Freistoß entscheidet Derby Risses Traumtor hat nur einen kleinen Makel

Mönchengladbach · Eine Steigerung war dann doch noch denkbar: So ein Tor in einem Heimspiel. Dann wäre es wohl das größte Gefühl aller Zeiten gewesen für Marcel Risse. Aber auch so war es nahezu perfekt und ein "unglaubliches Glücksgefühl", das in der Nachspielzeit des rheinischen Derbys im Mönchengladbacher Borussia-Park seinen Körper durchströmte.

Marcel Risse schießt 1. FC Köln zum 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach
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Risse schießt Köln mit Freistoß-Hammer zum Sieg

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Foto: dpa, jg

Immerhin fand das Ereignis, das die Fans des 1. FC Köln, bei dem Risse angestellt ist, künftig als Naturereignis beschreiben werden, wenn sie an diesen 19. November 2016 zurückdenken, gleich vor der Kölner Kurve statt. Vor zwei Jahren hatten die Fans dort miterleben müssen, wie Gladbachs durch Granit Xhakas Kopfball 1:0 siegten und hatte hernach den Platz gestürmt. Nun legte sich Risse weit, weit weg vom Gladbacher Tor den Ball zum Freistoß zurecht. Der Plan war, zu flanken. Doch der böse Blick des Kollegen Anthony Modeste, der zuvor etwas zufällig das 1:1 erzielt hatte, besagt: "Schieß einfach." Das tat Risse, und danach dann flog der Ball in einer kuriosen Kurve über Torhüter Yann Sommer hinweg in den Winkel des Gladbacher Tores. Dass dieser Treffer ein heißer Kandidat ist für das Tor des Monats November, steht außer Frage.

Der letzte Kölner, der einen Derby-Auswärtssieg bewerkstelligte, war Milivoje Novakovic, der im Oktober 2008 das 2:1-Siegtor des FC schaffte. Acht Jahre später war es nun also Risse, der sich feiern ließ von der rot-weißen Reisegesellschaft, die leider auch einiges an Feuerwerkskörpern mitgebracht hatte und diese zündete.

Dass der Sieg, der den Vorsprung auf den Erzrivalen vom Niederrhein auf neun Punkte anwachsen ließ, ein wenig glücklich war, wollte Marcel Risse nicht verhehlen. Doch wer wie sein Team einen Lauf hat, der kommt zuweilen zu der Erkenntnis, dass "es Tage gibt, an denen man ein Derby durch zwei glückliche Tore gewinnt". Mancher FC-Fan, der sich nicht an das strikte Bodenständigkeitsgebot von Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke hält, wird im typischen kölschen Überschwang sagen: Spitzenteams gewinnen auch Spiele, die nicht gut laufen. Ob der FC tatsächlich schon ein Topteam ist, ist noch zu belegen. Der Treffer von Marcel Risse, dessen Schüsse flattern, als säße ein Kaninchen in der Kugel, wie FC-Ersatzkeeper Thomas Kessler sagte, war jedoch ohne Zweifel Spitzenklasse. Und für ihn der bislang emotionalste seiner Karriere. Trotz des kleinen Makels, den sein Traumtor hat.

(kk)
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