Keiner, einer oder zwei? Schon wieder ein Borussia-Duell mit Elfmeter-Diskussionen
Mönchengladbach · In der Vorsaison fühlte sich Gladbach in beiden Bundesligaspielen gegen den BVB vom Schiedsrichter benachteiligt. Auch nach dem 0:3 am Samstag wurde wieder über Elfmeter diskutiert.
„Ich versuche immer, objektiv zu sein“, sagte BVB-Kapitän Mats Hummels, als er auf sein Duell mit Gladbach Marcus Thuram angesprochen wurde, nach dem der Franzose im Strafraum zu Boden gegangen war.
Die Objektivitäts-Bemühungen sind dem Dortmunder nicht abzusprechen. Im März hatte der BVB zum 2:1 getroffen, nachdem im Mittelkreis je ein Spieler beider Mannschaften liegen geblieben war und vor allem die Gladbacher auf einen Pfiff zu spekulieren schienen. Ihr Zögern wurde eiskalt bestraft.
„Das hat mir nicht ganz gefallen, so ein Tor zu schießen“, sagte Hummels damals nach dem Sieg seiner Mannschaft und witterte ein „Gschmäckle“. Diesmal sah er sich und sein Team jedoch vollkommen im Recht. „Ich weiß gar nicht, mit welchem Körperteil ich da einen Elfmeter verursacht haben könnte“, meinte der Verteidiger. Ein einzelnes Körperteil war in der Tat nicht involviert, vielmehr ein einzelner Körperteil: nämlich Hummels’ Oberkörper.

Dortmund - Gladbach: die Fohlen in der Einzelkritik
Gladbachs Manager Max Eberl störte sich daran, dass Schiedsrichter Felix Brych sich den Zweikampf nicht noch einmal auf dem Monitor angesehen hatte, anders als zuvor die Szene mit Ramy Bensebaini und Giovanni Reyna. Da gab es Elfmeter, Erling Haaland erhöhte auf 2:0. „Es ist eine Grätsche, es ist auch ein Kontakt da“, gab Trainer Marco Rose zu, „aber der war später beim Zweikampf zwischen Mats Hummels und Marcus Thuram auch da.“
Seine Tendenz: Zwei Elfmeter hätten durchaus ihre Berechtigung gehabt. „Es ist schade, wenn beide Entscheidungen gegen uns ausfallen“, sagte Rose. Sein Manager hätte ebenfalls beiden Borussias gleich viele Strafstöße zugesprochen, in Eberls Fall hätte das aber geheißen: „Ich hätte beide wahrscheinlich nicht gegeben.“
Schiedsrichter Brych hatte beide Szenen gut einsehen können. Ein Wahrnehmungsfehler also? „Clear and obvious error“ heißt das auf Englisch im offiziellen Regelsprech der VAR-Leitlinien. Aber hatte wirklich ein klarer und offensichtlicher Fehler vorgelegen? „Beim ersten sagt er, dass er sich lange unsicher war, aber es war für ihn mehr Elfmeter“, berichtete Eberl von seinem Besuch in der Schiedsrichter-Kabine. Eine knappe Mehrheit also nur für einen Pfiff, keine eindeutige?
Wie am Murmeltier-Tag fühlten sich die Gladbacher nicht nur wegen der zwölften Pflichtspiel-Niederlage in Folge gegen Dortmund, sondern auch wegen der erneuten Elfmeter-Diskussionen. Im Hinspiel der vergangenen Bundesliga-Saison war Patrick Herrmann einschussbereit kurz vor der Torlinie von Mats Hummels an der Hacke getroffen worden. Schiedsrichter und VAR ließen die Szene links liegen. Roses Urteil damals: „Der Keller hat versagt.“
Anfang März standen die Video-Assistenten ebenfalls im Fokus. „Was war da im Kölner Keller los?“, fragte sich Jonas Hofmann damals. Er war von Dan-Axel Zagadou eindeutig gecheckt worden beim Versuch, Dortmunds Keeper anzulaufen. Schiedsrichter Sascha Stegemann, der schon im Hinspiel gepfiffen hatte, schaute sich die Szene nicht an. „Wir waren gut, aber nicht gut genug, um Dortmund und den Schiedsrichter zu schlagen“, polterte Gladbachs Matthias Ginter.
So emotional ging es am Samstag nun nicht zu. Trainer Rose ärgerte sich vor allem über das Gegentor zum 0:1, als seine Mannschaft den Ball nicht geklärt bekam und Reyna die Unordnung nutzte: „Gegen so einen starken Gegner dürfen wir so ein leichtes Tor nicht zulassen.“ Christoph Kramer meinte: „Ein Pingpong-Tor.“
So waren die Elfmeterszenen nicht der eindeutige Grund für die Niederlage, sondern nur einer von mehreren Faktoren – in diesem Fall also wirklich nicht „clear and obvious“. Rose wollte sich nicht lange aufhalten mit dem Thema, ließ seinen Ärger aber durchblicken: „Wir haben den ersten Spieltag. Ich will nicht direkt ein Fass aufmachen, was das betrifft.“