1:1 in Frankfurt Borussia beweist trotz Remis Gewinner-Mentalität

Mönchengladbach · Die Gladbacher verbindet man in erster Linie mit spielerischer Stärke. In Frankfurt bewiesen sie jedoch auch kämpferische Fähigkeiten, die zum Erfolg führten.

  Der Frankfurter Ante Rebic (l) und Gladbachs Christoph Kramer kämpfen um den Ball.

Der Frankfurter Ante Rebic (l) und Gladbachs Christoph Kramer kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Thomas Frey

Matthias Ginter und Christoph Kramer halten nichts von den im Fußball üblichen Mentalitätsdebatten, das haben sie zuletzt im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ klargestellt. Die Einstellung der beiden Borussen zu diesem Thema verwundert nicht, gilt doch das Team, in dem sie tätig sind, als eines, das seine Erfolge eher erspielt als erarbeitet oder erkämpft.

Eintracht Frankfurt hingegen, der Gegner vom Sonntag, ist eine Mannschaft, der viel Mentalität nachgesagt wird. In der vergangenen Saison, als es ein 0:1 und ein 0:2 gegen eben diese Frankfurter gab, war das Bild schnell gemalt: Die netten Borussen hatten gegen die harten Jungs verloren. Und alles, was mit „harten Jungs“ verbunden wird – kratzen, beißen, rennen, Coolness, Abgezocktheit, Wehrhaftigkeit – wurde als Begründung angeführt, warum Frankfurt holte, was Borussia gern gehabt hätte: den Pokal, die Teilnahme am internationalen Geschäft.

Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach: die Bilder des Spiels
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Frankfurt - Borussia: die Bilder des Spiels

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Foto: AP/Michael Probst

Mentalität wird immer auch mit Ergebnissen verknüpft: Wer gewinnt, hat sie, wer verliert hat sie nicht. Folgt man der Formel konsequent, haben die Borussen in dieser Saison mehr Mentalität als die diesbezüglich als vorbildlich geltenden Frankfurter, schließlich haben sie vier Punkte gegen das Team geholt, das in den beiden Spielzeiten vorher für einige unangenehme Erlebnisse gesorgt hatte. Während die Gladbacher das 3:1 im Hinspiel mit einiger Spielkunst ermöglicht haben, war es nun in Frankfurt tatsächlich ein Punkt des Willens.

„Wir haben immer an das Tor geglaubt“, versicherte Denis Zakaria, der schließlich traf – mit einem Fernschuss, wie zwei Wochen zuvor Kramer auf Schalke. Distanzschüsse sind eine Tor-Art, die dafür steht, etwas zu erzwingen, was auf die feine Art nicht so recht klappen will. Borussia war bis dahin drauf und dran, erstmals in dieser Saison zwei Ligaspiele am Stück zu verlieren, das wäre mental wenig wertvoll gewesen. Darum ist das Remis ein gefühlter Sieg, der eine Punkt bringt Gladbach mehr als dem Gegner ein, dessen Ansinnen, sich heranzupirschen, abgebügelt wurde.

Borussia Mönchengladbach: Die Einzelkritik vom Spiel bei Eintracht Frankfurt
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Frankfurt - Borussia: Die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Silas Stein

Auch mit Blick auf die nächsten Spiele war das 1:1 wichtig. Denn zwei Niederlagen in Serie mit den auswärtsstarken Wolfsburgern (sechs Siege, zwei Unentschieden in der Fremde) und den aufstrebenden Bayern vor der Brust, das wäre nicht ohne gewesen. So aber wurde die erste Heimniederlage zwar nicht ganz wettgemacht, aber doch abgemildert, einen der drei verlorenen Punkte holte sich Borussia zurück.

So, wie die erste Halbzeit in Frankfurt gelaufen ist, mit der klaren Überlegenheit und dem Gegentor zur Unzeit, hätte es früher vermutlich kein Comeback gegeben – wie in der vergangenen Saison, als Borussia zu wenig effektiv war und die Eintracht am Ende das 2:0 machte. Nun zeigten die Borussen, dass sie gewillt sind, zu verteidigen, was sie sich erarbeitet haben. Trotzdem bleiben sie, was sie sind: ein spielerisches Team. Doch haben sie jetzt die Fähigkeit entwickelt, auch Spiele wie das in Frankfurt nicht zu verlieren. Das ist auch eine Art von Gewinner-Mentalität. Kramer und Ginter werden dem nicht widersprechen.

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