Bundesliga kompakt Dortmund nutzt den Bayern-Patzer – Frankfurt verpasst Rückkehr auf Platz zwei

Düsseldorf · Giovanni Reyna erlöst den BVB: Nachdem in Mainz zunächst zwei ganz frühe Tore gefallen waren, sorgte der US-Amerikaner für den 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit. Derweil holt Eintracht Frankfurt einen Punkt in Freiburg und Union Berlin siegt in Bremen.

 Dortmunds Julian Ryerson jubelt mit seinen Mitspielern nach seinem Treffer zum 1:1.

Dortmunds Julian Ryerson jubelt mit seinen Mitspielern nach seinem Treffer zum 1:1.

Foto: dpa/Torsten Silz

Die Steilvorlage des FC Bayern genutzt, den Auswärtsfluch gebannt: Borussia Dortmund hat sich im Titelrennen zurück in den Kreis der Jäger geschossen. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic nutzte durch das hart erkämpfte 2:1 (1:1) beim FSV Mainz 05 den Patzer der Münchner gegen Köln (1:1) und schob sich zum Abschluss der Hinrunde bis auf fünf Punkte an den Tabellenführer der Fußball-Bundesliga heran.

Derartige Siege seien „die schönsten“, sagte Julian Brandt bei Sky: „Wir merken momentan, dass wir uns die Siege bis zur 90. Minute und danach erarbeiten müssen. Es ist harte Arbeit, ich finde es herausragend, dass wir uns für den Aufwand belohnen.“

Ohne den gelbgesperrten Anführer Jude Bellingham fehlte Dortmund lange die Durchschlagskraft. Julian Ryerson (4.) mit seinem Premierentor und Joker Giovanni Reyna (90.+3) mit dem späten Siegtreffer auf Vorlage von Sebastien Haller brachten den BVB dennoch wieder in Lauerstellung, nachdem Jae-Sung Lee (2.) früh für Mainz getroffen hatte.

Für die Borussen war es erst der zweite Auswärtssieg aus den vergangenen sieben Partien. Der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt nannte die Niederlage „maximal unglücklich“ und „unverdient“. Gerade in der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft „Paroli geboten“ und sei „näher drangewesen.“

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Im Vergleich zum wilden Schlagabtausch gegen den FC Augsburg (4:3) wechselte Terzic zweimal. Niklas Süle rückte als Kapitän für Mats Hummels in die zuletzt äußerst unsichere Abwehr, Emre Can ersetzte Bellingham. Während Haller nach seinem emotionalen Debüt erneut auf der Bank saß, kam die Partie für den jüngst erkrankten Marco Reus zu früh.

Dazu startete das Spiel mit einem frühen Schock für den BVB, weil Lee gleich mit dem ersten Abschluss für die Mainzer Führung sorgte. So fahrlässig Karim Adeyemi und Ryerson bei der Ecke verteidigt hatten, so stark war die Dortmunder Reaktion. Die Antwort? Ein abgefälschter Ryerson-Distanzschuss zum Ausgleich.

Nach wackligem Beginn stabilisierten sich die Schwarz-Gelben schnell. Das Umschaltspiel der Mainzer, bei denen Stammtorhüter Robin Zentner (Rückenprobleme) erneut fehlte und Abwehr-Neuzugang Andreas Hache-Olsen debütierte, erstickte Dortmund im Keim und spielte sich gute Chancen durch Youssoufa Moukoko (8.), Süle (9.) und Adeyemi (14.) heraus.

Den Druck hielten die Borussen jedoch nicht lange hoch. Dortmund fehlten in einer zähen Partie die Ideen, dazu wackelte die Defensive erneut vereinzelt. Gegen zu harmlose Gastgeber wurde dies anders als zuletzt aber nicht bestraft.

Deutlich mehr ließen Süle und Co. nach der Pause zu. Der BVB agierte zu passiv und hatte bei den Abschlüssen von Karim Onisiwo (57.) und Marcus Ingvartsen (60.) Glück. Terzic reagierte: Neben Haller kamen Giovanni Reyna und Jamie Bynoe-Gittens, der bei der besten Chance zu ungenau abschloss (68.). Erst in der Schlussphase drückte der BVB wieder mehr und belohnte sich spät. Haller verlängerte eine Ecke per Kopf zu Reyna, der schon gegen Augsburg zum Sieg getroffen hatte.

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt 1:1 (0:1)

Eintracht Frankfurt hat drei Tage vor dem Spitzenspiel in München die Rolle als Bayern-Jäger Nummer eins eingebüßt. Das Team von Trainer Oliver Glasner kam zum Hinrunden-Abschluss im Verfolgerduell beim punktgleichen SC Freiburg zu einem 1:1 (1:0) und liegt weiter fünf Zähler hinter dem Ligaprimus. Freiburg zeigte sich gegenüber der herben 0:6-Pleite beim VfL Wolfsburg stark verbessert.

Randal Kolo Muani brachte die Frankfurter, die kurzfristig auf ihren erkrankten Stammtorhüter Kevin Trapp verzichten mussten, in Führung (42.). Doch Nationalspieler Matthias Ginter (47.) glich im mit 34.700 Zuschauern ausverkauften Europa-Park Stadion per Kopf aus.

SGE-Coach Oliver Glasner änderte seine Startelf im Vergleich zum Erfolg gegen Schalke 04 (3:0) auf drei Positionen. Diant Ramaj ersetzte Trapp, den verletzten Junior Dina Ebimbe vertrat Christopher Lenz. Außerdem durfte der wieder fitte Abwehrmann Tuta von Beginn an spielen.

Die Eintracht überließ die Spielgestaltung zunächst den Freiburgern und versuchte, mit hohem Pressing zu Offensivaktionen zu gelangen. Doch die Defensive der Breisgauer stand stabil. Trotz mehr Ballbesitz kamen die Freiburger, die viel mit langen Bällen agierten, nur selten zwingend vor das Frankfurter Tor. Lucas Höler verpasste per Distanzschuss mit der ersten nennenswerten Chance die Führung (20.).

In der Folge wirkte Frankfurt etwas wacher und fand besser in die Zweikämpfe. Doch das Team von Trainer Christian Streich, der sein 340. Bundesligaspiel als Freiburger Cheftrainer machte und damit mit Rekordtrainer Volker Finke gleichzog, blieb am Drücker.

Bis zum ersten Torabschluss der Gäste aus Hessen dauerte es bis fast zur Pause: Kolo Muani kam an der Strafraumgrenze zum Abschluss und hämmerte den Ball ins untere rechte Eck zur glücklichen Führung.

Direkt nach dem Seitenwechsel schlug dann der Sport-Club eiskalt zurück. Nach einer Flanke von Christian Günter köpfte Ginter den Ball unhaltbar ein. Freiburg drängte nun weiter auf den Führungstreffer, doch Michael Gregoritsch verpasste aus kurzer Distanz (62.). Die Eintracht lauerte vor allem auf Konter.

Werder Bremen - Union Berlin 1:2 (1:1)

Jubiläumssieg und Punkterekord für Urs Fischer: Der Trainer marschiert mit Union Berlin weiter durch die Bundesliga und hat Werder Bremen endgültig in die Krise gestürzt. Der Bayern-Jäger Nummer eins gewann zum Abschluss der Hinrunde nicht unverdient mit 2:1 (1:1) gegen die Hanseaten, Janik Haberer (18.) und Kevin Behrens (46.) drehten mit ihren Treffern die Partie und sorgten für Fischers 50. Bundesliga-Sieg im 119 Spiel.

Für die Bremer, die sich vier Tage nach dem 1:7-Debakel beim 1. FC Köln insgesamt verbessert präsentierten, war die zwischenzeitliche Führung durch Amos Pieper (14.) zu wenig.

Union hat als Tabellenzweiter nach dem Arbeitssieg nun 33 Punkte auf dem Konto, mehr als jemals zuvor in einer Hinrunde, und damit nur drei weniger als Rekordmeister Bayern München. Für Werder war es die vierte Pleite in Serie, der Aufsteiger steckt im Niemandsland der Tabelle fest.

„Wir sehen über das letzte Spiel von Bremen hinweg, dort ist einfach viel schiefgelaufen“, hatte Fischer vor der Partie gesagt. Der Schweizer impfte seiner Mannschaft ein, die Hanseaten trotz des desolaten Auftritts in Köln nicht zu unterschätzen und schenkte Neuzugang Josip Juranovic drei Tage nach dessen Verpflichtung sofort das Vertrauen.

Und Werder sollte Fischer gleich zu Beginn Recht geben. Nach einem Freistoß von Marvin Ducksch war Pieper mit dem Kopf aus kurzer Distanz zur Stelle. Doch die Führung gab den Hanseaten nicht lange Sicherheit, nur kurz danach patzte Pieper mit einem ganz schlechten Rückpass - Haberer nutzte das Missgeschick eiskalt aus.

Doch insgesamt zeigte die Mannschaft von Werner, der seine Startelf im Vergleich zum Köln-Debakel nur auf zwei Positionen veränderte, ein anderes Gesicht. Natürlich funktionierte längst nicht wieder alles, Union schien aber durchaus beeindruckt. Bei einem vermeintlichen Traumtor von Sheraldo Becker kurz vor der Pause hatten die Hausherren dann „Glück“, nachdem der Treffer wegen eines Handspiels nach dem Videobeweis zurückgenommen wurde.

Werder war immer wieder gefährlich, aber Union nutzte Fehler eiskalt aus. 51 Sekunden nach Wiederanpfiff war Behrens bei einer Ecke einfach viel wacher als die gesamte Bremer Defensive.

Niclas Füllkrug und Co. gaben sich nicht auf, Werder versuchte alles – und so blieb es bis zum Ende spannend.

(SID/stja)
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