Borussias 2:0 auf Schalke „Aus Trainersicht war es ein überragendes Tor“

Mönchengladbach · 2:45 Minuten spielten sich die Borussen vor dem Tor von Florian Neuhaus zum 2:0-Endstand auf Schalke den Ball zu, ohne dass ein Gegner das Spielgerät berührte. Nur ein Borusse war an der 62 Pässe umfassenden Stafette nicht beteiligt: Patrick Herrmann.

Nach 62 Pässen schoss Florian Neuhaus das 2:0.

Nach 62 Pässen schoss Florian Neuhaus das 2:0.

Foto: Dirk Päffgen

Patrick Herrmann hatte 2014, als Borussia zum letzten Mal beim FC Schalke 04 gewonnen hatte, das 1:0-Siegtor erzielt mit einem satten Linksschuss. Nun stand es 0:0 am Samstag, als Trainer Dieter Hecking den 27-Jährigen auf den Gelsenkirchener Rasen schickte, um „mehr Breite“ ins Borussen-Spiel zu bringen gegen die dezimierten Schalker. Das zahlte sich zwei Minuten später aus, als der zuvor ebenfalls eingewechselte Christoph Kramer mit einem feinen Linksschuss das 1:0 schaffte. Nochmal fünf Minuten entwickelte sich binnen knapp drei Minuten dann der ästhetische Höhepunkt der Partie, das 2:0.

„100 Pässe“ hatte Hecking vor dem Treffer von Florian Neuhaus gesehen, indes ohne Gewähr auf die statistische Richtigkeit dieser Zahl, weswegen er sie mit dem Zusatz „gefühlt“ verband. Wichtiger war ihm ohnehin der Hintergrund des Tores: „Diese Geduld zu haben beim Stand von 1:0 zu spüren, dass der Gegner nicht genau wusste, ob er vorne drauf gegen sollte oder nicht, dann zwei Minuten im Ballbesitz zu sein und im richtigen Moment zu sehen: jetzt ist die Lücke da, jetzt müssen wir Tempo aufnehmen, das war schon klasse“, schwärmte Hecking.

Beim Gegner hatte er in der Phase nach dem Gladbacher 1:0 eine gewisse Wankelmütigkeit festgestellt ob der Unentschiedenheit über die Herangehensweise an die Schlussphase. „Man spürte, dass sie nicht genau wussten, wie sie darauf reagieren sollten. Das haben wir gut erkannt und haben es gut zu Ende gespielt“, sagte Hecking.

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Es ist nahezu der sonst übliche Ansatz der Bayern: Den Gegner mürbe machen, ihn laufen lassen, hin und her, bis dann erste Fehler passieren. Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. „Wir sind gerade im dem Modus, dass wir es schaffen, die Geduld zu haben, das Spiel nochmal in die Breite zu ziehen und nicht versuchen, unbedingt unser Spiel durchzupressen, sondern den Gegner nochmal laufen lassen, nochmal eine Spielverlagerung einzubauen bis dann die Lücke da ist“, sagte Hecking.

Wie genau die Borussen das vor dem 2:0 auf den Rasen brachten, hat Eliano Lußem für den „Kicker“ und auch bei Twitter Pass für Pass nachgezeichnet. 62 mal spielten sich die Borussen die Bälle zu bis zum 2:0, ohne dass ein Schalker das Spielgerät berührte: „87:33 Minuten: Freistoß Ginter - Lang - Neuhaus - Lang - Ginter - Elvedi - Stindl - Kramer - Elvedi - Wendt - Elvedi - Sommer - Ginter - Stindl - Kramer - Stindl - Ginter - Kramer - Ginter - Lang - Ginter - Sommer - Stindl - Wendt - Hazard - Wendt - Elvedi - Kramer - Lang - Ginter - Lang - Neuhaus - Kramer - Stindl - Elvedi - Wendt - Hazard - Elvedi - Kramer - Elvedi - Wendt - Elvedi - Kramer - Stindl - Kramer - Wendt - Hazard - Kramer - Ginter - Kramer - Ginter - Lang - Kramer - Ginter - Lang - Kramer - Ginter - Kramer - Elvedi - Plea - Stindl - Hazard - Neuhaus: Tor bei 90:18 Minuten.“

2:45 Minuten dauerte die Show mit elf unbeteiligten Schalkern und einem unbeteiligten Gladbacher: Ausgerechnet Herrmann, der Siegtorschütze von 2014, kam hat dieser Inszenierung keine Rolle bekommen. Gefreut hat er sich trotzdem mit den Kollegen, wie später das Kabinenfoto in Herrmanns Instagram-Account belegte. Der Erfolg ist in Gladbach auch Teamarbeit, das hatte Ur-Borusse Berti Vogts im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt. Das Tor zum 2:0 auf Schalke war die die passende Beweisführung dieser These. aus deswegen sagte Hecking wohl: „Es mag unspektakulär gewirkt haben, aber aus Trainersicht war es ein überragendes Tor."

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