Borussia und Bayer 04 wollen in die Champions League Rheinisches Duell um 20 Millionen Euro

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen wollen in die Champions League, beide sind aber auch abhängig vom Ergebnis des anderen. Es geht für beide auch um die Zukunft.

 Borussias Trainer Dieter Hecking (links) und Leverkusen-Coach Peter Bosz wollen sich mit ihren Teams für die Champions League qualifizieren.

Borussias Trainer Dieter Hecking (links) und Leverkusen-Coach Peter Bosz wollen sich mit ihren Teams für die Champions League qualifizieren.

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Keiner von ihnen hat es in der eigenen Hand, beide sind auf das Ergebnis des anderen angewiesen, aber beide wollen unbedingt in die Champions League. Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen kämpfen am Samstag darum, nach dem letzten Spieltag auf Platz vier zu stehen, dem letzten verbliebenen Rang, der in der Bundesliga dazu berechtigt, in der nächsten Saison in der Königsklasse zu spielen. Auch Eintracht Frankfurt (in München; ein Zähler Rückstand) könnte bei einem Punktverlust der beiden Teams noch vorbeiziehen. Bayern München, Borussia Dortmund (beide kämpfen noch um die Meisterschaft) und RB Leipzig haben sich bereits qualifiziert, der letzte deutsche Teilnehmer wird noch gesucht — und dabei könnte sich ein dramatisches Finale ereignen. Eines, in dem es um viel Kohle geht.

Gladbach ist aktuell zwar Vierter in der Tabelle und damit in der Pole Position, sie liegen aber nur zwei Tore vor den fünftplatzierten Leverkusenern. Das bedeutet: Keiner von beiden kann sich im Falle eines Sieges sicher sein, der Kontrahent könnte schließlich mit einem noch höheren Erfolg vorbeiziehen bzw. vorn bleiben. Während die Borussen mit dem BVB einen Gegner haben, für den es auch noch um etwas geht, tritt Bayer 04 bei Hertha BSC gegen eine Mannschaft an, deren Saisonausgang lange geklärt ist. Ob das ein Vorteil sein wird, wird sich zeigen. Fakt ist: Derjenige der beiden rheinischen Rivalen, der sich durchsetzt, hat einen großen Vorteil für die Zukunft. 20 Millionen Euro mehr wären aufgrund der Champions-League-Teilnahme sicher (30 Millionen Euro garantierte Einnahmen; zehn Millionen Euro haben sie aufgrund der Europa League aber bereits sicher).

Borussia Mönchengladbach: Diese Borussen waren schon bei der anderen Borussia
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Und nicht nur das. Leverkusen braucht die Champions League, um Spieler wie die beiden deutschen Jung-Stars Kai Havertz, 19, und Julian Brandt, 22, halten zu können. Bei Havertz, der einen Vertrag bis 2022 besitzt, haben die Bayer-Verantwortlichen um Rudi Völler und Simon Rolfes zwar schon betont, dass sie er auch in der kommenden Saison in Leverkusen spielen wird. Ob das aber auch so sein wird, wenn der Nationalspieler unzufrieden wäre, ist offen. Brandt dagegen fällt selbst die Entscheidung über seine Bayer-Zukunft. In seinem bis 2021 datierten Vertrag ist eine Ausstiegsklausel über 25 Millionen Euro verankert.

Bei Borussia ist dieses Thema nicht derart problematisch. Mit Thorgan Hazard wechselt der einzige Spieler, der die Königsklasse für sich beansprucht, ohnehin, er geht aller Voraussicht nach für eine Ablösesumme im Bereich von 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund. Andere gestandene Spieler wie Yann Sommer und Matthias Ginter oder starke Youngster wie Nico Elvedi und Denis Zakaria würden sich auch ohne die Champions League weiter in Mönchengladbach wohlfühlen.

Was jedoch bei den Borussen ansteht, ist eine Neuausrichtung mit Marco Rose, der Dieter Hecking im Sommer ablösen wird, als neuem Trainer. Er wird eine neue Spielweise etablieren, die wahrscheinlich auch Umbauten im Kader erfordert. Die Champions League wäre dabei nicht nur finanziell eine enorme Unterstützung, sondern auch als sportliches Argument wertvoll. Das würde natürlich auch für Leverkusen gelten.

„Das ist ein Fußballspiel, in dem wir etwas ganz Großes schaffen können. Wir wollen den Meistertitel holen, denn das ist die Champions League für uns. Durch die Europa League haben wir schon mehr Geld als geplant sicher, und die Champions League würde noch mehr bedeuten“, sagt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl, dessen finanzielle Planungen grundsätzlich ohne europäische Zusatz-Einnahmen laufen.

Die Borussen sind also ambitioniert, aber wohl auch ein bisschen entspannter. Ihre Saison ist mit dem Sicheren Einzug in die Europa League bereits ein Erfolg. „Es ist ganz wichtig, dass wir schon was in der Hand haben. Die Konstellation ist gut für uns, weil wir diejenigen sind, die am befreitesten aufspielen können. Aus mentaler Sicht ist das eine gute Situation. Aber jetzt wollen wir auch den großen Wurf landen“, sagte Borussias Mittelfeldspieler Christoph Kramer, der von 2013 bis 2015 auch unter dem Bayer-Kreuz kickte, im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch aufgrund dieser „befreiten“ Situation verzichten die Gladbacher darauf, bei den Zwischenergebnissen am Samstag zu tricksen. Im heimischen Borussia-Park werden alle 15 Minuten alle Resultate der übrigen Paarungen angezeigt. Und die Leverkusener müssen sich in Berlin den Richtlinien des Heimvereins beugen.

Dort werden die Bayer-Profis von über 3000 Fans unterstützt, die unter dem Motto „Alle in Rot“ in gleichfarbiger Kleidung im Stadion sein werden. Borussia brachte die Fan-Aktion „Alle in Weiß“ am vergangenen Wochenende den 4:0-Erfolg in Nürnberg und den Einzug in den Europapokal. Bei einem solchen Ergebnis der Leverkusener müsste Gladbach gegen Dortmund übrigens mit drei Toren Unterschried gewinnen.

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