Nach dem Remis in Köln Für den BVB ist der Meisterzug wohl abgefahren

Köln · Höchstwahrscheinlich war‘s das für Borussia Dortmund mit dem Titelrennen der Fußball-Bundesliga. Nach dem 1:1 in Köln beträgt der Rückstand auf den FC Bayern wieder sechs Punkte. So richtig zu ärgern schien das aber nur BVB-Torjäger Erling Haaland.

Dortmunds Erling Haaland (2.v.li.) sitzt enttäuscht auf der Ersatzbank.

Dortmunds Erling Haaland (2.v.li.) sitzt enttäuscht auf der Ersatzbank.

Foto: AP/Martin Meissner

Erling Haaland war offenbar der Einzige, der noch an eine echte Titelchance für Borussia Dortmund geglaubt hatte. Die Frust-Bilder vom Torjäger, der mit verschränkten Armen und kopfschüttelnd auf der Bank verharrte, waren jedenfalls ein klares Zeichen: Dieses 1:1 des BVB beim 1. FC Köln waren mehr als zwei verlorene Punkte. Es war bei nun sechs Punkten Rückstand auf den FC Bayern und noch sieben Spielen wohl der entscheidende Rückschlag im Titelkampf der Fußball-Bundesliga.

Der war über die gesamte Saison hinweg nie so recht in Gang gekommen. Und in den Augen von Haalands Bossen anscheinend auch nach der kleinen Aufholjagd von neun auf vier Punkten kein echtes Thema gewesen. „Wir hätten gerne gewonnen und es so lange wie möglich spannend gemacht. Aber wir konnten unsere Chancen trotzdem realistisch einschätzen. Daher haben wir den Meisterkampf nicht mehr ausgerufen“, sagte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung.

Trainer Marco Rose antwortete auf die Frage, ob er im Hinblick auf den Titelkampf enttäuscht über das Ergebnis sei, demonstrativ verkürzt: „Ich bin enttäuscht über das Ergebnis.“ Das Gerede vom Meister-Duell sei ja „ein Running Gag mittlerweile. Verlieren wir ein Spiel, heißt es wieder: Verkackt. Dann gewinnen wir und die Bayern stolpern, dann kriege ich die Frage gestellt: Seid ihr wieder dicke dabei?“ Insgesamt versuche der BVB einfach, „das Maximum aus der Saison rausholen.“

Kehl rief derweil einfach andere Ziele aus. „Rückrunden-Meister zu werden, ist auf jeden Fall ein lohnendes“, sagte er: „Und den Abstand nach hinten vergrößern und nach vorne nicht so brutal aussehen zu lassen, wäre ganz gut.“

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Das klingt mäßig ambitioniert in einer Rest-Saison, in der der BVB nach dem Aus in drei Pokal-Wettbewerben „ja nicht mehr so viele Englische Wochen hat“, wie Kehl anmerkte. Und in der die Dortmunder selbst in der nun anstehenden Länderspiel-Pause „eine gute Trainingsgruppe haben werden. Es sind ja viele deutsche Nationalspieler da“, wie Kehl anmerkte. Bundestrainer Hansi Flick hatte keinen einzigen Dortmunder nominiert. Darüber habe man gesprochen, sagte Kehl, der im Sommer Michael Zorc als Sportdirektor beerben wird: „Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.“

Dennoch sei die Konstruktion eines Titelkampfes zwischen dem Serien-Meister aus München und dem Dauer-Verfolger aus Dortmund „ein Auf und Ab der Medien“, wie Kehl erklärte: „Wir haben uns nicht drauf eingelassen und uns auf uns konzentriert. Das ist uns zuletzt gut gelungen.“ Immerhin hat Dortmund in 2022 die meisten Punkte geholt.

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Auch deshalb verteidigte Kölns Trainer Steffen Baumgart seinen Freund „Rosi“ mit Vehemenz. „Sie haben von den letzten neun Spielen sechs gewonnen, zweimal unentschieden gespielt und nur von Leverkusen den Arsch vollgekriegt, was jedem mal passieren kann“, sagte Baumgart: „Das wird mir alles zu schlecht gemacht. Die Mannschaft hat eine Entwicklung gemacht. Ich finde, dass sie eine gute Saison spielen.“

Für Haaland reicht das alles aber wohl nicht als Perspektive. Bei seinem Startelf-Comeback nach 57 Tagen wirkte der Norweger dauerunzufrieden mit sich und dem Spiel der Mannschaft. Seinen Frust habe man „auch schon im Spiel gemerkt“, sagte Kölns Innenverteidiger Luca Kilian, in der Jugend des BVB groß geworden und heute noch bekennender Dortmund-Fan. „Er war nicht richtig drin im Spiel, hat nicht so viele Bälle bekommen“, sagte Kilian und ergänzte lachend: „Als Team haben wir ihn gut verteidigt. Deshalb ist das schön, ihn so beleidigt auf der Bank sitzen zu sehen.“

(lonn/dpa)
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