Kampf um Europa Als Borussias Rekordsieg zu wenig war

Mönchengladbach · Borussia ist im Rennen um die Champions League punktgleich mit Leverkusen. 1978 ging eine ähnliche Geschichte nicht gut aus.

 Jupp Heynckes traf 1978 fünfmal gegen den BVB.

Jupp Heynckes traf 1978 fünfmal gegen den BVB.

Foto: imago/Kicker/Eissner/imago sportfotodienst

Es ist kuschelig in der Tabelle rund um die Borussen. Insbesondere der rheinische Rivale Leverkusen ist nah dran am Vierten, er hat ebenso viele Punkte (55) wie Gladbach, aber eben eine um zwei Treffer schllechtere Torbilanz. Man kann nun vielfältig hin- und her rechnen, welche Konstellationen zu was führen, doch einigen wir uns für den Moment darauf: Der Fußball, der gern dem Wahnsinn zugeneigte Geselle, wird sich sowieso etwas viel Schrägeres ausdenken, als man im Vorfeld des letzten Spieltags vermuten kann.

Gleichwohl kann man mit Hilfe der vergleichenden Fußballwissenschaft aus der Historie mögliche Szenarien herausfiltern. Die 119 Jahre Klubgeschichte gibt Präzedenzfälle für fast alles her. Wie sonst hätte sich ein 1150 Quadratmeter großes Vereinsmuseum füllen lassen? Darin sind unter anderem alle Tore zu besichtigen,. denen die Macher in bewegten Bildern habhaft werden konnten.

Ein Dutzend dieser Tore fiel am 29. April 1978. An jenem Tag gab es den letzten Spieltag der Saison 1977/78. Und es war wie jetzt: Gladbach spielte gegen den BVB und war nach Punkten gleichauf mit einem rheinischen Rivalen, der auswärts antreten musste. Nur, dass damals der 1. FC Köln um zehn Tore im Vorteil war. Am vorletzten Spieltag hatten die Gladbacher mit dem 6:2 beim Hamburger SV ordentlich aufgeholt – wie jetzt mit dem 4:0 in Nürnberg. Damit hat Borussia Bayer überholt und hat jetzt einen Vorteil von zwei Toren, plus 15 ist ihre Bilanz, plus 13 die von Leverkusen.

Vor 31 Jahren war es zudem ein anderer BVB, mit dem es Gladbach zu tun hatte. „Die Dortmunder waren schon im Urlaub“, stellte Jupp Heynckes fest, der fünfmal traf. Es ging für Dortmund um nichts mehr. Dieses Mal kommt die westfälische Borussia an den Niederrhein, um Meister zu werden. Sie hat zwei Punkte Rückstand auf den FC Bayern München und will diese wettmachen, dazu braucht sie einen Sieg. Dass Gelb-Schwarz Favorit ist im Gegensatz zu 1978 muss man festhalten.

Es geht also wie 1978 zwischen den Borussias erneut um den Titel, nun jedoch für den BVB. Die Gladbacher wollen indes in die Champions League und müssen sich diesbezüglich auch im Fern-Wettstreit mit Leverkusen messen. 1978 siegte der 1. FC Köln 5:0 beim FC St. Pauli, das reichte, um mit einem Drei-Tore-Vorsprung Meister zu werden. Derartiges wollen die Gladbacher dieses Mal nicht passieren lassen.

Womit wir bei Hertha BSC Berlin sind. Leverkusens Gastgeber am Samstag. Die „Alte Dame“ kann in dieser Saison Schicksal spielen für Gladbach. Auf gewisse Weise hat sie das schon getan, denn beide Liga-Spiele gegen die Berliner gingen verloren. Insbesondere das 0:3 im Heimspiel bedeutete eine Zäsur. Zuvor hatte Dieter Heckings Team zwölf Heimspiele am Stück gewonnen und war Zweiter nach 20 Spieltagen und einen 2:0-Erfolg auf Schalke. Dann zerlegte Salomon Kalou mit seinem Sololauf zum 1:0 nicht nur Borussias Abwehr, sondern offenbar auch das bis dahin extrem große Selbstvertrauen. „Nach Schalke haben wir uns unbesiegbar gefühlt“, gestand Christoph Kramer zuletzt. Das 0:3 änderte das.

Am letzten Spieltag wird es also auch von Berlin abhängen, wie die Saison für die Gladbacher ausgeht. Denn selbst ein Sieg gegen den BVB wäre nicht zwangsläufig die Garantie für die Champions League, wenn Bayer ein Schützenfest feiert in der Hauptstadt wie 1978 Köln in Hamburg. Damals reichte den Borussen nicht mal der bis heute gültige Bundesliga-Rekordsieg für den Titel und den Einzug in den Landesmeister-Wettbewerb.

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