Borussia Mönchengladbach Hahn, der verteidigende Mittelstürmer

München · Borussias Trainer präsentiert in München eine neue Sturmvariante – zum ersten Mal spielte der Außenstürmer von Beginn an im Zentrum. Er trug als erster Verteidiger zum großen 2:0-Sieg bei den Bayern bei. Fast hätte er auch getroffen.

Borussia Mönchengladbach beim FC Bayern München: Einzelkritik
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Bayern - Borussia: die Einzelkritik

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Borussias Trainer präsentiert in München eine neue Sturmvariante — zum ersten Mal spielte der Außenstürmer von Beginn an im Zentrum. Er trug als erster Verteidiger zum großen 2:0-Sieg bei den Bayern bei. Fast hätte er auch getroffen.

Der Probelauf für das große Spiel hatte nur sechs Minuten gedauert. So lange durfte André Hahn beim 2:0 gegen Hannover in der Spitze des Borussen-Sturms spielen. Am Sonntag nun tat er wieder dort Dienst — als Startelfteilnehmer des Spiels der Borussen beim FC Bayern München. Als solcher erlebte er etwas Außergewöhnliches hautnah mit: Den dritten Sieg Borussias in München, den sein Mit-Stürmer Raffael per Doppelpack möglich machte.

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Borussia feiert Sieg mit Fans in München

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Foto: dpa, geb hak

Trainer Lucien Favre hatte zuvor angekündigt: "Die Besten werden spielen." Hahn hielt er an diesem Tag, in diesem besonderen Spiel offenbar für den besten Mann für ganz vorn. Eine neue Kombination war das an der Stelle: Hahn mit Raffael. Max Kruse, sonst meist Raffaels Mitstreiter, musste weichen für den neuen Konkurrenten. "André soll mit seiner Schnelligkeit zwischen die Linien kommen, Max fehlt im Moment der letzte Esprit", erklärte Sportdirektor Max Eberl die alternative Angriffsvariante.

In der war die Nummer 28 der Neuner, auf der Position des Mittelstürmers. Hahn, eigentlich ein Außenbahnspieler, ist sehr flott unterwegs. Und eben diese Qualität wollte Favre nutzen. Denn mit schnellem Umschaltspiel hoffte er, den Bayern zusetzen zu können — und das klappte ausgezeichnet: Beide Tore waren das Resultat gewiefter Konterzüge der Gladbacher — an denen Hahn indes jeweils nicht beteiligt war.

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Wer Stürmer bei Favre ist, muss indes auch gut verteidigen, insbesondere, wenn es gegen die Bayern geht. Das kennt Hahn von seinem "normalen" Job, dem auf dem Flügel. In München war er angesichts der Gladbacher Taktik so etwas wie ein verteidigender Mittelstürmer. Die Torjagd gehörte natürlich auch zur Jobbeschreibung. Hahn sollte mit seiner Physis die Bayern-Defensive unter Druck setzen und mit seinen 1,85-Meter Körperlänge auch in der Luft Akzente setzen. Meist war er in den 70 Minuten, die er spielte, aber der erste Verteidiger: Hahn rannte vor allem Xabi Alonso immer wieder an, wenn der von hinten das Spiel aufziehen wollte. Kurz nach der Pause tat er das mit etwas zu viel Nachdruck, dafür gab es die Gelbe Karte.

Da Hahn auch immer wieder weit in der eigenen Hälfte zugegen war, wenn die Borussen besonders Tief standen, machte er immense Laufwege. Nach den 70 Minuten, die er absolvierte, hatte er elf Kilometer auf dem "Tacho", für einen Stürmer ist das ein sehr beachtlicher Wert. "Läuferisch war es sicher sehr gut. Dass ich anfangs nicht so viele Ballkontakte hatte, ist klar, wir haben gegen die weltbeste Mannschaft gespielt, da kriegt man vorn nicht so viele Bälle", sagte Hahn.

Raffael war in der Summe 500 Meter mehr unterwegs als Hahn, doch durfte er auch 80 Minuten mitwirken. Die nutzte er zu seinem zweiten Auswärts-Doppelpack in Folge. Während er in Mainz nach dem Spiel ein 2:2 betrauerte, gab es nun den grandiosen Triumph bei den Bayern.

Was das Experiment mit André Hahn als Stürmspitze angeht, war das Spiel allerdings nur ansatzweise aussagekräftig. Zu selten gab es die Gelegenheit, dies im Strafraum zu tun, denn der war nicht wirklich sein Betätigungsfeld. Nur einmal kam er in der "Box" zum Abschluss. Da hatte er Pech, dass der Pfosten und danach Manuel Neuer im Nachfassen seinen Treffer verhinderte (70.). "Da fehlte mir ein wenig das Glück. Ich hätte das Tor natürlich gern gemacht, es hätte mir sicherlich gut getan. Aber wir haben 2:0 gewonnen, das steht im Vordergrund", sagte Hahn.

Auch wenn nur einmal aufs Tor schoss, hat Hahn seinen Job gut gemacht. Denn er trug dazu bei, dass Borussias Defensivansatz nahezu perfekt funktionierte und die Bayern zumeist überhaupt nicht ins Spiel kamen. Favres Idee mit Hahn ging auf. "Ich bin gespannt auf das Feedback des Trainers. Ich muss mich natürlich noch einspielen auf der Position, aber ich schließe nicht aus, dass ich sie noch öfter spielen werde", sagte Hahn.

(RP)
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