31 Versuche, ein Treffer Borussias trügerischer Torschuss-Rekord

Mönchengladbach · Borussia hat gegen den VfB Stuttgart alle drei Minuten einen Schuss abgegeben, aber nur einmal getroffen. Ein genauer Blick auf alle Versuche zeigt, dass es an großen Chancen wirklich mangelte. Gladbach führt in einer Statistik die Liga an, in der niemand vorne liegen will.

 Auf dem Papier die beste Chance des Spiels: Breel Embolo bekommt nicht den Ball an Fabian Bredlow vorbeigespitzelt.

Auf dem Papier die beste Chance des Spiels: Breel Embolo bekommt nicht den Ball an Fabian Bredlow vorbeigespitzelt.

Foto: dpa/David Inderlied

Borussia Mönchengladbach hat nach dem FC Bayern die meisten Torschüsse in dieser Saison abgegeben, die meisten von außerhalb des Strafraums und die meisten nach Standardsituationen. Wer das 1:1 gegen den VfB Stuttgart gesehen hat, könnte zu dem Schluss kommen, Gladbach habe seine Top-Positionen in allem, was mit Schießen zu tun hat, ausschließlich diesem Spiel zu verdanken. 31:5 lautete das Torschussverhältnis am Ende – eingestellter Vereinsrekord, seit sich jemand die Mühe macht, mitzuzählen.

Bis 2014 kann man sich manuell durchklicken, in dem Zeitraum reichen 28 Torschüsse gegen Borussia Dortmund am 18. Februar 2018 am ehesten an die 31 vom Samstag heran. Damals reichte es für Gladbach nicht einmal zu einem Punkt, geschweige denn zu einem Tor beim 0:1. Und auch der neue Bestwert ist ein trügerischer. Adi Hütters Mannschaft hätte den Sieg zweifellos verdient gehabt, 2,6 zu 0,41 lautete das Expected-Goals-Verhältnis beim offiziellen Bundesliga-Daten-Dienstleister. Aber an großen Chancen mangelte es.

Borussia Mönchengladbach: Noten und Einzelkritik gegen VfB Stuttgart
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Borussia - Stuttgart: die Fohlen in der Einzelkritik

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Die Seite „understat.com“ sieht Borussia mit 2,28 zu 0,29 vorne, doch nur zwei der 31 Abschlüsse kamen auf eine Trefferwahrscheinlichkeit von mehr als 15 Prozent. Die größte Möglichkeit war demnach Breel Embolos in der dritten Minute der Nachspielzeit, als er im Fünfmeterraum eher unverhofft noch an den Ball kam, ihn aber nicht an VfB-Keeper Fabian Bredlow vorbeispitzeln konnte. Macht 0,54 Expected Goals (xG), wobei angemerkt sei, dass manche Modelle das Zustandekommen und die Umstände einer Chance besser berücksichtigen als andere. Auf Platz zwei landete Lars Stindls Versuch in der 51. Minute: Der Kapitän hatte sich an der Abseitslinie in einer Lücke positioniert, Matthias Ginter zog ab und Stindl hielt den Fuß in den Schuss – 0,42 xG, knapp vorbei.

Auf Platz drei folgt bereits Ginters missglückter Freistoß aus 17 Metern mit 0,15 xG, was zum einen verdeutlicht, wie fahrlässig er mit der Chance umging, und zum anderen, dass die Quantität sich bei Borussia weitaus mehr sehen lassen konnte als die Qualität. Der Rest: Luca Netz scheitert an Bredlow, Konstantinos Mavropanos wirft sich in Alassane Pleas Linksschuss, Jordan Beyer wird nach einer Ecke abgeblockt – und ganz viel Kleinvieh, das in Form von Jonas Hofmanns Ausgleichstreffer zumindest ein wenig Mist machte.

Nur beim 0:1 gegen den FC Augsburg waren die Versuche im Durchschnitt noch ungefährlicher. Somit hat Gladbach seinen Expected-Goals-Wert in dieser Saison lediglich beim 3:1 gegen Arminia Bielefeld übertroffen. Mehr als fünf Treffer sind die Fohlen bereits im Minus, keine andere Mannschaft schlägt sich vor dem gegnerischen Tor so sehr unter Wert. Mit dem Systemwechsel hat Hütter Borussia defensive Stabilität verliehen, danach stand die Zweikampfführung auf dem Plan. Nun könnte eine Woche mit Fokus auf den Torabschluss nicht schaden.

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