Borussias Ramy Bensebaini Der letzte Bayern-Besieger

Mönchengladbach · Seit Ramy Bensebainis Doppelpack bei Borussias 2:1-Heimsieg gegen den FC Bayern hat München nicht mehr verloren. Der Algerier spielt stark, dennoch fliegt er etwas unter dem Radar.

 Ramy Bensebaini trifft am 7. Dezember 2019 gegen die Bayern.

Ramy Bensebaini trifft am 7. Dezember 2019 gegen die Bayern.

Foto: AP/Martin Meissner

Borussia hat zuletzt ein Video veröffentlicht, das die bisherigen Höhepunkte des Borussen-Daseins von Ramy Bensbaini zeigt. 25 Sekunden dauert es, bis es in dem Film um das Wesentliche geht: Jonas Hofmanns Ecke fliegt in den Strafraum des FC Bayern München und Bensebaini, 25, wischt den Ball mit der Stirn vorbei an Manuel Neuer ins Tor. Es war das 1:1. 30 Sekunden später steht der Algerier dann am Elfmeterpunkt, läuft an und schießt den Ball mit links in die von ihm aus untere rechte Ecke. Neuer ahnt es, doch zu präzise ist der Ball getreten – 2:1 für Gladbach. Und Schluss. Das war am 7. Dezember 2019. Seitdem hat der FC Bayern, der nun das Triple perfekt gemacht hat mit dem Champions-League-Sieg, nicht mehr verloren. Somit ist Bensebaini der letzte Bayern-Besieger.

Dass Borussia-Fans in diesen Tagen immer wieder voller Stolz die Szenen des Triumphs gegen die seitdem Unebsiegbaren verbreiten, ist keine Überraschung. Und auch nicht, dass Bensebaini wegen dieser beiden Tore großes Ansehen in der Anhängerschaft Borussias genießt, ist logisch. Weit größer ist jedoch sein Heldenstatus in seiner Heimat. Er war 2019 einer der algerischen Afrika-Cup-Sieger. Kein anderer Borusse hat mehr Follower bei Instagram.

Fußballerisch gehört Bensbaini zu den Gesichtern der Gladbacher Neuorientierung der vergangenen Saison. Er ist ein Mann, der den Stil von Marco Rose voll verkörpert: Der Linksverteidiger ist fußballerisch versiert, aber auch unnachgiebig und wenn nötig hart gegen sich und andere. Das zeigt sich auch im Highlight-Video: Mal tanzt er Gegenspieler aus, mal grätscht er spektaluär. Wer mit Experten über ihn spricht, hört oft das Adjektiv „überragend“ – in Verbindung mit seiner Schusstechnik, mit seinem Kopfballspiel, mit seiner taktischen Ausbildung, aber auch, wenn es um den Typen Bensebaini geht.

Borussia Mönchengladbach: Das ist Ramy Bensebaini
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Das ist Ramy Bensebaini

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Foto: AFP/UWE KRAFT

Fünf Tore und fünf Vorlagen produzierte Bensebaini in seiner ersten Borussia-Saison in 26 Pflichtspielen, das ist für einen Defensivmann eine starke Quote. Spektakulär sind oft seine Vorstöße über den linken Flügel, seine tiefen Läufe nach Diagonal-Bällen von Abwehrchef Matthias Ginter sind regelrecht ein Stilmittel der Borussen geworden. Dass er angesichts der langen Liste von Qualitäten nicht zu den Borussen gehört, die immer wieder Gegenstand sind von Spekulationen, ist fast etwas verwunderlich. Doch noch fliegt Bensebaini im Vergleich zu Spielern wie Marcus Thuram, Denis Zakaria oder Matthias Ginter etwas unter dem Radar.

Das liegt zum einen daran, dass er sich den Job hinten links bislang mit Oscar Wendt geteilt hat. Anfangs brauchte Bensebaini etwas Zeit, um richtig anzukommen, dann brauchte er immer wieder mal eine Pause aufgrund seiner doch sehr aufwändigen Spielweise. Wie es in der neuen Saison wird, bleibt abzuwarten. Rose will sich da nicht festlegen. „Ramy hat im Trainingslager sehr gut gearbeitet, aber Oscar Wendt auch. Das ist es, was ich will als Trainer: Eine angenehme, komfortable Konkurrenzsituation. Wir haben schon einiges vor und darum ist es mir wichtig, dass sich die Jungs gegenseitig pushen“, sagte Rose.

Von Bensebaini erwartet Rose, dass „er Dinge, die er gut gemacht hat, bestätigt und in Teilbereichen auch noch Schritte nach vorn macht“. Zuweilen ist der Algerier etwas übermotiviert, dann wird er anfällig für Fehler. Doch es ist bei ihm wie bei vielen Borussen: Es ist eine Kritik auf hohem Niveau. Bei der Wahl der Fans zum „Spieler der Saison“ war er die Nummer vier hinter Marcus Thuram, Yann Sommer und Denis Zakaria. Auch da ist noch Luft nach oben. Bensebaini arbeitet daran. Es spricht aber schon jetzt viel dafür, dass er ein immer wichtigerer Faktor für Rose sein wird, mehr als nur, dass er der letzen Bayern-Besieger ist.

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