Borussias Abwehrchef Ginter hat in Freiburg diesmal nichts zu verschenken

Mönchengladbach · Borussias gebürtiger Freiburger Matthias Ginter ist auch dank seiner Stiftung noch tief mit dem Breisgau verbunden. Am Freitagabend wird der Nationalspieler aber versuchen, die 16 Jahre lange Negativserie Borussias beim SC zu beenden.

 12. Dezember 2017, der bislang letzte Auftritt im Breisgau: Matthias Ginter (rechts) im Duell mit Yoric Ravet bei Borussias 0:1-Niederlage in Freiburg.

12. Dezember 2017, der bislang letzte Auftritt im Breisgau: Matthias Ginter (rechts) im Duell mit Yoric Ravet bei Borussias 0:1-Niederlage in Freiburg.

Foto: imago/Sportfoto Rudel/Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Dienstagmittag hatte Matthias Ginter einen Foto-Termin im Borussia-Park. Der 24-Jährige ließ sich vor einem Werk des in Düsseldorf lebenden Künstlers Kai Schäfer ablichten, der Plattenspieler mit Schallplatten diverser Interpreten von den Beatles über BAP und Nina Hagen bis Metallica in Szene setzt. In seiner Serie „worldrecords“ sind seit 2011 hochwertige und hochpreisige Werke entstanden. Eines davon wird nun für den guten Zweck versteigert: für die Matthias-Ginter-Stiftung.

Die hat Borussias Abwehrchef im März eröffnet, mit seiner Frau Christina Raphaella will er damit benachteiligten Kindern und Jugendlichen helfen. So übergab das Duo zum Beispiel eine Spende in Höhe von 15.000 Euro für den Neubau der Kinder- und Jugendklinik Freiburg.

Wenn der 24-Jährige indes am Freitag zum zweiten Mal mit Borussia in seine Geburtsstadt zurückkehrt, will er keine Geschenke verteilen. Vielmehr geht es dann darum, Borussias guten Lauf mit fünf Siegen aus acht Spielen fortzuführen, der sie auf Rang zwei gebracht hat, und gleichzeitig die Negativserie im Breisgau zu beenden: Seit dem 1:0-Sieg durch einen Treffer des heutigen U23-Trainers Arie van Lent im Jahr 2002 haben die Gladbacher nicht mehr im Schwarzwaldstadion gewonnen.

21. Dezember 2013: Ginter gewinnt mit Freiburg zu Hause gegen Hannover mit Leonardo Bittencourt (li.) und Borussias heutigem Kapitän Lars Stindl.

21. Dezember 2013: Ginter gewinnt mit Freiburg zu Hause gegen Hannover mit Leonardo Bittencourt (li.) und Borussias heutigem Kapitän Lars Stindl.

Foto: dpa/dpa, Patrick Seeger

In der vergangenen Saison erlebte Ginter eine 0:1-Niederlage mit Borussia bei seinem Ausbildungsverein, bei dem er im Januar 2012 sein Debüt gab – und gleich den 1:0-Siegtreffer gegen den FC Augsburg erzielte. Mit 18 Jahren und zwei Tagen damals ist Ginter der zweitjüngste Spieler, den die Freiburger jemals in der Bundesliga eingesetzt haben. Bis heute ist er auch der jüngste Torschütze des SCF, wurde dort mit 20 Jahren Nationalspieler und fuhr zur WM 2014.

Kein Wunder, dass die Dienstreisen nach Freiburg, ob mit Gladbach oder zuvor mit Borussia Dortmund, keine gewöhnlichen sind für Ginter. „Es ist nicht mehr so wie bei der ersten Rückkehr, aber es ist auch kein normales Auswärtsspiel für mich“, sagte er. „Unabhängig davon freue ich mich, dass es gleich weiter geht und wir das nächste Spiel vor der Brust haben.“ Was es – besonders für Borussia in den vergangenen 16 Jahren – so schwer macht, in Freiburg zu punkten, kann auch der „Insider“ nicht recht beantworten. Er verwies auf die Kompaktheit und den Willen des Kontrahenten und ergänzte: „Man hat auch in dieser Saison schon andere Mannschaften gesehen, die in Freiburg nicht gerade die Sterne vom Himmel gespielt haben. Und besonders an einem Freitagabend mit Flutlicht ist es in Freiburg immer ein sehr, sehr schweres Spiel. Da erwartet uns ein großer Kampf.“

Matthias Ginter: Ex-Gladbach-Profi vom SC Freiburg im Porträt
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Foto: dpa/Tom Weller

Dennoch, betonte Ginter, wolle Borussia die bestmögliche Leistung abrufen, um im Breisgau zu punkten. Er mahnte aber auch: „Jedes Spiel gilt aufs Neue. Natürlich freut uns die Serie nach acht Spieltagen, das heißt aber nicht, dass es automatisch am neunten Spieltag so weiter geht.“ Sollte Borussia aber den ersten Sieg in Freiburg seit 2002 einfahren, könnte sie die Gesamtbilanz gegen den Kontrahenten ausgleichen: Derzeit stehen elf Niederlagen und elf Unentschieden zehn Siege in 32 Bundesligaspielen gegenüber.

Ginters persönliche Bilanz wiederum ist in seiner Gladbacher Zeit vermutlich die beste seiner Karriere. Sein Kopfballtreffer beim 2:0 gegen Schalke war sein sechstes Tor für Borussia, öfter hat er für keinen anderen Klub getroffen: In Freiburg waren es fünf Tore in 81 Spielen, in Dortmund vier in 102 Partien – da verbuchte er aber seinen Bestwert an Vorlagen (zwölf).

Anders als bei der westfälischen Borussia ist er am Niederrhein aber der Dauerbrenner: Seit er in Gladbach ist, hat er quasi keine Pflichtspielsekunde verpasst, stand saisonübergreifend in 46 Pflichtspielen in Folge für Borussia in der Startelf und wurde nie ausgewechselt. Er versuche, stets an sich zu arbeiten, auch neben dem Platz, erklärte Ginter seine Serie. Dass er nicht „unzerstörbar“ ist, bewies immerhin die Platzwunde, die er sich im Luftduell mit dem Mainzer Jean-Philippe Mateta zuzog. Die paar Minuten, die es da brauchte, bis der Cut überklebt war, gehören zu den wenigen, die er nicht für Borussia auf dem Rasen stand. Die mit vier Stichen genähte rechte Augenbraue dürfte auch auf dem Foto mit Kai Schäfer zu erkennen sein – der Versteigerung für den guten Zweck sollte das aber nicht im Wege stehen.

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