Dreierpack bei Borussias 6:0 Torjäger Plea wird zum Autogrammjäger

Kiew · Erst war Alassane Plea gegen Schachtjor Donezk der Balljäger, dann wurde er im Laufe des Spiels mit seinen ersten drei Treffern in der Champions League zum Torjäger. Nach Abpfiff übernahm er den Job des Autogrammjägers - und sicherte sich eine Erinnerung.

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Das mit dem Balljäger ist schnell erklärt: Denn überall, wo der Ball im Olympiastadion in Kiew über den Rasen rollte, da war auch Plea. Der Franzose ging die Wege bis weit in die eigene Hälfte zurück, um sich die Bälle zu holen.

So wie in der 26. Spielminute, als er plötzlich im Mittelpunkt des zunächst gewöhnlich aussehenden Aufbauspiels der Borussia stand. Etwa 70 Meter vor dem gegnerischen Tor kam er das erste Mal an den Ball, schüttelte Donezks Kapitän Marlos ab und spielte einen Pass zu Jonas Hofmann.

21 Sekunden später bekam Plea den Ball wieder vor die Füße, hatte sich inzwischen in einem eher unauffälligen Tempo Richtung Sechzehner begeben. Lars Stindl legte ihm den Ball vor dem Tor ab und Plea knallte ihn mit dem Vollspann aus 20 Metern in den Winkel. Damit setzte der Borusse einem insgesamt 41-sekündigen Angriff die Krone auf.

Alle Feldspieler – mit Ausnahme von Christoph Kramer – waren an dieser Pass-Stafette beteiligt: Elvedi, Bensebaini, Neuhaus, Bensebaini, Ginter, Neuhaus, Lainer, Hofmann, Plea, Hofmann, Thuram, Stindl und als letzte Station Torschütze Plea, dem an diesem Abend alles gelang und der dem eben noch so gewöhnlich aussehenden Aufbauspiel mit seinem Tor ein Denkmal verpasste.

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Das ist Alassane Plea

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„Wie man sich den Gegner zurechtlegt“, „Wie man mit langen Diagonalbällen eine ganze Abwehr aushebelt“, „Wie man die Ruhe bewahrt“ oder eben ganz simpel: „Wie man ein Traumtor erzielt“ - unter all diesen Namen könnte man die Videodatei des Treffer zum 3:0 gegen Donezk archivieren. Der Treffer erinnerte an das 1:0-Führungstor der Borussen im Februar bei RB Leipzig (2:2). Damals stand Plea ebenfalls am Ende einer Pass-Kette, die bei Torwart Yann Sommer gestartet war und 14 Zuspiele dauerte, bis Plea den Ball im Tor versenkte.

Bereits vor der Halbzeit war Plea gegen Donezk ein Torjäger, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Plea schon zwei Treffer erzielt. „Er hat ein Ausrufezeichen gesetzt. Seine Formkurve ist ansteigend. Er hat die Qualitäten, Außergewöhnliches auf dem Platz zu machen. Für ihn geht es darum, dass er gesund bleibt und den Lauf mitnimmt“, sagte Trainer Marco Rose. Dass Plea zu seiner eigenen Leistung schwieg, ist für ihn vollkommen normal – er spricht nicht gerne in der Öffentlichkeit, schon gar nicht über sich selbst. „Wir sind das Spiel sehr seriös angegangen, haben einen herausragenden Tag erwischt und 90 Minuten lang alles gegeben. Der Abend war einfach perfekt für uns“, sagte Plea nüchtern. Wer den Mitschnitt des Interviews hört, muss kurz überlegen, wessen Stimme da zu hören ist.

Bei seinem Führungstor in der achten Minute hatte Plea ebenfalls einen lehrbuchmäßigen Angriff, den Florian Neuhaus mit einem öffnenden Pass auf Stefan Lainer eingeleitete hatte, nach Vorschrift vollendet. Mit einem guten Timing lief er in den Strafraum ein und schloss mit viel Präzision und einem Flachschuss in die linke Ecke ab.

Der Treffer zum 6:0-Endstand war dann zwölf Minuten vor Schluss ebenfalls Plea vorbehalten – und dieses Tor machte ihn zum Autogrammjäger. Denn der 27-Jährige sicherte sich noch auf dem Platz unmittelbar nach dem Abpfiff einen Spielball – von Matchwinnern in der Champions League ein gern genutztes Ritual, wenn sie mindestens drei Tore erzielt haben. Bewaffnet mit einem grünen Filzstift ging er in der Kabine von Mitspieler zu Mitspieler.

 Alassane Plea (M.) lässt sich von seinen Mitspielern feiern.

Alassane Plea (M.) lässt sich von seinen Mitspielern feiern.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Jeder sollte unterschreiben, denn sie alle waren an diesem historischen Abend dabei, sie alle hatten ihren Anteil am 6:0. Das wusste auch Plea, denn seine Tore waren vor allem das Resultat einer großartigen Mannschaftsleistung. Plea hat sich sein ganz persönliches Erinnerungsstück geschnappt, doch rückblickend bietet dieser Fußballabend wohl allen Beteiligten einiges, das sie so schnell nicht vergessen werden.

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