Angstduell gegen Hoffenheim Borussia ist der Anti-Favorit im Schneckenrennen um Europa

Mönchengladbach · Der Kampf um Europa spitzt sich immer weiter zu. Borussia Mönchengladbachs Partie am Samstag gegen Hoffenheim ist kein Endspiel mehr, sondern ein Angstduell um die internationalen Plätze.

Florian Neuhaus (l) und Leonardo Bittencourt im Kampf um den Ball.

Florian Neuhaus (l) und Leonardo Bittencourt im Kampf um den Ball.

Foto: www.imago-images.de/Hasan Bratic/DeFodi.de;via www.imago-images.de

Borussia hat beim VfB Stuttgart eine große Chance verpasst. Sie hätte gleichziehen können mit Eintracht Frankfurt, das nur 0:0 spielte daheim gegen Hertha BSC. Vor allem aber hätte sie sich nach unten Luft verschaffen können mit einem Sieg bei den Schwaben. Das Ergebnis ist bekannt, es gab ein 0:1. Was dazu geführt hat, dass der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen, jeweils 4:1-Sieger am Wochenende, die großen Gewinner des 31. Spieltags sind.

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Borussia macht 3,6 Millionen Euro Verlust

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Bayer ist nun punktgleich mit Gladbach und Wolfsburg hat die Falltür aus dem Europa-Geschäft für die Borussen aufgemacht, denn der achte Platz, auf dem die „Wölfe“ stehen, ist nur zwei Punkte entfernt. Es ist der „Zonk“ im Europa-Rennen. Andererseits: Die Niederlage von 1899 Hoffenheim sorgte dafür, dass die Gladbacher nach wie vor Fünfter sind und es somit selbst in der Hand haben, was Europa angeht.

Es ist das gleiche Spiel wie zuvor: Machen die Gladbacher ihren Job, bleiben sie drin. Und dass die Hoffenheimer, zuvor mit extrem breiter Brust unterwegs, auch wankelmütig sind, zeigte sich am Sonntag. Wie Borussia bei ihrem 0:3 gegen Wolfsburg konnte das Team von Julian Nagelsmann klar führen, bevor individuelle Fehler das Spiel kippen ließen. So gehen beide Klubs, Borussia wie die Hoffenheimer, mit einem unschönen Erlebnis in das Spiel am Samstag. Das ist nicht mehr ein Endspiel um die Champions League, wie noch vor einer Woche zu vermuten war, sondern ein Angstduell um Europa. Denn wer verliert, könnte rausfallen aus den internationalen Rängen.

Dass die Borussen mehr noch als die Kraichgauer im Verdacht stehen, dies zu tun, liegt am Gesamteindruck der vergangenen Wochen, insbesondere bei den Heimspielen: Den letzten Sieg gab es vor mehr als drei Monaten gegen den FC Augsburg (2:0). Seitdem holten die Borussen zwei Punkte mit den 1:1-Unentschieden gegen Freiburg und Bremen, der Rest waren Niederlagen. Hoffenheim hingegen schaffte zuletzt zwei klare Auswärtssiege in Folge: erst ein 4:0 in Augsburg, dann das 5:2 auf Schalke. Nagelsmann und die Seinen wissen also mit kriselnden Teams umzugehen.

Und Borussia? Was spricht für sie in diesem seltsamen Schneckenrennen um Europa, in dem sie derzeit wohl die Rolle des Anti-Favoriten hat? Vielleicht genau das: Dass den Borussen niemand mehr zutraut, sich nochmal aufzuraffen und mehr abzurufen als in Stuttgart. So gesehen können sie nur überraschen.

Einen vorzeitigen Trainerwechsel wird es nicht geben, es bleibt dabei, dass Borussia Dieter Hecking und dem Team zutraut, gemeinsam den Auftrag Europa zu schaffen. Wie wichtig Europa für Gladbach ist, zeigen die Bilanzen von 2018: Ohne das internationale Geschäft fehlt ein vielleicht entscheidender Spielraum. Rund zehn Millionen Euro mehr nahmen die Borussen 2017 ein vor allem dank der beiden Europa-League-Heimspiele und des DFB-Pokal-Halbfinals gegen Frankfurt. Erfolg ist bares Geld.

Dass Erfolg Tore braucht, ist ebenfalls bekannt. Und davon wird es gegen Hoffenheim wohl mehr brauchen, als den bisherigen Rückrundenschnitt: 0,9 pro Spiel. Thorgan Hazard hingegen, der nun offenbart hat, eine Einigung mit Dortmund zu haben, wäre mal wieder dran mit einem Tor. Es wäre das erste 2019.

Der, der insbesondere Hoffnung verkörpert, ist Denis Zakaria. Vielleicht könnte der Schweizer den Kollegen in einem Intensiv-Seminar vermitteln, wie aus dem gesprochenen Wort „Europa“ eine Leistung auf dem Rasen wird, die tauglich ist für Europa. Hätten in Stuttgart mehr Borussen gespielt und gekämpft wie er, wäre es wohl anders ausgegangen. „Kick it like Zakaria“, ist man geneigt zu sagen.

Was den Borussen auch helfen kann (und es bisher getan hat): Eben die Tatsache, dass es ein Schneckenrennen um Europa ist. In diesem kann, das hat sich gezeigt, aus einem Favoriten ganz schnell ein Anti-Favorit werden. Und umgekehrt.

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