Samstag gegen Schalke Borussias Plea ist bereit für die Startelf

Mönchengladbach · Alassane Plea war in der Bundesliga bislang nur Teilzeitarbeiter. Das könnte sich am Samstag gegen die riesenhafte Abwehr des FC Schalke ändern. Seine Art zu spielen hat etwas von Martin Dahlin – beide haben eine gewisse Phantomhaftigkeit vor dem Tor.

Gratulation von Fabian Johnson: Alassane Plea erzielte in Augsburg Borussias 1:1.

Gratulation von Fabian Johnson: Alassane Plea erzielte in Augsburg Borussias 1:1.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Der Torjäger blieb ohne Tor. Doch er war nah dran am Treffer, zweimal sogar hörbar. Zunächst traf Alassane Plea im Testspiel gegen den VfL Bochum (2:1) den linken Pfosten, später den rechten. In beiden Momenten jedoch war zu sehen, was den teuersten Spieler der Vereinsgeschichte Borussias ausmacht: Jeweils explodierte er förmlich. Aus dem Stand heraus nahm der Franzose Tempo auf, suchte den direkten Weg hinein in den Strafraum, zum Tor. Und er schloss konsequent ab.

Dass er zudem Raffaels 2:0 vorbereitete und einen großartigen Pass auf Jonas Hofmann spielte in die ominöse Tiefe, belegt, dass Plea auch der spielende Torjäger ist, den es braucht für Borussias Spiel. „Alassane hat eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Er hat alles angedeutet, was er drauf hat“, lobte Trainer Dieter Hecking seinen Mittelstürmer in Willingen.

Dieser ist nach drei Pflichtspielen wettbewerbsübergreifend Anführer der internen Torjägerliste mit seinen vier Treffern, von denen er drei im Pokalspiel beim BSC Hastedt erzielte. Das vierte Tor brachte Borussia den Punkt in Augsburg ein. Plea traf dabei als Joker, er war nach der Pause ins Spiel gekommen mit dem Auftrag, etwas zu bewegen. Er tat wie geheißen. Nebenbei stellte er bei seinem Kopfballtor zum 1:1 seine Körperlichkeit unter Beweis. Wenn er Platz im Strafraum braucht, kann er sich diesen schaffen. Auch das zeichnet einen Mittelstürmer aus.

Alassane Plea im Porträt - aus Nizza zum Knipser bei Gladbach
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Das ist Alassane Plea

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Pleas Art, den Job zu interpretieren, hat etwas vom früheren Borussen-Stürmer Martin Dahlin, wenngleich sein Radius sicherlich deutlich größer ist als der des Schweden. Beide indes verstehen sich auf eine gewisse Phantomhaftigkeit vor dem Tor: Sie wiegen den Gegner in Sicherheit, um dann ganz plötzlich kompromisslos zu werden: Die kleinste Lücke wird zum Abschluss genutzt. Dahlin brauchte einst etwas, um anzukommen, bei Jürgen Gelsdorf saß er zunächst auf der Bank, bei Bernd Krauss wurde er unverzichtbar. 68 Tore (23 Assits) machte Dahlin in 147 Spielen für Gladbach. Ein Wert, den auch Plea zweifelllos nehmen würde, indes will er sogleich durchstarten.

Im Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ verriet Dahlin zuletzt, was ihn seinerzeit stark gemacht hat. „Bernd Krauss vertraute mir und meinen Stärken, außerdem ließ er offensiven Fußball spielen, was einem Stürmer immer entgegenkommt“, sagte der heute 50-Jährige. Auch Hecking vertraut Plea und seinen Qualitäten, bis hierhin ging es ihm darum, den neuen Angreifer heranzuführen an die Bundesliga und ihre Eigenarten. Wie Krauss setzt Hecking in dieser Saison auf ein offensives System, im 4-4-2 mit einer Raute des Pokalsiegertrainers von 1995 gab es wie in Heckings 4-3-3 mit zwei Achtern fünf Spieler mit offensivem Auftrag.

In Willingen kam Plea über den Flügel, mal über links, mal über rechts im Wechsel mit seinem Pedant Ibrahima Traoré. So war es oft auch in Nizza, wo Mario Balotelli den Job in der Mitte zumeist bekam. Er kann also mehr als nur Zentrum, der Franzose, was Hecking die Möglichkeit gibt, seinen Dreierangriff einigermaßen unberechenbar für den Gegner zu gestalten – und Raffael mit Plea zugleich auf den Platz zu stellen. Das könnte, angereichert durch Thorgan Hazard als zweitem Flügelmann, die Variante für das Schalke-Spiel sein. Das würde bedeuten, dass Plea den in den ersten beiden Bundesliga-Spielen zur Startformation zählenden Fabian Johnson ersetzen würde. Ibrahima Traoré, der gegen Bochum sein Comeback feierte, dürfte gegen den Vizemeister eher eine Joker-Rolle zukommen. Eben die hatte Plea bislang, das könnte sich Samstag ändern.

In Hastedt spielte Plea durch, in der Liga war er bislang nur Teilzeitarbeiter, elf Minuten spielte er gegen Leverkusen, 45 in Augsburg. Gegen Schalkes hünenhafte Defensive mit Naldo und Salif Sané könnte Plea genau der richtige Mann sein, um vom ersten Moment an dagegenzuhalten und dem Gegner weh zu tun. Dass er bereit ist für die Startelf, hat er gegen Bochum bewiesen, als er in Borussias extrem guter erster Halbzeit zu den besten Gladbachern gehörte, auch wenn er nicht getroffen hat. Seine Pfostenschüsse und der Rest des Auftritts waren gleichsam krachende Bewerbungen an Hecking. Nun ja, und das beste Argument, das ein Stürmer haben kann, von dem Tore erwartet werden, hat Martin Dahlin formuliert: „Bernd Krauss ließ mich spielen.“ Auf dem Platz trifft es sich besser als auf der Bank.

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