Borussia Mönchengladbach Borussia kämpft um de Jong

Mönchengladbach · Zwischenzeitlich muss sich Max Eberl wie in einer dieser Vorabend-Seifenopern der privaten Fernsehsender vorkommen. Beim Versuch, den Niederländer Luuk de Jong vom FC Twente zu verpflichten, hat Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor mit abstrusen Drehbuchwendungen zu kämpfen.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Foto: dpa/Uwe Anspach

Die plötzliche Erhöhung der Ablöseforderung seitens der Niederländer um fünf Millionen auf 20 Millionen Euro zum Beispiel. Oder die regelmäßigen Äußerungen des Twente-Präsidenten Joop Munsterman zur angeblichen Charakterschwäche des Nationalspielers de Jong.

Einer hat sich in der Sache bislang äußerst zurückgehalten. Eberl selbst kommentiert für gewöhnlich keine laufenden Transferverhandlungen. Doch langsam wird selbst ihm das Gehampel um de Jong zu viel. "Ich denke, wir haben seriöses Interesse beim FC Twente angemeldet", sagt der Sportdirektor im Gespräch mit unserer Zeitung. "Alle Parteien versuchen, den Transfer über die Bühne zu bringen, Twente stellt sich dabei als schwieriger Verhandlungspartner auf."

Twente stellt sich quer. Und das, obwohl de Jong sogar auf die ihm zustehende 20-Prozent-Beteiligung an der Ablösesumme verzichtet. "Ich finde, es ist ein unglaublich gutes Zeichen, wenn ein Spieler bereit ist, auf viel Geld zu verzichten, um zu uns zu kommen. Das zeigt, dass unser Weg, junge Spieler Schritt für Schritt nach oben zu bringen, der richtige ist."

Aus niederländischen Kreisen hieß es zuletzt, Twente und Borussia hätten sich bei 14,5 Millionen plus mögliche Boni angenähert. Das dementiert Eberl. "Wenn die Transfersummen, die kolportiert werden, realistisch wären, wäre der Spieler längst bei uns", sagt Eberl. "Wir werden keine Dinge machen, die verrückt sind."

Statt in Gladbach stand de Jong wieder auf dem Trainingsplatz in Enschede. Trainer Steve McClaren hatte den 21-Jährigen angerufen und ihn aufgefordert, sich "wie ein Profi zu verhalten". Dabei hatten selbst die Fans des Klubs Mitleid mit ihrem Star. "Kopf hoch, Luuk", stand auf einem Plakat am Trainingsplatz, vom Angesprochenen mit einem höflichen Lächeln quittiert. "Ich hatte eigentlich gehofft, nicht mehr hier zu sein", erklärte de Jong gegenüber der niederländischen Zeitung "De Telegraaf". "Ansonsten möchte ich da nicht mehr viel zu sagen. Jeder hat alles über diese Sache lesen können, ich denke also, dass mein Standpunkt deutlich ist." Der Spieler startet mit einem Rückstand in die Vorbereitung. Der Nationalspieler hat sich an den Mandeln operieren lassen. "Ich bin zwei Kilo leichter", sagte de Jong. "Das muss ich jetzt erstmal wieder aufholen, dafür bin ich hier."

Und so wird Borussia ihr erstes Testspiel heute in Velbert (18.30 Uhr) ohne den erhofften Stürmer bestreiten. Überhaupt wird Sportdirektor Eberl durchaus noch mit einem Plan B rechnen müssen — für den Fall, dass sich Twente in der Ablösefrage nicht bewegt. Ein paar starke Stürmer sind noch auf dem Markt. So gelten unter anderem John Guidetti (Schweden, 20 Jahre, Manchester City / vergangene Saison für Feyenoord Rotterdam aktiv) oder Luc Castaignos (Niederlande, 19 / Inter Mailand) als Kandidaten. Doch noch hofft Eberl auf ein Ende der Seifenoper — und den Wechsel von Luuk de Jong nach Mönchengladbach.

(RP/can/csi)
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