Lewandowski gegen Aubameyang Topspiel wird zur Jagd auf die Torjägerkanone

München/Düsseldorf · Das Topspiel der Bundesliga zwischen Bayern und Dortmund steht im Zeichen der Mittelstürmer. Robert Lewandowski führt die Torschützenliste an, Pierre-Emerick Aubameyang ist ihm auf den Fersen.

 Robert Lewandowski trifft im Oktober 2015 gegen Borussia Dortmund.

Robert Lewandowski trifft im Oktober 2015 gegen Borussia Dortmund.

Foto: dpa, tha hak

Es ist nicht bekannt, ob Robert Lewandowski über eine Comic-Helden-Maske mit dem Logo seines Sponsors verfügt. Es ist auch nicht wahrscheinlich. Und es ist überhaupt nicht vorstellbar, dass Bayerns Stürmer sich nach einem Torerfolg mit Parfüm aus einer überdimensionalen Flasche mit Werbeaufdruck eindieselt, nur weil er viel Geld dafür bekommt, seinen Namen für die Linie "Von Robert mit Liebe" zu geben.

Der Berufskollege Pierre-Emerick Aubameyang ist da offensiver. Seine kleine Einlage im Dienst des Sponsors Nike nach dem Treffer gegen Schalke ist hinreichend diskutiert worden. Sie trug dem Dortmunder eine Geldstrafe in nicht bekannter Höhe ein, weil sein Klub von Puma unterstützt wird.

Die beiden sehr verschiedenen Typen sind sich nur in einer Hinsicht ähnlich: Sie treffen im statistischen Mittel in beinahe jedem Spiel. 25 Tore hat Aubameyang in 27 Bundesligaspielen erzielt, Lewandowski bringt es auf 24. Deshalb ist das Spitzenspiel der Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund heute (18.30 Uhr) auch das Gipfeltreffen der erfolgreichsten Torjäger.

Lewandowski gibt sich alle Mühe, das Duell um die Torjäger-Krone herunterzuspielen. Aubameyang spiele in seiner Vorbereitung auf die Spiele "keine Rolle", beteuert er mit großer Geduld. In bayerischen Vereinskreisen heißt es allerdings, dass der Pole ziemlich ungenießbar sei, wenn er selbst nicht trifft und der Dortmunder Konkurrent wieder mal den Ball ins Netz befördert hat.

Das führt zu gelegentlichen Anfällen von Eigensinn, für die Lewandowski sonst nicht so bekannt ist. In Mönchengladbach beispielsweise zog er in ungünstiger Position den Abschluss einem Abspiel auf Arjen Robben vor. Damit sorgte er für einen bemerkenswert theatralischen Protest des Kollegen, der wiederum doch für gelegentliche Anfälle von Eigensinn bekannt ist.

Lewandowski darf darauf verweisen, dass er selten den besser postierten Nebenmann übersieht. Fünf Torvorbereitungen stehen zu Buche, drei mehr als Aubameyang. Dadurch führt der polnische Nationalspieler die Scorerliste der Bundesliga an (vor Aubameyang natürlich), die Tore und den letzten Pass vor dem Treffer zusammenbringt.

Die vergleichsweise bessere Quote für Lewandowski hat auch damit zu tun, dass er der komplettere Spieler ist. Er ist im Strafraum gefährlich, aber auch als Schütze aus der Distanz. Er hat ein herausragendes Zweikampfverhalten, geschult durch Bewegungstraining mit seiner Frau Anna, die eine Weltklasse-Karatesportlerin war. Und er kann auf dem Weg zum Tor fußballerisch schwierige Umwege gehen. Aubameyang lebt von der Geradlinigkeit und einer enormen Geschwindigkeit. Mit seinem Antritt würde er in jede Radarfalle im Wohngebiet rauschen, Geschwindigkeiten von 34 Kilometern in der Stunde sind schon gemessen werden. "Ich wusste aus unserer gemeinsamen Zeit in Dortmund, dass er ein guter Spieler ist. Aber was danach mit ihm passiert ist, war eine echte Explosion", sagte Lewandowski der "Süddeutschen Zeitung".

Das ist auch andernorts registriert worden. Es hält sich das Gerücht, dass Real Madrid an Aubameyangs Diensten interessiert sei. Und weil der Gabuner von einer gewissen Portion Eitelkeit eben nicht völlig frei ist, kokettiert er mit dem prominenten Bewerber. Die große, weite Real-Welt passt zu Aubameyangs Vorstellung von einem angemessenen Luxus-Leben. Ansätze gönnt er sich schon jetzt. Zum Frisör fliegt er gern mal nach Paris, und ein Ausflug im Privatjet nach Mailand kostete ihn bereits die Teilnahme an einem Champions-League-Spiel. Trainer Thomas Tuchel warf ihn aus dem Aufgebot, weil die kleine Reise nicht genehmigt worden war. Es hinderte Aubameyang nicht daran, munter ein paar Bildchen vom Aufenthalt in der Lombardei ins Internet zu stellen.

Das war dann ebenfalls eine teure Geschichte. Leisten kann er sich derartige Extravaganzen. Lewandowski könnte es auch, er gilt in der "People with Money"-Rangliste mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 96 Millionen Euro als bestbezahlter Fußballer. Da will Aubameyang erst noch hin. Wahrscheinlich zieht er deshalb Masken über den Kopf.

(pet)
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