Mönchengladbach Baumjohann macht Mut

Vor der Saison auf dem Abstellgleis, jetzt auf der Überholspur zum FC Bayern München. Der rasante Karrieresprung von Borussias Mittelfeldspieler ist eine frohe Botschaft des Fußballs für das Krisenjahr 2009: Alles ist möglich.

Die Halbwertzeit im Fußball ist kurz. Was heute Fakt ist, kann morgen Lüge sein. Und umgekehrt. Das zeigt die Geschichte eines Mannes, der vom fast Aussortierten zum Überflieger wurde: Alexander Baumjohann.

Die Prognosen des Gladbachers waren vor einem halben Jahr etwa so positiv wie die von Nostradamus über die Zukunft der Welt: Baumjohann schien durchgefallen, hatte im Aufstiegsjahr in der Zweiten Liga ein einziges Spiel gemacht, und das nicht einmal von Beginn an. Eigentlich sollte er abgegeben werden. Indes: Es fand sich kein Abnehmer.

Die, die den Ex-Schalker wollten (u.a. Fortuna Düsseldorf), spielten in Ligen, die der junge Mann als jenseits seines Niveaus erachtete. Was wiederum dafür sorgte, dass er noch mehr als Schnösel angesehen wurde, der sich überschätzt. Jetzt, eine Hinrunde später, steht fest, dass der zweifellos begabte, aber bis vor wenigen Monaten offenbar noch zu wenig professionell denkende Kicker im Sommer wahrscheinlich zu Bayern München geht. Das sagt Manager Uli Hoeneß.

Bayern München. Der Branchenführer des deutschen Fußballs, der endlich wieder Europa erobern will. Mit Alexander Baumjohann, der vor kurzem nicht mal gut genug war für die Zweite Liga? Klingt wie ein Treppenwitz! Baumjohann ist kein Führungsspieler bei Borussia, nicht mal Stammspieler: 17 Erstligaspiele hat er nach vier Profijahren beisammen (zwei für Schalke, insgesamt 28 Minuten), davon fünf über 90 Minuten.

Spielen wir mal John Cusack und begeben uns in den Kopf von Uli Hoeneß, so wie es Cusack in dem skurrilen Film "Being John Malkovich" tut, als er sich bei John Malkovich einnistet. Wir sehen Profit. Ein junger, hoch talentierter Spieler, mithin einer, der ein toller Spielmacher werden kann mit seinem Ballgefühl und dem Gespür für den tödlichen Pass, das er auch beim 2:2 der Gladbacher eben gegen die Bayern öffentlich zur Schau stellte, ist ablösefrei zu haben im Sommer.

Wenn es nicht fluppt, dann findet sich schon ein Abnehmer, der ordentlich zahlt. Denn Bankdrücker des FC Bayern, die müssen ja eigentlich gut sein, sonst wären sie nicht da. Für Hoeneß eine Win-Win-Situation. "Wo ist das große Risiko für uns", sagt Hoeneß.

(RP)
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