Streit nach Fahnenklau im Derby 1. FC Köln wehrt sich gegen Kritik aus Gladbach

Mönchengladbach/Köln · Der Ärger rund um den Fahnenklau in der Halbzeit des Derbys zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach geht in die nächste Runde. Am Mittwoch hatte Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers teils scharfe Kritik am FC und seinen Fans geübt. Die lassen das jedoch nicht auf sich sitzen.

 Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln.

Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln.

Foto: dpa, mb fgj nic

Zur Erinnerung: Ein mit orangefarbener — allerdings nicht offizieller — Ordnerweste getarnter FC-Fan hatte in der Pause die Fahne der Gladbacher Gruppierung "Scenario Fanatico" vom Zaun gerissen und war mit seinem Diebesgut über den gesamten Platz in die Kölner Kurve geflüchtet. Anschließend kletterten rund 20 Borussia-Fans in den Innenraum, überlegten es sich aber schnell wieder anders, als die Polizei mit Verstärkung herbeieilte. Schippers indes lobt die Anhänger ausdrücklich in seinem Interview auf der Vereinshomepage: "Trotz dieser für sie drastischen erneuten Provokation haben sie sich nicht dazu verleiten lassen, den Innenraum zu stürmen oder sich zu einer anderen Revanchehandlung hinreißen lassen."

Die Fanseite "Geissblog" wirft Schippers vor, an dieser Stelle mit "alternativen Fakten" zu arbeiten, und verweist auf den sehr wohl erfolgten Versuch, in den Innenraum einzudringen. "Darüber hinaus ist ein Polizei- und Ordnereinsatz während der zweiten Halbzeit — also nach dem Fahnenklau — verbrieft, durch den mehrere Fans von Borussia Mönchengladbach aufgehalten wurden, die versucht hatten, über die Osttribüne in den Bereich der Südkurve einzudringen", heißt es weiter. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte dies die Polizei Köln.

Schippers berichtet zudem von einem Telefonat mit dem Kölner Geschäftsführer Alexander Wehrle über die Vorfälle. Der habe ihm zugesagt, alles zu tun für die Aufklärung. Wehrle äußerte sich gegenüber dem "Geissblog" allerdings wenig begeistert über Schippers‘ Reaktion drei Tage nach dem Derby. "Ich halte wenig davon, öffentliche Schuldzuweisungen auszusprechen, ehe nicht alle Fakten bekannt sind. Dazu in die Vergangenheit zu blicken und alte Verfehlungen aufzuzählen, hilft nicht für die Zukunft", sagte Wehrle.

In der Rivalität beider Fanlager sind seit 2008 immer wieder Grenzen überschritten worden. Los ging es damals auf ähnliche Weise wie im bislang letzten Kapitel vom vergangenen Sonntag: mit einem Fahnenklau. Kölner Ultras entwendeten die Zaunfahne der Ultras Mönchengladbach aus deren Räumlichkeiten hinter der Nordkurve, wenig später wurde die Fahne während des Derbys in der Kölner Kurve präsentiert. Daraufhin drohte die Lage im Gladbacher Gästeblock zu eskalieren.

Ein halbes Jahr später beschossen Borussia-Hooligans Kölner Fanbusse mit Leuchtraketen, 2014 zettelten sie auf einer Wiese hinter dem Kölner Stadion eine heftige Schlägerei ein. Derweil drängten Mitglieder der Kölner Ultra-Gruppierung "Wilde Horde" 2012 einen Gladbacher Fanbus von der A3 und griffen ihn auf einem Rastplatz mit Baseballschlägern und Steinen an. Drei Täter wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. 2015 stürmten dann Kölner Ultras in Gladbach nach Granit Xhakas Last-Minute-Tor den Rasen. Die Liste der Vorfälle — mal als Schmarmützel zu bewerten, mal von enormer Gewaltbereitschaft geprägt — ist lang.

Eine weitere Fanseite aus Köln, effzeh.com, bezeichnet den Fahnenklau vom Sonntag als "Lausbuben-Streich". FC-Idol Lukas Podolski amüsierte sich direkt nach dem Spiel bei Twitter über die Aktion. Auch darüber ärgert sich Borussias Geschäftsführer Schippers. "Wenn ich dann noch mitbekomme, dass dieser Fahnenklau unter den Augen des 1. FC Köln in Köln von vielen Seiten als Erfolg über den ungeliebten Erzrivalen gefeiert wird, habe ich nicht das Gefühl, dass man dort ernsthaft daran arbeitet, dass die Derbys zwischen unseren Klubs auch in Zukunft in Frieden ausgetragen werden können", findet er harsche Worte. "Wir lassen uns gerne vom Gegenteil überzeugen."

(jaso)
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