Borussias Trainer Warum Hütter in dieser Saison nicht alles negativ sieht

Mönchengladbach · Seine Corona-Infektion hat Gladbachs Trainer Adi Hütter zugesetzt. Die zwei Siege während seiner Abwesenheit haben ihn erfreut. Daran will er nun anknüpfen, in einer schwierigen Saison, in der „sich schon ein paar Dinge finden, die positiv sind“.

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Foto: dpa/Marius Becker

Adi Hütter hatte zuletzt viel Zeit zum Nachdenken. Er hatte Corona und eine Kehlkopfentzündung, viel geschlafen hat er nicht in den ersten Tagen. Cortison und Antibiotika waren nötig, um die Geschichte in den Griff zu bekommen. Er war isoliert in den Tagen der Erkrankung, gut fühlte sich das nicht an, gab Borussias Cheftrainer zu. Nun ist er wieder da, und man spürt, dass er das genießt.

Nie zuvor in den 13 Jahren seiner Trainerzeit hatte er krankheitsbedingt ein Spiel verpasst, nun waren es gleich zwei Partien. „Das war fremd“, gab Hütter zu. Sein Co-Trainer und Vertrauter Christian Peintinger übernahm, in enger Absprache mit dem abwesenden Chef, der sich auch Videos der Trainingseinheiten anschaute, um mit den Kollegen die Spiele vorzubereiten. Während der Spiele habe er aber keinen Einfluss genommen, nur einmal habe er den Videoanalysten Philipp Schützendorf kontaktiert, berichtete Hütter.

„Ein großes Lob an das Trainerteam und die Mannschaft“, sagte Hütter. Die sechs Punkte und null Gegentore, die es gegen Hertha BSC und den VfL Bochum gab, trugen zur Genesung bei, ganz sicher. Nach dem 2:3 beim VfB Stuttgart war die Stimmung trüb, vor dem Hertha-Spiel sprach Hütter auch kurz mit Lars Stindl, der Kapitän, der jüngst sein Comeback feierte, richtete zudem einige Wort an die Mannschaft, um sie einzuschwören. Mit Effekt.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

„Die erste Halbzeit gegen die Hertha hat mir gut gefallen, wir sind hoch angelaufen, haben gut gepresst und hinten wenig zugelassen“, sagte Hütter. So stellt er sich den Borussen-Fußball der Marke Hütter vor. Trotz des auf den ersten Blick soliden Vorsprungs auf die Abstiegszone weiß Hütter, dass die Gefahr nicht gebannt ist: „Wir sind gut beraten, wenn wir uns weiterhin Spiel für Spiel vornehmen. Dann werden wir sehen, was die beiden Siege mit uns gemacht haben.“

Ein wenig hat er seine Zeit als Gladbach-Trainer reflektiert in der Abgeschiedenheit der Quarantäne. „Es ist vieles anders gelaufen, als wir es uns vorgestellt haben“, gab er zu. „Wir haben es nicht geschafft, das Team so in Schwung zu kriegen, dass wir über Wochen die passenden Ergebnisse bringen, dass wir mal sechs, sieben, acht oder neun Spiele am Stück nicht verlieren“. Doch habe das seine Lust, Borussia-Cheftrainer zu sein, nicht geschmälert. 

Trotz des unverhofften sportlichen Tiefs sieht Hütter auch positive Aspekte in dieser Saison. „Wir haben vier junge Spieler eingebaut in Manu Koné, Luca Netz, Joe Scally und Jordan Beyer, ich weiß nicht wie viele Bundesliga-Klubs das gemacht haben“, sagte er. Dass die Ausfälle etablierter Spieler wie Stefan Lainer und Ramy Bensebaini den Verjüngungsprozess sicherlich beschleunigt haben, gab Hütter zu. Auch die Entwicklung von Florian Neuhaus, der „die Situation nach der Kritik angenommen hat“ und Alassane Plea, der „seit Wochen in Topform ist“, legt Hütter auf der Habenseite dieser Saison ab. „Es finden sich schon ein paar Dinge, die positiv sind“, merkte er an.

Gleichwohl kann er die Kritik verstehen angesichts der Situation – und der gilt nun auch das Hauptaugenmerk. Am 3. April gegen Mainz wird er erstmals seit dem 2:3 beim VfB Stuttgart am 5. März wieder an der Gladbacher Linie stehen. „Mainz ist unangenehm, es spielt mit viel Leidenschaft. Aber wir spielen zu Hause und können uns mit einem Sieg noch weiter von unten entfernen“, formuliert er einen klaren Arbeitsauftrag an das Team: Einfach da weitermachen, wo es in Bochum aufgehört hat.

Adi Hütter

Adi Hütter

Foto: Dirk Päffgen

„Da haben wir in der ersten Halbzeit das Spiel angenommen und nach der Pause unsere individuelle Klasse gezeigt“, fasste Hütter die Eindrücke seines zweiten TV-Spiels als Gladbach-Trainer zusammen. Er hatte niemanden, der ihn filmte beim Fernseh-Fußballerlebnis, ein Hund war auch nicht dabei, anders als beim Kollegen Steffen Baumgart vom 1. FC Köln, dessen Filme von wilden Coachen vor dem Bildschirm viral gingen. So etwas ist nicht Hütters Ding. „Ich war relativ ruhig und entspannt“, berichtete er. „Es war ja bei den Spielen alles vorher besprochen“, sagte Hütter. Und die Pläne gingen auf.

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