Borussia Dortmund in der Krise Jürgen Klopp: "Das ist der Tiefpunkt"

Dortmund · Nach dem 0:1 gegen den Hamburger SV setzt der Dortmunder Cheftrainer seine Hoffnung in die Länderspielpause.

Borussia Dortmund kassiert gegen Hamburger SV vierte Saisonniederlage
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Jürgen Klopp sprach von Punkten. Dortmunds Trainer meinte aber nicht die zwei, die seine Mannschaft noch von einem Abstiegsplatz in der Fußball-Bundesliga entfernt ist. Der 47-Jährige dachte auch nicht an die drei Zähler, die der Gastgeber beim 0:1 gegen den als Tabellenschlusslicht angereisten, bis dahin sieglosen Hamburger SV verspielt hatte. Auch nicht an jene sieben, die der Erstligist von maximal zu erreichenden 21 auf dem Konto hat, und auch nicht an die zehn, die Spitzenreiter Bayern München nun schon besser ist.

"Heute haben wir den 4. Oktober. Das ist der Tiefpunkt und zugleich der Startpunkt für den Rest der Saison", sagte Klopp mit einer Stimme, der man die Enttäuschung, aber auch die Ohnmacht vor der Realität anmerkte. Von fehlender Einstellung wollte der Fußballlehrer nichts hören. "Die Jungs wollen, aber man hat auch gesehen, dass sie nicht können - und das ist nicht so cool", betonte Klopp. Die zwei Wochen Länderspielpause will er nutzen und an Verbesserungen arbeiten, was zuletzt angesichts von sieben Spielen in 22 Tagen unmöglich war.

Stabilität war das Wort, das Klopp gerne und oft benutzte. Eine stabile Form bringt seine in der Champions League mit 5:0 Toren und sechs Punkten optimal gestartete Mannschaft in der Bundesliga (noch) nicht auf den Platz. "Es gibt Spieler, die sind neu hier und kennen den Rhythmus, alle drei Tage zu spielen und auch noch der Favorit zu sein, nicht. Dann haben wir Spieler, die nach längerer Verletzungspause zurückkommen, aber direkt volles Programm abspulen müssen. Und wir haben Spieler, die wegen der WM nur eine kurze Vorbereitungszeit hatten, die aber auch alle Partien mitmachen müssen", erklärte Klopp. Ihm geht die momentane Situation sichtlich nahe. Neu in der Liste der Verletzten ist Außenverteidiger Marcel Schmelzer, der nach einem Mittelhandbruch wohl vier Wochen ausfällt.

Und noch einen Grund nannte Klopp: "Wir kassieren Tore, die skurril und unnötig sind." Das war auch gegen Hamburg der Fall. Stürmer Adrian Ramos spielte den Ball ohne Not in die Füße von Nicolai Müller, der Gegenspieler Erik Durm abschüttelte und die Übersicht hatte, den besser positionierten Pierre-Michel Lasogga zu bedienen. Den Ball im Tor zu versenken, war für den Stürmer dann keine Aufgabe. "Auswärtssieg", sangen die HSV-Fans. Was da noch Ausdruck von Hoffnung war, war gut eine Stunde später dann Wirklichkeit.

Nach der Pause machten die Dortmunder, die im ersten Durchgang nicht einmal ernsthaft auf das Tor von HSV-Schlussmann Jaroslav Drobny geschossen hatten, dann Druck. Aber auch da wurde deutlich, dass die Gastgeber vor allem in der Abteilung Kreativspieler derzeit noch auf zu viele Spieler verzichten müssen. Shinji Kagawa war alleine überfordert. Marco Reus und Henrich Mkhitaryan steigen zeitnah ins Training ein, auch Ilkay Gündogan gehört bald wieder zum Kader. Sie können das Spiel beleben. Die wenigen Chancen, die sich die Borussia gegen den HSV erarbeitete, machte Torwart Drobny zunichte, oder aber die Gastgeber verfehlten in aussichtsreicher Position das Tor wie der Sekunden zuvor eingewechselte Ciro Immobile.

Die Gäste feierten im vierten Spiel den ersten Sieg unter Chefcoach Joe Zinnbauer. "Endlich hat sich die Mannschaft für ihren Aufwand auch belohnt. Wir müssen und wir werden weiter hart arbeiten", sagte der 44-Jährige, der einst mit Jürgen Klopp beim Zweitligisten Mainz aktiv war. "Der Kloppo hat damals mal zu mir gesagt: Wir zwei Blinden können zwar nicht Fußball spielen, aber vielleicht packen wir es ja als Trainer", erzählte er nach seinem Aufstieg vom Trainer der Regionalliga-Mannschaft zum Chef des Bundesligisten. Und der hätte in Dortmund noch höher gewinnen können, doch Roman Weidenfeller "kratzte" einen Kopfball von Heiko Westermann spektakulär von der Torlinie, und der von Lewis Holtby geschossene Ball trudelte am leeren Tor vorbei.

Der Beginn einer Erfolgsserie, wie von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erhofft, fiel aus. Dennoch feierten die Fans auf der Südkurve ihre Mannschaft noch minutenlang nach dem Abpfiff, als die drei anderen Tribünen schon fast verlassen waren. "Das ist ungewöhnlich. Aber es ist eine Reaktion, die uns helfen wird", sagte Klopp. In der Zeit sieht er seinen größten Verbündeten.

(RP)
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