„Eine totale Ungerechtigkeit“ BVB will Einspruch gegen Hummels-Rot einlegen

Update | Dortmund · Nach dem zweifelhaften bis unberechtigten Platzverweis gegen BVB-Verteidiger Mats Hummels beim Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam hadert der BVB mit dem englischen Referee – und will sich gegen die Entscheidung wehren.

Mats Hummels verlässt nach der Roten Karte in Minute 29 das Spielfeld.

Mats Hummels verlässt nach der Roten Karte in Minute 29 das Spielfeld.

Foto: AP/Martin Meissner

Erling Haaland und der Schach-Weltmeister Magnus Carlsen regten sich in der VIP-Lounge fürchterlich auf, Mats Hummels war nach dem Studium der TV-Bilder noch wütender als vorher. Über eine "absurde Fehlentscheidung" schimpfte der Abwehrchef von Borussia Dortmund nach seiner spielentscheidenden Roten Karte gegen Ajax Amsterdam, er bezichtigte seinen Gegenspieler Antony offen der "Schauspielerei". Der BVB will gegen den Platzverweis Einspruch einlegen.

Die fragwürdige Entscheidung des Schiedsrichterteams um Michael Oliver (England) traf den Verein doppelt ins Herz. Die Revanche für die 0:4-Demütigung zwei Wochen zuvor ging beim 1:3 (1:0) den Bach runter - und Hummels wird im "Endspiel" um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League bei Sporting Lissabon am 24. November wahrscheinlich fehlen.

Die Borussia will sich das nicht gefallen lassen. "Das ist eine totale Ungerechtigkeit, wir fühlen uns durch den Spielausgang genug bestraft", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem SID: "Wir appellieren an den Gerechtigkeitssinn der UEFA, ein Zeichen zu setzen und den Spieler nicht auch noch zu bestrafen." Sportdirektor Michael Zorc sprach von einer "mehr als offensichtlich und klar belegbar falschen Entscheidung, die unser Spiel kaputt gemacht hat". Die UEFA werbe "mit Respekt, aber das hat mit Respekt nichts zu tun".

Hummels hatte am Abend quasi schon aufgegeben. "Nach menschlichem Ermessen sagst du, da hat der Schiedsrichter ins Klo gegriffen, aber wir wissen alle, dass du normalerweise gesperrt wirst. Ich rechne fest damit, die Reise nicht antreten zu dürfen." Dabei sollte der BVB in Portugal dringend punkten: Eine Niederlage mit mehr als einem Tor Unterschied bedeutet das vorzeitige Aus.

Umso bitterer, für Trainer Marco Rose sogar "maximal bitter", dass der beeindruckende Kampf in einstündiger Unterzahl nicht belohnt wurde. Maßgeblich, weil der Videoschiedsrichter Olivers Entscheidung nicht korrigierte - oder diesen zumindest veranlasste, sich die in Realgeschwindigkeit rüder wirkende Grätsche selbst anzuschauen.

"Gibt es irgendeine Person in diesem Raum, die sagt, das war Rot?", fragte Rose bei der Pressekonferenz bissig. Nein, gab es nicht. Hummels war entsetzt, dass "ein Schiedsrichter auf Champions-League-Niveau" sich derart irrt. Er beschied seinem Gegenspieler, ein herausragender Fußballer zu sein: "Jetzt muss er nur noch ein Sportler werden."

Der Sarkasmus zog sich durch den gebrauchten Abend. Zu allen Personalproblemen kam die Verletzung von Marius Wolf: "Der dritte Linksverteidiger", seufzte Rose. "Wir haben ja sonst keine Probleme." Wolf ist der neunte Spieler auf der Liste.

Bei allem Ärger gehörte zur Wahrheit, was Kobel schonungslos ansprach. Nach dem ebenfalls fragwürdigen Foulelfmeter für Marco Reus (37.) schaffte es der BVB nicht, seine Ordnung zu halten. "Wir haben viel zu viele Flanken erlaubt, da war klar, dass irgendwann einer reingeht", kritisierte der Schweizer: "Das haben wir fast provoziert." Dennoch war der Auftritt Welten besser als in Amsterdam. Allein: Am Ende standen wieder null Punkte.

In vorentscheidende Wochen kriecht die Borussia auf dem Zahnfleisch. Bei RB Leipzig, in Lissabon und am ersten Dezember-Wochenende gegen Bayern München werden Weichen gestellt. Ohne Haaland, der seinen prominenten norwegischen Landsmann Carlsen eingeladen hatte, ohne viele andere. "Wir werden eine Nacht darüber schlafen, möglicherweise nicht so gut", sagte Rose konsterniert. "Das macht aber nichts mit unserem Vertrauen."

(kron/dpa)
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