„Stur und wortkarg“ bei Bensebaini Borussia verärgert über algerischen Verband - aber machtlos

Mönchengladbach · Fliegt er oder fliegt er nicht? Das war vergangene Woche die Frage bei Ramy Bensebaini. Angesichts seiner Verletzung überraschte letztlich die Reise zur algerischen Nationalmannschaft. Über die Kommunikation mit dem Verband war Max Eberl ziemlich verstimmt.

Ramy Bensebaini gewann 2019 kurz vor seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach mit Algerien den Afrika-Cup.

Ramy Bensebaini gewann 2019 kurz vor seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach mit Algerien den Afrika-Cup.

Foto: AFP/GIUSEPPE CACACE

Der Ablauf sorgte für Irritationen: Seit Wochen hatte Borussias Profi aufgrund einer Verletzung, erlitten bei der Nationalmannschaft, kein Spiel machen können. Trotzdem wurde er für sein Land nominiert, er reiste hin, verbrachte ein paar Tage im Teamhotel, kam nicht zum Einsatz und kehrte vorzeitig wieder zurück nach Mönchengladbach. Kurz darauf feierte Breel Embolo sein Comeback und präsentiert sich aktuell in einer Top-Verfassung.

Über Ramy Bensebaini würden Trainer Adi Hütter und Manager Max Eberl bald gerne eine ähnliche Geschichte erzählen. Es gibt Parallelen zum Ablauf bei Embolo Ende August, aber eben auch gravierende Unterschiede. Eberl wirkte am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion um eine diplomatische Schilderung der Abläufe bemüht, verhehlen konnte und wollte er allerdings nicht, dass ihn die Kommunikation mit dem algerischen Verband vergangene Woche ziemlich verstimmt hat.

„Es war suboptimal, aber wir als Verein sind da nicht in der Rolle, bestimmen zu können“, sagte Eberl. Zur Erinnerung: Dienstags noch trainierte Bensebaini individuell am Borussia-Park, mit der Mannschaft hatte er da bereits knapp zwei Wochen nicht auf dem Platz gestanden. Während die Fédération Algérienne de Football (FAF) auf ihrer Webseite schrieb, dass Bensebaini am Mittwoch dazustoßen werde, teilte Borussia mit, dass es noch offen sei, ob der Linksverteidiger wirklich fliegt.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

„Wir haben mit dem algerischen Verband gesprochen, auch mit seinem Berater. Sowohl der Berater als auch der Spieler haben stark insistiert, dass er hierbleiben kann“, erklärte Eberl. „Der Verband hat sich daraufhin sehr stur und wortkarg gegeben und gesagt, dass er kommen muss. Am langen Ende hat der Verein keine Handhabe, ich muss die Spieler abstellen, wenn sie einberufen werden.“ So wird es auch im Januar sein, wenn Bensebaini, sofern er gesund ist, für Algerien beim Afrika-Cup aufläuft.

Borussia habe im aktuellen Fall darum gebeten, dass der Spieler abreisen darf, „wenn ersichtlich ist, dass er für das zweite Spiel in Niger nicht zur Verfügung steht“. Zudem sollte Bensebaini vor Ort weiter behandelt werden und seine Reha fortsetzen. Anfang September hatten ihn erst Leistenprobleme außer Gefecht gesetzt, dann Fußprobleme. Als die Mannschaft am vergangenen Sonntag nach Niger flog, war Bensebaini nicht dabei. Nachdem er einen Sponsorentermin absolviert hatte (der 26-Jährige ist nun Markenbotschafter für einen Mobilfunkanbieter), machte er sich auf den Weg zurück nach Deutschland.

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„Wir sind sehr unglücklich darüber gewesen. Es ist immer die gleiche Problematik, dass Verbände sich vielleicht auch aus schlechten Erfahrungen sehr strikt zeigen, weil Spieler abgesagt haben, obwohl sie nicht verletzt waren“, sagte Eberl. „Wir als Verein sind der Arbeitgeber. Die Verbände nutzen unseren Spieler, was am langen Ende auch berechtigt ist. Wir unterstützen alle Nationalspieler, die zu ihren Nationalmannschaften fahren und das Beste geben für ihr Land.“ Am Ende sei Borussia jedoch am glücklichsten, wenn sie heil zurückkommen.

Nicht nur der Draht zum Schweizer Verband und Trainer Murat Yakin, den Hütter aus Berner Zeiten kennt, wirkt deutlich harmonischer. Auch die Interaktion mit dem DFB und Hansi Flick lobte Hütter. „Seit Hansi Bundestrainer ist, habe ich sicher schon fünfmal mit ihm telefoniert. Er ist sehr kommunikativ. Das ist großartig, wie er mit den Klubtrainern im Austausch ist.“

Dass das lange nicht selbstverständlich ist, musste Borussia am Beispiel Bensebaini erfahren. Trainer Hütter hofft, dass die Leidenszeit des Algeriers bald vorbei ist. „Er hat überhaupt keinen Rhythmus, deshalb bin ich froh, dass er relativ schnell wieder zurückgekommen ist“, so Hütter. Unter der Woche habe Bensebaini zumindest teilweise mit der Mannschaft trainiert. „Aber wir müssen mit ihm weiter einen guten Plan verfolgen, damit er so schnell wie möglich topfit ist und Leistung bringen kann. In dieser Phase ist es immer nur ein Auf und Ab zwischen Verletzungen, Reha und Rückschlägen.“ Um diesen Kreis zu durchbrechen, wirkte der Fünf-Tages-Trip zur Nationalmannschaft nicht gerade förderlich.

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