Borussia Mönchengladbach 40-Punkte-Marke knacken

Der Abstieg ist wurde vermieden, der Angriff der Initiative abgewehrt. Nun konstruieren Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl den Kader für die neue Saison. Für große Stars ist kein Geld da.

Der Mann, der den Angriff von Stefan Effenberg abgewehrt hat, sieht entspannt aus. Entspannter als in den Wochen zuvor, als Max Eberl der Druck, der auf ihm lastete, spürbar zu schaffen machte. Effenberg, einer mit einem großen Namen, wollte Eberls Job.

Es war ja nur ein theoretischer Machtkampf, weil es nicht um Eberl oder Effenberg ging, sondern um Satzungen. Aber es war eben personalisiert worden. Eberl war der Sieger, weil er den Mitgliedern am Sonntag bei der Mitgliederversammlung in einer kämpferischen, aber sehr aufgeräumten Rede ein klares Konzept darlegen konnte. "Effe", der nach eigener Aussage "immer gewinnen will", zog wortlos von dannen.

Jugendstil war zu forsch

Eberl hat zwei Tage lang an seiner Rede gefeilt. Anfangs wirkte er nervös, schließlich hatte es in den Monaten zuvor nicht nur einen nervenaufreibenden Abstiegskampf gegeben, sondern auch viele Angriffe auf ihn, teils auf niedrigstem Niveau. "Mit sachlicher Kritik kann ich umgehen", sagt Eberl. "Aber wenn es persönlich wird, habe damit ich ein Problem." Den sachlichen Teil der Vorwürfe, konterte Eberl offensiv. Er gestand Fehler ein. Der Jugendstil sei zu forsch gewesen, es habe die Absicherung gefehlt. Am Ende bekam er den Applaus der meisten Mitglieder.

Nun steckt Eberl mitten drin in den Planungen für die neue Saison. Bis zum Trainingsauftakt am 23. Juni soll der Kader (25 bis 26 Spieler) möglichst stehen. Mit Trainer Lucien Favre will Eberl ein Team entwerfen, dass einerseits Borussias Ansatz entspricht (offensiver Fußball mit intelligentem Defensivspiel, viele junge Spieler, aber eben ausreichend viele Routiniers), andererseits aber auch "die magische 40-Punkte-Marke endlich mal wieder knacken" kann.

Läuft alles normal, würde das nach Eberls Rechnung Platz zehn bis 13 bedeuten. Ein konservatives Ziel, aber eines, das realistisch ist. "Wir sollten nicht träumen, sondern hart arbeiten", warnte Favre bei der Mitgliederversammlung.

Eberl weiß, dass er keine großen Stars kaufen kann. Ein Mitglied empfahl die Rückholaktion des Lürripers Marcell Jansen vom Hamburger SV. "So etwas ist für uns nicht machbar", sagt Eberl. Ob Eugen Polanski aus Mainz loszueisen ist, wird sich zeigen und auch eine Frage des Geldes sein. Zumindest arbeiten die Borussen daran. Vermutlich können Eberl und Favre investieren, was sie durch Spielerverkäufe einnehmen.

Logan Bailly, Tobias Levels oder Mo Idrissou sind Spieler, die sich neu orientieren könnten, vielleicht auch der latent wechselwillige Dante (nun wird auch Wolfsburg Interesse nachgesagt), den Eberl aber auf jeden Fall halten will. Michael Bradley (Aston Villa zieht die Kaufoption) und Marcel Meeuwis, die ausgeliehen waren, gehen sicher. Und auch Fabian Bäcker (Aachen), Sebastian Schachten (FC St. Pauli), Michael Fink (zurück zu Besiktas Istanbul) und Jean-Sébastien Jaurès

Lucien Favre will Spieler, die mehrere Positionen spielen können. "Polyvalent" hat der Schweizer in Berlin solche Fußballer genannt, heute mag er den Begriff nicht mehr. Joshua King (19) , der für ein Jahr vom Manchester United ausgeliehen wird (ohne Kaufoption) ist so einer. Und auch Matthias Zimmermann (18), der aus Karlsruhe kommen soll. Beide sind "Potenzialspieler", wie Eberl sagt, jung eben, aber durchaus schon erfahren. Oscar Wendt, der Schwede, ist 25, hat Europapokal-Erfahrung.

Eine nicht immer schöne, aber wichtige Erfahrung war die vergangene Saison für Max Eberl. Der Abstiegskampf. der Angriff der Initiative, aus all dem "kann man viel lernen", sagt Eberl. Vor allem hat er gelernt, dass es wichtig ist, die Ruhe zu bewahren. Und ein klares Konzept zu haben. Das hatte er Stefan Effenberg, seinem theoretischen Konkurrenten, voraus.

(RP)
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