Tumor-Diagnose bei Sébastien Haller Hodenkrebs ist in den meisten Fällen heilbar

Analyse | Düsseldorf · Das Karzinom der männlichen Keimdrüse ist eine eher seltene Krankheit jüngerer Männer. Oft wird sie früh erkannt und kann von erfahrenen Urologen auch gut behandelt werden.

Diese Fußballer überstanden ihre Krebserkrankung
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Foto: dpa, jai

Hodentumoren sind keine traurige Spezialität von Leistungssportlern, bei ihnen fallen sie allerdings statistisch besonders früh auf, weil sie ärztlich umfassender untersucht werden. Auch bei dem BVB-Neuankömmling Sébastien Haller fiel die Erkrankung jetzt im Rahmen eines medizinischen Checks auf. Dass ihm als einer der Ersten Timo Baumgartl Mut zusprach, hatte einen authentischen Hintergrund: Der Verteidiger von Union Berlin hatte im Mai dieselbe Diagnose bekommen; er hat bereits mehrere Chemotherapie-Zyklen hinter sich gebracht und fühlt sich gut. Auch Marco Richter, Flügelstürmer bei Hertha BSC, war kürzlich mit dieser Diagnose konfrontiert worden. Populär als (längst geheilter) Patient ist der Radsportler Lance Armstrong.

Tatsächlich tritt Hodenkrebs häufig bei jüngeren Männern auf (im Durchschnitt mit 38 Jahren) und wird in der Regel früh erkannt, auch bei der Selbstuntersuchung. Erster Hinweis ist in den meisten Fällen eine einseitige schmerzlose Anschwellung oder Verhärtung des Hodens. „Dann beträgt die Heilungsquote nahezu 100 Prozent. Sofern das Karzinom metastasiert ist, sinkt sie auf 70 Prozent“, sagt der Berliner Urologie-Professor Mark Schrader. Epidemiologisch ist Hodenkrebs eine eher seltene Erkrankung; jährlich erkranken etwa 4200 Männer daran. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt.

Gesichert wird die Diagnose neben dem Tastbefund durch einen Ultraschall, die Analyse von sogenannten Tumormarkern im Blut und schließlich eine feingewebliche Untersuchung. Sollte ein eindeutiger Krebsbefund vorliegen, wird weitere Diagnostik betrieben, etwa per Computertomografie, um mögliche Metastasen im Körper zu entdecken. Diese Tochtergeschwulste waren damals bei Armstrong aufgetreten: Bei ihm hatten sich Metastasen in den Lymphknoten, im Bauchraum, in der Lunge sowie im Gehirn gebildet. Er entschied sich für eine aggressive Chemo und wurde geheilt.

Die Entfernung eines Hoden mit Bestrahlung oder Chemotherapie ist der zentrale, aber nicht der einzige therapeutische Ansatz. In manchen Fällen wird nur operiert, dann aber abgewartet. Die individuelle Entscheidung treffen Arzt und Patient auch anhand von Tumorart und -stadium.

Es hängt unter anderem von der Dosierung der Chemotherapie ab, ob der Patient mit dem einen verbliebenen Hoden zeugungsfähig bleibt; oft ist das der Fall. In jedem Fall bleibt dann die Möglichkeit, dass Samen über die sogenannte Sperma-Kryokonservierung tiefgefroren und für den Moment eines späteren Kinderwunsches aufbewahrt wird. Nur in fünf Prozent aller Fälle sind beide Hoden betroffen.

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