Borussia Mönchengladbach Borussia braucht einen Helden wie Hannes
Rom · Der damals 19-Jährige schaffte 1977 in Brügge das 1:0-Siegtor nach 2:2-Hinspiel. "Wir gewinnen heute 1:0 gegen Lazio", tippt Dominguez.
Heute ist ein Tag, an dem Helden geboren werden können. Borussia spielt bei Lazio Rom (19 Uhr) um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League. 3:3 endete das Hinspiel. Den Römern reicht ein 0:0, Borussia muss wohl gewinnen, um sich durchzusetzen. "Ein 4:4 halte ich eher für unwahrscheinlich", sagt Alvaro Dominguez, der spanische Verteidiger.
Der 23-Jährige weiß, wie der Europapokal geht. Zweimal hat er mit seinem "Ex" Atletico Madrid den Wettbewerb gewonnen. "Wir dürfen nicht zu viel riskieren. Ein Tor reicht uns. Wir müssen auf den einen Moment warten und dann zuschlagen. Wir werden drei, vier Gelegenheiten bekommen, eine müssen wir nutzen", sagt Dominguez.
Entscheidend wird sein, die richtige Balance zu finden zwischen defensiver Sicherheit und offensivem Mut. "Wir müssen sehr intelligent spielen. Lazio weiß, dass es mit einem 0:0 weiter ist - aber wir werden versuchen, unser Tor zu machen. Wir haben nichts zu verlieren", sagt Trainer Lucien Favre. Zuletzt beim 0:1 in Hamburg hat seine Mannschaft nach vorn nicht viel zustande gebracht. Doch hat sie ordentlich verteidigt und dem HSV kaum Gelegenheiten gegönnt. Das taugt als Vorbild für den heutigen Abend.
Dass es klappen kann, nach einem Heim-Remis noch weiterzukommen, haben Borussen-Teams der großen Vergangenheit schon bewiesen. Neunmal reichte es im ersten Spiel nur zu einem Unentschieden, sechsmal schafften die Gladbacher noch den Gesamterfolg. Nur gegen Everton (1970, 1:1 im Hinspiel, Aus nach Elfmeterschießen), Madrid (1976, 2:2, 1:1 im Rückspiel) und Rotterdam (1996, 2:2, 0:1) reichte es nicht mehr. 1975, im Finale des Uefa-Cups, gab es nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Twente Enschede im Rückspiel den grandiosen 5:1-Erfolg, der den ersten internationalen Titel brachte.
Auch gegen Italiener kam Borussia schon weiter nach einem siegerlosen ersten Spiel. 1979 gab es im Uefa-Cup ein 1:1 gegen Inter - und dann in Mailand ein 3:2. 1977 schaffte der FC Brügge im Viertelfinale des Landesmeisterwettbewerbs ein 2:2 in bei Borussia. Im Rückspiel wurde Wilfried Hannes mit 19 Jahren zum Helden, als er mit einem Kopfball in der 84. Minute das 1:0-Siegtor fabrizierte. Auch das war eine Station auf dem Weg ins Endspiel — gegen Liverpool im römischen Olympiastadion (1:3), wo auch heute das Treffen mit Lazio anberaumt ist.
Borussia braucht heute wieder einen Helden wie Hannes einer war. Und kurz vor Schluss das Führungstor - das würde auch Dominguez in den Kram passen. "Aber es ist egal, ob wir in der fünften oder in der 85. Minute das Tor machen", sagt er. Es gibt sicherlich reichlich Borussen, die sich um die größte Heldentat der jüngeren Klubgeschichte bewerben. Luuk de Jong beispielsweise. "Wir können es in Rom schaffen. Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir gegen Lazio Tore machen können. Wir werden unsere Chancen bekommen", sagt de Jong. Zweimal hat er in dieser Europapokal-Saison schon getroffen: in beiden Spielen gegen Fenerbahce Istanbul. In Hamburg spielte de Jong nur ein paar Minuten, nun wird er wieder in die Startelf zurückkehren. "Wir haben gerade auswärts im Europapokal gute Spiele gemacht", sagt er. Wie beim 2:1 in Kiew und beim 2:2 in Marseille. Das waren glanzvolle Nächte. Die nächste soll heute folgen. "Wir gewinnen 1:0", tippt Alvaro Dominguez. Ein Resultat, das ganz Gladbach glücklich machen würde.
