Borussia Mönchengladbach Alles wie immer — 2:0 mit Tobias Sippel

Mönchengladbach · Gegen den VfB Stuttgart hat der Vertreter von Yann Sommer im Gladbacher Tor wenig Mühe, die Null zu halten. Raffael trifft doppelt.

 Tobias Sippel hatte im Heimspiel gegen Stuttgart nur wenig Gelegenheiten für einen Abstoß - zu selten kamen die Gäste zu Chancen.

Tobias Sippel hatte im Heimspiel gegen Stuttgart nur wenig Gelegenheiten für einen Abstoß - zu selten kamen die Gäste zu Chancen.

Foto: Dirk Päffgen

Rein farblich gab es gestern keine Veränderung im Tor der Borussen. Der Mann zwischen den Pfosten trug Neon-Gelb, recht sommerlich mithin. Doch drin in der leuchtenden Kluft steckte eben nicht der Sommer, Yann mit Vornamen, sondern der Vize-Torhüter der Borussen: Tobias Sippel. Die Nummer eins musste nach 54 Pflichtspielen am Stück passen wegen eines gedehnten Innenbandes. So kam Sippel nach 395 Tagen Pause zu seinem insgesamt vierten Einsatz für Gladbach, dem dritten in der Bundesliga. Es gab, wie bei seinen Spielen gegen Wolfsburg und in Darmstadt in der Saison 2015/16 einen 2:0-Sieg.

Neben Sippel gab es einen weiteren Startelf-Neuling im Vergleich zum 2:2 in Leipzig: Patrick Herrmann, der zurückkehrte, nachdem ihn am Samstag Jonas Hofmann abgelöst hatte. Hofmann fiel jedoch nun aus, weil die Gesäßmuskulatur zwickte. Er verfolgte das frühabendliche Treiben im Borussia-Park vom gemütlichen Sitzplatz auf der Tribüne aus. Sippel hingegen hatte nur einen Stehplatz — in Halbzeit eins immerhin im Tor direkt vor der Nordkurve. Doch am Spiel nahm er zunächst genauso intensiv Teil wie Hofmann: nur als unbeteiligter Beobachter.

Näher dran am Spiel war er auch nicht. Denn meistens war der Ball weit drüben in der Stuttgarter Hälfte, der nächste Mannschaftskollege war 40 bis 50 Meter entfernt jenseits der Mittellinie. Sippel verkürzte die Distanz von Zeit zu Zeit, wenn er den Strafraum verließ und 18, 19 Meter vor dem Tor parallel zur "Box" herumtigerte. Was er sah, war kein Action-Kino, das Spiel war wie die Szenen des griechischen Filmregisseurs Theo Angelopoulos — sagen wir es mal so: es nahm sich viel, viel Zeit, sich zu entfalten.

Eine Hauptrolle war Sippel ohnehin nicht zugedacht im Regieplan für den Abend, schließlich wollten die Borussen dominant zum zweiten Heimsieg der Saison kommen. Für den Torwart ging es gestern nebenbei um seine schöne Serie: Dreimal zu Null hatte er gespielt, als er Sommer vertrat, seine Zeit beim 1. FC Kaiserslautern mitgerechnet, war er vor dem gestrigen Einsatz 849 Tage ohne Gegentor. Zuletzt Max Christiansen vom FC Ingolstadt hatte gegen ihn getroffen.

In der ersten Halbzeit geriet Sippels Langzeit-Gegentorlosigkeit überhaupt nicht in Gefahr, ganz einfach, weil der Ball kaum in seiner Nähe war. Nach 47 Minuten musste er dann aber fliegen, als Simon Terodde den ersten Torschuss der Gäste abgab. Er zielte jedoch am Tor vorbei. Es war die Phase, in der die Borussen sich etwas neu sortieren mussten, denn Christoph Kramer musste mit einer Nasenverletzung raus, dafür spielte nun der gerade 18 Jahre alte Mickael Cuisance.

Nach dem Paraguayer Julio Villalba war der Franzose schon der zweite 18-Jährige, der in dieser Saison debütierte. Wie Sippels Einsatz ist das eine Folge des grassierenden Verletzungspechs der Borussen. 38 Jahre alt war Gladbachs Doppelsechs nun, denn Denis Zakaria, der neben Cuisance spielte, ist auch erst 20. Cuisance, der zuletzt im Testspiel gegen Venlo mit einem beherzten Fernschuss den 5:1-Endstand hergestellt hatte, übernahm den offensiven Part in der Doppelsechs. Er spielte sehr selbstbewusst auf und bot einige stattliche Offensivaktionen dar. Als Thorgan Hazard gefoult wurde, hatte es gar den Anschein, als wolle der junge Kerl den Elfmeterschuss übernehmen. Doch klatschte er nur mit Hazard ab, Raffael, zuvor schon Schütze des 1:0 in der 57. Minute, besorgte das 2:0 (74.).

Gut zehn Minuten vor dem 2:0 war auch Sippel erstmals gefordert gewesen. Bei einem Aufsetzer von Josip Brekalo war er flugs unten und wehrte den Ball ab. Später musste er noch mal runter, als Terodde es erneut versuchte. So musste Sippel seine Arbeitskleidung dann doch noch dreckig machen, um weiterhin eine weiße Weste zu haben als Borusse. In der Nachspielzeit vereitelte er mit einem starken Reflex einen Treffer von Timo Baumgartl.

Trainer Dieter Hecking sagte: "Tobi hatte die letzten anderthalb Jahre auch Handschuhe an und hat nicht irgendwo in der Ecke gestanden. Wie er den Ball am Ende hält, ist klasse. Ich wusste vorher, dass ich mich zu 100 Prozent auf ihn verlassen kann, und das Spiel hat es noch einmal bestätigt." Ob Sippels Gegentorlosigkeit am Samstag in Dortmund erneut auf die Probe gestellt wird, hängt von Yann Sommers Knie ab.

(kk)
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