Revierderby gegen Dortmund Schalke fürchtet sich

Gelsenkirchen · Es wird wohl so manchen Anhänger des FC Schalke geben, der sich am Sonntag Nachmittag wünscht, es wäre schon Montag. Das würde immerhin mehr Erholung versprechen. Im Revier geht die Angst um vor dem Derby. Am Sonntag (15.30 Uhr/Live-Ticker) empfangen die Königsblauen Borussia Dortmund zum 170. Derby - und selten waren die Rollen dabei so klar verteilt.

Das ist André Breitenreiter
14 Bilder

Das ist André Breitenreiter

14 Bilder
Foto: dpa/Walter Bieri

Der BVB hat die Qualifikation für die Champions League bereits sicher und schielt mit einem halben Auge sogar noch auf die Meisterschaft. Schalke dagegen muss sogar noch um einen Platz in der Europa League bangen. Nach der blamablen Niederlage gegen den FC Ingolstadt (0:3) ist der Klub wieder gehörig ins Taumeln geraten. Damit die Saison emotional nicht total verkorkst wird, erhofft man sich nun gegen Dortmund ein halbwegs erträgliches Abschneiden. "Wir haben die Möglichkeit", bekundet Schalkes Trainer André Breitenreiter, "viel positive Stimmung zurückzugewinnen. Dazu brauchen wir aber eine ganz andere Leistung als in Ingolstadt."

Der BVB ist indes längst enteilt. 23 Punkte trennen die Klubs vor dem Spieltag in der Tabelle. Nur einmal seit Einführung der Dreipunkte-Regel war der Abstand vor dem Revierderby noch größer: In seiner Meistersaison 2010/2011 hatte der BVB vor dem Rückrunden-Duell 25 Zähler mehr als Schalke. Unlängst hat Breitenreiter im Interview mit dem "Kicker" eingeräumt, dass man sich derzeit nicht auf Augenhöhe mit dem ewigen Rivalen befinden würde: "Momentan sind wir davon weit entfernt." Der 42-Jährige fordert vor dem Klassiker "Zeit und Geduld" ein, "um eine hungrige Mannschaft zu fordern, die konstant Topleistungen abruft und in einigen Jahren um Titel mitspielt". Das Problem: Viele trauen ihm auf Schalke schlicht nicht mehr zu, der richtige für diese Aufgabe zu sein. Schon gar nicht mit einer langfristigen Perspektive. Sollten die Knappen am Sonntag zu arg vom Kontrahenten auseinander gerupft werden, dürfte die Stimmung gegen Breitenreiter endgültig kippen. Dann hätte er in einem traditionell unruhigen Umfeld wohl seinen letzten Kredit verspielt.

Die Spieler haben sich wohl bereits mental von ihrem Vorgesetzten verabschiedet. "Es ist definitiv eine Mentalitätsfrage", berichtet Offensivspieler Eric Maxim Choupo-Moting. Die Vermittlung der richtigen Einstellung zum Beruf zählt zu den Kernkompetenzen eines Trainers. Er soll motivieren, jeden einzelnen Spieler nach Möglichkeit besser machen. Dass ist dem noch recht unerfahrenen Breitenreiter bislang jedenfalls nicht gelungen. Und so wird munter über seine Zukunft spekuliert, immer mal wieder werden die Namen von Lucien Favre und Markus Weinzierl als potenzielle Nachfolger lanciert. Über den Wahrheitsgehalt ist damit nichts gesagt, gleichwohl wird stetig die Autorität des 42-Jährigen untergraben.

Immerhin gibt es ein paar Unerschütterliche in Reihen des FC Schalke, die sich nicht in ihrem Optimismus beirren lassen. Torwart Ralf Fährmann zum Beispiel. "Es ist kein Bundesligaspiel, es ist was ganz Besonderes. Egal, wie gut der Gegner drauf sein mag", sagt der 27-Jährige. Jeder sei "topmotiviert", versichert auch Joel Matip: "Wir müssen alle Emotionen, die wir haben, reinschmeißen." Dass Dortmund wegen der hohen Belastung schwächeln könnte, glaubt Breitenreiter nicht: "Weil der Kader unserer Nachbarn dermaßen breit ist, dass sie ohne Qualitätsverlust rotieren können."

(gic)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort