Borussia Mönchengladbach Auf Borussias Flügeln rotiert auch die Hierarchie
Mönchengladbach · In Gladbachs Abwehr gehört die Chefrolle Martin Stranzl, im zentralen Mittelfeld ist Granit Xhaka der Boss. Auf den Flügeln wechselt die Pole Position dagegen immer wieder: Jeder der fünf Kandidaten ist mal fast unverzichtbar und dann mal wieder gefühlt hinten dran.
Patrick Herrmann - Torgefährlich mit Verzögerung
Mit elf Treffern in drei Wettbewerben ist Patrick Herrmann Borussias zweitbester Torschütze dieser Spielzeit. Besonders in der Rückrunde ist er der Mann für die wichtigen Treffer und aktuell wohl die Nummer eins unter den Flügelspielern. Zu Saisonbeginn war beim Eigengewächs dagegen Geduld angesagt. Die Neuzugänge in der Offensive spielten sich in den Vordergrund, und er, der Arrivierte, saß öfter draußen, als ihm lieb war. Doch Lucien Favre weiß, dass "Flaco" stets ein wenig braucht, um auf Touren zu kommen, und Herrmann selbst blieb an den ersten Spieltagen ebenfalls ruhig. Sein persönliches Nahziel bis Mai: erstmals sieben Bundesligatreffer in einer Saison.
André Hahn - Neubeginn nach dem Durchstarten
Es ist derzeit eine komische Situation für André Hahn. Und irgendwie auch eine neue. Denn spürbar hinten dran zu sein in der Auswahl der offensiven Außen, das kannte er bislang so nicht. Doch nach einem perfekten Start am Niederrhein fiel er in ein erwartbares Loch. Und als er wieder angreifen wollte, warfen ihn anhaltende Achillessehnenprobleme zu Jahresbeginn zurück. Seine großen Stärken Schnelligkeit und Physis wirft er nach wie vor in die Waagschale, allein es fehlt in diesen Wochen trotzdem an Durchschlagskraft und Kreativität im Zweikampf, so dass es durchaus ein Thema ist, ihn mal als kopfballstarken Stürmer im Zentrum auszuprobieren.
Ibrahima Traoré - die Wuselwaffe gegen Beton
Als sich Borussia zuletzt beim 0:1 auf Schalke zu Tode kombinierte, ohne wirklich zu Torchancen zu kommen, da konnte der Afrika-Cup-Rückkehrer Ibrahima Traoré ordentlich Werbung für sich machen als derjenige, der am ehesten dazu angetan ist, aus dem Spieler heraus gegen eine massive Defensive Löcher zu reißen. Zu Saisonbeginn war er gesetzt, dann verflachte die Effektivität seiner Aktionen zwischendurch merklich, zudem schlugen die Länderspielreisen zu Buche aber seit Favre den Linksfuß konsequent als eine Art "Gladbacher Arjen Robben" seitenverkehrt aufstellt, kommen Traorés Stärken noch besser zum Tragen. Was ihm fehlt, ist indes ein Bundesligator für Borussia. Zehn Spieltage hat er dafür noch Zeit.
Thorgan Hazard - das Talent, das immer besser wird
Niemand hatte von ihm erwartet, dass er sofort funktioniert. Bei Borussia war man froh, das Talent ausgeliehen zu haben, also wollte man ihm auch Zeit geben, sich zu entwickeln. Und der junge Belgier entwickelte sich — besser und schneller als es eine defensive Erwartungshaltung annehmen konnte. Fünf Treffer und acht Vorlagen, dazu in 31 von 37 Partien eingesetzt, diese Bilanz kann sich sehen lassen. Inzwischen gewöhnt sich Hazard auch immer besser an die physischen Anforderungen der Bundesliga. Und seitdem klar ist, dass er langfristig in Gladbach bleibt, steht einer weiteren Entwicklung hin zum Leistungsträger im Prinzip nichts mehr im Weg. klü
Fabian Johnson - Spätstarter mit Missverständnis
Das Missverständnis rund um Fabian Johnson gehört in Gladbach der Vergangenheit an. Seit sich der US-Nationalspieler und Favre in der Rückrunde darauf verständigt haben, ihn ausschließlich als offensiven Außen einzusetzen, wirken Johnsons Auftritte zielstrebiger, überzeugter und gradliniger. In der Hinrunde begann er zwar mit vielen Einsatzzeiten, war aber dann vor allem der, der in erster Linie als Offensiver defensiv dachte und wenig für das Spiel nach vorne beitrug. Das ist inzwischen anders. Johnson traut sich mehr zu, sucht immer öfter auch den Abschluss und schoss gegen Paderborn neulich sein erstes Tor. So ist er längst zur gleichwertigen Alternative auf Außen gereift.
