Elvedi ist der fünfte Ausfall hinten Borussias Verteidiger-Schwund kann eine Chance für die Talente sein

Analyse | Mönchengladbach · Nico Elvedi ist der fünfte von acht nominellen Abwehrspielern, der verletzt ist. Borussias Trainer Adi Hütter muss in den kommenden Partien improvisieren. Das könnte auch die große Chance für den Nachwuchs sein.

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Borussias Eigengewächse aus dem Fohlenstall

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Foto: AFP/UWE KRAFT

Wenn Nico Elvedi, Borussias Verteidiger aus der Schweiz, irgendwann auf seine Karriere als Fußballprofi zurückschaut, wird er die Szene, die sich in der 28. Minute des Bundesliga-Spiels der Borussen beim FSV Mainz 05 (1:1) zutrug, nomit einem ungläubigen Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Denn die Art und Weise, wie aus seinem Zweikampf mit dem Mainzer Karim Onisiwos eine wochenlange Verletzungspause wurde, mutete doch höchst kurios an. Elvedi kam Onisiwo in die Quere, hakte ein und es war passiert.

„Bandverletzung an der Gelenkkapsel/Fußwurzel“, so lautet die offizielle Diagnose. Wie lange Elvedi fehlen wird, ist nicht abzusehen. Doch dürfte er frühestens Ende November wieder ein Thema sein, zum Derby in Köln (27. November) oder zum Topspiel-Doppel gegen den SC Freiburg (5. Dezember) und bei RB Leipzig (11. Dezember). Bis dahin muss Trainer Adi Hütter in der Defensive improvisieren. Denn Elvedis Ausfall setzt den Verteidiger-Schwund bei Borussia fort.

Das Portal „transfermarkt.de“ illustriert die Mangel-Lage im Segment „Verteidiger“ bei den Borussen: Hinter fünf von acht Spielern findet sich das Verletzungs-Symbol, ein rotes Quadrat mit einem weißen Kreuz. Mamadou Doucoure ist einer davon, der unglückliche Franzose läuft indes außer Konkurrenz  mit, doch ist er nach seinem Achillessehnenriss immerhin zurück in Gladbach und auf dem Trainingsplatz, wie Borussia am Sonntag mitgeteilt hat. Wann und ob der 24-Jährige, der nur wenige Minuten Profifußball absolviert hat, eine Alternative sein kann oder wird, ist offen.

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Mainz - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Jordan Beyer und Tony Jantsche sind zwei einsetzbare Innenverteidiger, die neben Elvedi fehlen, und das aufgrund ihrer Verletzungen wohl länger als der Schweizer. Jantschke zog sich im Training Gesichtsfrakturen zu, Beyer zwei Tage später im Bayern-Spiel eine Muskelverletzung mit Sehnenbeteiligung, den Worstcase dieser Art Verletzungen. Zudem fehlt immer noch Stefan Lainer, der sich am zweiten Spieltag in Leverkusen den Knöchel brach. Der Österreicher nähert sich dem Comeback an, seine Rückkehr würde aber als rechter Verteidger das  „innere“ Problem Hütters nicht lösen.

Der hatte schon in Mainz eine Bank ohne Defensiv-Alternativen. Als Elvedi ausfiel, zog Hütter Denis Zakaria zurück, dessen Fehlen aber im Mittelfeld spürbar war. Ramy Bensebaini war als linker Mann in der Dreierkette ohnehin schon auf seiner B-Position unterwegs. Zakaria wäre sicherlich in den nächsten Spielen wieder eine Option, wenn Hütter bei der bewährten Dreiervariante hinten bleibt, allerdings ist auch Christoph Kramer, der nach eigenen Angaben im nächsten Spiel gegen Fürth wieder dabei sein will, eine Alternative, auch er war schon Aushilfs-Verteidiger. Auch Luca Netz hat als mögliche Position „Innenverteidiger“ im Portfolio.

Das Beispiel Netz könnte aber auch für eine U23-Variante sprechen, denn Hütter scheut sich nicht, auf den Nachwuchs zu setzen. Netz und vor allem Joe Scally, nun erstmals für das A-Team der USA nominiert, und Manu Koné, der Co-Kraftwerk im zentralen Mittelfeld neben Zakaria, sind längst feste Bestandteile der Bundesliga-Mannschaft.

Der erste U23-Kandidat, Jordi Bongard, ist aber ebenfallsverletzt, er fehlt mit einer Meniskusverletzung mindestens bis Februar 2022. Aktuell würde daher Michel Lieder, der 25-Jährige Routinier, zuerst in Hütters Fokus sein, da er zuletzt stabiler spielte als Michael Wentzel, in der Vorbereitung Torschütze beim Testspiel beim FC Bayern, und Tom Gaal, der gebürtige Gladbacher, der vom VfL Wolfsburg zurück an den Niederrhein gekehrt ist.

Die Vorbereitung, in der Hütter wochenlang ausgiebig die Talente aus dem Fohlenstall begutachten konnte, zahlt sich in Phasen mit vielen Ausfällen aus, denn Hütter weiß, was Gladbach im Unterbau noch zur Verfügung hat.

„Wir sind vom Verletzungspech verfolgt“, sagt er. Doch er klagt nicht, er nimmt die Situation an, wie sie ist und tüftelt. Dass Borussias Trainer Improvisationstalent besitzt und den Mut hat, etwas zu probieren, hat er in seiner Gladbach-Zeit schon nachgewiesen, personell wie systemisch. Beides ist wegen des Verteidiger-Schwunds gefragt.

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