Revierderby gegen den BVB Schalke kommt mit Rückenwind

Dortmund · Borussia Dortmund plagen vor dem Revierderby gegen Schalke Personalsorgen. Die "Knappen" kommen mit Rückenwind zum ewigen Rivalen.

Zum 171. Mal treffen Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 aufeinander.

Zum 171. Mal treffen Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 aufeinander.

Foto: Zörner

Das erste Revier-Derby ist schon 91 Jahre her. Damals war Borussia Dortmund noch ein eher kleines Licht. Schalke 04 gewann in der Ruhrgaumeisterschaft der Kreisligen mit 4:2. Die Gelsenkirchener spielten einen revolutionären Fußball, sie setzten Flachpass an Flachpass und ließen Ball und Gegner laufen. "Schalker Kreisel" nannten das die Medien. Viele Fußball-Revolutionen später ist das Revier-Derby für die Fans immer noch der Höhepunkt des Jahres. Heute (18.30 Uhr) treffen die Rivalen in Dortmund zum 171. Mal aufeinander. Und wieder mal war noch nie etwas wichtiger als der Sieg. Er sichert nicht nur einen glücklichen Abend, sondern auch am Arbeitsplatz eine glückliche Woche. Für die Fans ist es das "Match der Matche", wie einfallsreiche Ruhrgebiets-Poeten schon vor Jahren dichteten.

Spieler und Funktionäre spüren die besondere Atmosphäre, die da von den Rängen aufs Spielfeld wabert. Und sie bestätigen natürlich artig die große Bedeutung der Veranstaltung, auch wenn sie sich in dieses Gefühl erst einleben müssen. Es wird ja niemand den 19-jährigen Franzosen Ousmane Dembélé, der im Auftrag seines Arbeitgebers BVB durch die Stadien der Republik auf den Außenbahnen herumrast, nur deshalb für einen Kenner der beinahe jahrhundertealten Tradition der Ruhrgebiets-Rivalität halten, weil er im Sommer einen Vertrag bei Borussia Dortmund unterschrieben hat.

Dembélé kann sich allerdings von seinem Sprint-Kollegen Pierre-Emerick Aubameyang schon mal einiges erzählen lassen. Vielleicht auch jene nette Geschichte aus dem Frühjahr 2015. Der BVB schickte Schalke mit einer 3:0-Packung auf die kurze Heimreise, und einen Treffer bejubelten Aubameyang und Marco Reus als Batman und Robin. Der Dolmetscher der Dortmunder hatte die Masken neben dem linken Torpfosten deponiert. Tagelang diskutierte die halbe Fußballwelt, wie viel Spaß das Derby verträgt. Und namentlich die Schalker antworteten darauf: "Gar keinen." Sie hatten ja auch nichts zu lachen.

Es war eines jener Derbys, an die nur die Dortmunder gute Erinnerungen haben. Schalke kam als Mannschaft ohne Rückgrat mit einem selbsternannten Superstar Kevin-Prince Boateng und wurde nach einer überaus matten Vorstellung in seine Einzelteile zerlegt.

Diesmal sind zumindest die Vorzeichen ein bisschen besser. Der Gast hat zuletzt in der Bundesliga, in der Europa League und im Pokal Siege eingefahren. Und er scheint so langsam, aber sicher auf dem Feld umsetzen zu können, was der neue Trainer Markus Weinzierl erwartet. Der ist ein erklärter Anhänger jener Spielweise, die Jürgen Klopp in seiner erfolgreichen Zeit in Dortmund durchsetzte. Schalkes Manager Christian Heidel nennt das System "brutalen Umschalt-Fußball". Es beruht auf den Faktoren "Pressing, Gegenpressing, offensive Verteidigung". Das, erklärte Heidel vor seinem ersten Revier-Derby, müsse aber erst einmal in die Köpfe. Die ersten Ansätze sind erkennbar.

Borussia Dortmund ist eigentlich schon mehrere Schritte weiter. Das Konterspiel der Klopp-Ära ist nach wie vor in der DNA der Spieler, Coach Thomas Tuchel hat es aber längst um einen reiferen und abgeklärteren Ballbesitz-Fußball erweitert. Es wird nicht mehr nur "verteidigt, als wenn es kein Morgen gäbe", wie Klopp so schön sagte. Tuchels Team will seine Spiele dominieren, ihm schwebt offenbar vor, so ähnlich aufzutreten wie Pep Guardiolas Bayern der zurückliegenden drei Jahre.

Einstweilen muss Tuchel jedoch zunächst mal von Spiel zu Spiel improvisieren. Immer noch fehlen ihm zahlreiche Stammspieler, die Lücken müssen Nachwuchsleute schließen. Und die laufen wegen der ungewohnten Belastung inzwischen auf Reserve. In der Pokal-Begegnung mit Union Berlin war der Substanzverlust deutlich zu erkennen. Es reichte zwar zum Sieg, aber der stand erst nach dem Elfmeterschießen fest. Kräfte sparen konnten Tuchels Teenies dabei aber natürlich nicht. Das wird ihnen auch heute nicht gelingen.

(pet)
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