Borussia Mönchengladbach Borussia beeindruckt selbst Gegner Hoffenheim

Sinsheim/Mönchengladbach · Die sozialen Netzwerke sind während eines Fußballspiels ein Seismograf der Gefühlslage rund um einen Klub. Bei Borussia war am Samstag vor dem Spiel bei 1899 Hoffenheim, bisher ein ausgesprochener Angstgegner, den man in dessen eigenen Stadion nie besiegen konnte, zunächst die Unsicherheit.

TSG 1899 Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik
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Hoffenheim - Borussia: die Einzelkritik

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Martin Stranzl fehlte in der Startelf. Der Abwehrchef hatte Knieprobleme und wurde mit Blick auf das Pokal-Viertelfinale am Mittwoch bei Arminia Bielefeld geschont. "Ohne Stranzl wird es schwierig", twitterte ein Borussen-Freund besorgt. Ein anderer lieferte die passende Statistik dazu: "18 Spiele mit Stranzl, eine Niederlage, acht Spiele ohne Stranzl, vier Niederlagen."

Borussia Mönchengladbach – Max Kruse wartet lange vor Elfmeter-Tor
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Kruse cool vom Punkt trotz Wartezeit

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Als Hoffenheim dann nach Raffaels Ballverlust blitzschnell konterte und nach einem ausgezeichneten Spielzug zum 1:0 durch Sven Schipplock kam, schien sich die Vorahnung zu bewahrheiten. Doch durfte Hoffenheim nur in dieser Situation ein bisschen Gladbach spielen, danach zeigte Borussia, wer das echte Gladbach ist. Das Team von Lucien Favre demonstrierte hohe Spielkunst und drehte den Rückstand in einen 4:1-Sieg um. Der erste "Dreier" bei 1899 Hoffenheim brachte die Punkte 48, 49 und 50, festigt den dritten Tabellenplatz und war abermals ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz: Diese Borussia ist auf dem besten Wege, erstmals die Gruppenphase der Champions League zu erreichen — auf direktem Wege.

Entsprechend war die Stimmungslage im Netz. "Also, wenn ihr mich fragt: Das hat Champions-League-Niveau, mal ganz subjektiv empfunden", schrieb schon in der Halbzeit ein Fan bei Facebook. Nach dem Abpfiff war nur noch Seligkeit, das meiste gepostete Bild war ein Beweisstück: Die Anzeigetafel in Sinsheim, die Weiß auf Blau das Ergebnis nachhielt. "Die Seele brennt, einfach genial", schrieb einer bei Facebook, während die "Nordkurve" in Sinsheim, die sich die mitgereisten Gladbach eingerichtet hatten, das Europapokal-Lied sang. "Nach so einem grandiosen Sieg in Hoffenheim ist die Freude groß. Sieg feiern! Party", gab jemand via Facebook das Motto für die Heimreise vor.

Borussias 14. Saisonsieg war indes ein ganz linkes Ding. Alle vier Treffer wurden über die linke Angriffsseite eingeleitet — jeweils mit zauberhaften Pässen aus der Zentrale. Das lag auch daran, dass sich Max Kruse immer wieder geschickt zurückfallen ließ und die Bälle gewieft verteilte. Wie in der Entstehung des 1:0, als er den derzeit ausgezeichnet aufgelegten Oscar Wendt auf die Reise schickte. Dessen Flanke schob Patrick Herrmann ins Tor, doch zuvor hatte David Abraham Fabian Johnson gefoult, daher gab es den Elfmeter, den Kruse dann zum 1:1 verwandelte. Vor dem 2:1 gab es einen nahezu identischen Spielzug: Kruse schickte Wendt, dessen Hereingabe verwertete Herrmann. Vor dem 3:1 spielte Herrmann dann Kruse den Ball mit dem Außenrist in den Lauf, dessen Hereingabe Raffael dann verwertete. Das 4:1 legte erneut Kruse über links auf, dieses Mal vollstreckte Herrmann, der sein zehntes Saisontor erzielte.

Borussia Mönchengladbach: Christoph Kramer kassiert fünfte Gelbe für unnötigen Rempler
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Kramer kassiert fünfte Gelbe für unnötigen Rempler

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Kruse war an allen Treffern beteiligt: als Schütze, als Einleiter und als Vorbereiter. "Es war sehr positiv", gab er dann auch bekannt "Dass wir da oben zu recht stehen, haben wir immer gesagt — und wir haben hart darauf hingearbeitet", sagte Kruse. Die harte Arbeit spiegelt sich aktuell in locker-leichtem Kombinationsfußball wider. Wie zuvor in München griffen auch in Sinsheim alle Automatismen, die Laufwege stimmten, die Präzision beim finalen Pass und im Abschluss. Und auch die Stranzl-lose Defensivarbeit (Roel Brouwers ersetzte den Österreicher gewohnt sicher) stimmte: Nach dem 0:1 kam Hoffenheims gut besetzte Offensive kaum noch zu echten Möglichkeiten, und die, die sich am Ende noch boten, als es längst 4:1 stand, parierte Yann Sommer.

"Manchmal muss man die Stärke eines Gegners anerkennen", zollte Hoffenheim via Facebook den Gladbachern Respekt. Deren Sportdirektor Max Eberl befand, Borussia habe "von der 20. bis zur 45. Minute ganz großen Sport" geboten. "Es war ein ganz deutliches Signal, dass wir uns da oben nicht mehr verdrängen lassen wollen", sagte Kruse. Im Netz fasste jemand die ganze Sache in aller Kürze zusammen: "Läuft! Weiter geht´s!" Und zwar einer mit westfälischen Woche: Erst ist das Pokalviertelfinale in Bielefeld, dann kommt Borussia Dortmund.

In dem Spiel gegen den BVB wird ausgerechnet Christoph Kramer fehlen. Der Weltmeister handelte sich ich Sinsheim durch einen unnötigen Rempler gegen Kim die fünfte Gelbe Karte ein. Das war dann auch der einzige Schönheitsfehler bei "diesem gewaltigen Sieg in Hoffenheim" (ein User bei Facebook) notierte. Im Hinspiel in Dortmund hatte Kramer per Eigentor die 0:1-Niederlage eingeleitet. "Kramer nimmt sich eine Auszeit und damit dem BVB die Chance auf ein Tor in Gladbach nächste Woche", hieß es dazu im Netz.

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