Das Problem der historischen Siege Borussia und der Fluch der großen Tat

Mönchengladbach · Drei der größten Siege der Vereinsgeschichte hatten für Borussia Mönchengladbach am Ende kein Happy End. Das 5:0 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München steht nun diesbezüglich auf dem Prüfstand.

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Borussias Bundesliga-Rekordspieler

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Foto: imago

Ein Trend hat sich bestätigt: Nach ihren größten Siegen machen die Borussen erfolgreich weiter. Dem 7:1 gegen Inter Mailand folgte 1971 ein 7:0 gegen Schalke 04, dem 5:1 gegen Real Madrid 1985 ein 4:2 gegen den FC Bayern – und nun gab es nach dem 5:0 gegen die Münchener im Pokalspiel, das sich zu den außergewöhnlichsten Ereignissen der Vereinsgeschichte gesellen darf, den nicht ganz so spektakulären, aber eben doch siegreichen Sonntagseinsatz gegen den VfL Bochum.

Doch es gibt noch einen anderen Trend im Kontext der tollsten Gladbach-Spiele und der ist nicht ganz so schön und rund, im Gegenteil sogar. Denn Fußballspiele sind nun mal selten absolut singuläre Ereignisse, sondern finden in einem Kontext statt. Wie die Spiele gegen Inter und Real, die jeweils auf europäischer Ebene ausgetragen wurden, im Landesmeister-Wettbewerb das eine, im Uefa-Cup das andere. Und in beiden Fällen hatten die großen Siege einen Haken.

1971 fand das weiterhin größte Spiel der Klubgeschichte im Nachhinein gar nicht statt. Nicht, weil es keine Live-Übertragung im Fernsehen gab und der Geschichte so die mediale Faktizität fehlte, sondern weil es wegen einer Kostenpflichtiger Inhalt Cola-Dose, die Inter-Stürmer Roberto Boninsegna angeblich hart traf, annulliert wurde. Offiziell gab es nur das 2:4 in Mailand und das 0:0 in Berlin, was in der Summe das Aus bedeutete.

1985 hatte das 5:1, das sich im Düsseldorfer Rheinstadion ereignete und die „Königlichen“ aus Madrid ebenso traf wie nun das 5:0 die Bayern. Borussias Sturmlauf war unbremsbar und es fiel Tor um Tor. Doch es gab eben auch das Rückspiel im berüchtigten Bernabeu, das sich in jener Nacht in ein Monster verwandelte, das Gladbachs Riesen aus dem Hinspiel in Zwerge verwandelte, die 0:4 untergingen. Glanz und Gloria endeten auch da im Nichts, das 5:1 nicht getilgt, aber entwertet.

DFB Pokal: Borussia Mönchengladbach - Bayern München | die Bilder des Spiels
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Borussia - Bayern: die Bilder des Spiels

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

1978 gab es einen weiteren gigantischen Sieg der Gladbacher, der in der Konsequenz wertlos blieb: Das 12:0 gegen Borussia Dortmund, der nach wie vor höchste Sieg der Bundesliga-Geschichte. Weil aber der rheinische Rivale 1. FC Köln zeitgleich 5:0 beim FC St. Pauli gewann, war der Sieg eine Niederlage, und zwar im Meisterrennen. Weil die Kölner mit dem früheren Gladbacher Meistertrainer Hennes Weisweiler an der Linie trotz Borussias Torlawine letztlich doch noch um drei Tore besser dastanden, ging die Meisterschale in die Domstadt statt an den Niederrhein.

 Borussia jubelte 1985 beim 5:1 gegen Real und schied dennoch aus.

Borussia jubelte 1985 beim 5:1 gegen Real und schied dennoch aus.

Foto: Ja/Imago

Und nun ist da das 5:0. Es hat den größten Konkurrenten im Pokal-Wettbewerb aus dem Weg geräumt und Borussia ein Drittrundenspiel bei Hannover 96 beschert. Setzte sich indes die schwarze Serie fort, wird es nichts werden dort und es wäre ganz schön ernüchternd, nachdem das Bayern-Spiel zum Träumen angeregt hat. „Wir wollen dort gewinnen und es nach Berlin schaffen“, hat Nationalspieler Jonas Hofmann jedoch angekündigt. Die Borussen sind wild entschlossen, in Hannover den Fluch der großen Tat, der auf Gladbachs Superspielen lastet, zu besiegen. Zumindest was die Favoritenlage angeht, stehen die Chancen gut, das hinzukriegen.

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