80.000 Fans verabschieden Ex-Dortmunder Dede — Müll-Verbrenner und Kultfigur

Dortmund · Vor der Rekordkulisse von 80.000 Zuschauern wird sich der Dortmunder Publikumsliebling Dede von den Fans verabschieden. Es wird ein Moment der großen Emotionen.

Sahin und Dede: Abschied unter Tränen
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Adeus Dede! Tränen und Gänsehaut sind garantiert, wenn der Publikumsliebling von Borussia Dortmund den Rasen am Samstag (18 Uhr/Sport1) vor der Rekordkulisse von 80.000 Zuschauern im bisher größten Abschiedsspiel in Europa verlassen wird. "Dedes Nationalelf" wird gegen eine Weltauswahl antreten, ein Teil des Erlöses soll der BVB-Stiftung "leuchte auf" zugute kommen.

Beim Stelldichein der Fußball-Prominanz kommt es zum Wiedersehen mit zahlreichen ehemaligen BVB-Profis und Nationalspielern, die insgesamt 1143 Länderspiele und 765 Champions-League-Auftritte auf den Rasen bringen werden. Allein zehn brasilianische Landsleute hat der 37 Jahre alte Dede nominiert.

Dede ist Kult

13 Jahre bis 2011 kickte der Brasilianer für den BVB, wurde zweimal Meister (2002, 2011) und absolvierte 399 Pflichtspiele (321 in der Bundesliga). Dede vereinigte südamerikanischen Fußball-Kunst und deutsche Disziplin und Loyalität, selbst in schwersten wirtschaftlichen Zeiten des Traditionsklubs. Schnell erhielt der Außenverteidiger Kultstatus.

Schon nach seinem letzten Punktspiel für die Schwarz-Gelben nach der Meisterfeier vor vier Jahren hallte das "Ole Dede!" ohrenbetäubend durch die Arena. "Es sind Gefühle, die man kaum woanders in der Bundesliga erleben würde. Ich liebe diese Fans, ich liebe diesen Verein, der immer in meinem Herzen bleiben wird", sagte Dede damals mit feuchten Augen.

Leonardo de Deus Santos kam 1998 von Atletico Mineiro zu den Westfalen. Es war der erste Transfer, den Michael Zorc in seiner Funktion als Sportdirektor tätigte. Umso schwerer war der Moment für Zorc vor vier Jahren, als er Dede mitteilen musste, dass der BVB über die Saison hinaus nicht mehr mit ihm plane.

Bis zu seinem Kreuzbandriss im Sommer 2008 und weiteren Verletzungen wie einem Kieferbruch oder Innenbandriss war Dede auf der linken Abwehrseite eine Bank. "Er stand über ein Jahrzehnt für Top-Leistungen", sagte Zorc. Für Dede kam Youngster Marcel Schmelzer und erfüllte dessen Rolle so gut, dass er sogar zum deutschen Nationalspieler wurde.

Dede verbrennt Müll — Nachbarn rufen Feuerwehr

Zorc erinnert sich auch gern an einige Anekdoten rund um den jungen Dede unmittelbar nach dessen Ankunft in einer kulturell und klimatisch neuen Welt. Niemand dachte daran, dem damals 20-Jährigen zu erklären, dass der Müll von der Müllabfuhr abgeholt und nicht wie in den Favelas von Mineiro verbrannt wird. Dedes Nachbarn riefen damals die Feuerwehr. Als zum Beispiel Dedes Autoscheibe erstmals zugefroren war, "dachte ich, sie sei kaputt, habe die Autowerkstatt angerufen und bin mit dem Taxi zum Training gefahren. Dort war das Gelächter natürlich groß."

Seine aktive Laufbahn beendete Dede vor einem Jahr nach drei Spielzeiten beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor. Dort, in Anatolien, ist er weiter an der Seite seines ehemaligen Dortmunder Coaches Michael Skibbe als Co-Trainer tätig.

Am Samstag wird Dede letztmals auf den Rasen des BVB-Stadions stehen. Es wird ein Abschied mit viel Respekt und großer Dankbarkeit — aber auch mit vielen Tränen.

Schmidt feiert 80. mit 80.0000

Zugleich feiert Klub-Legende Alfed "Aki" Schmidt seinen 80. Geburtstag. Einen schöneren Rahmen könnte er sich auch nicht vorstellen."Ich gehe natürlich auch ins Stadion", kündigte er an.

Gefeiert wird bei ihm einen Tag später mit etwa 100 Gästen. Am 5. September 1935 in Dortmund geboren, wechselte der technisch versierte Mittelfeldspieler 1956 vom Vorortklub Spielvereinigung Berghofen zur großen Borussia. Zwei deutsche Meisterschaften in den Jahren 1957 und 1963 zeichneten den Weg zu einer sportlichen Erfolgsgeschichte, die 1966 im Gewinn des Europapokals der Pokalsieger ihren Höhepunkt fand.
"Darauf sprechen mich die Leute heute noch an", sagte Schmidt.

In der deutschen Nationalmannschaft gehörte er ab 1957 bereits als 22-Jähriger zu den Erben der WM-Helden des "Wunders von Bern" und spielte bei der WM 1958 unter anderem mit Helmut Rahn, Fritz Walter und Uwe Seeler in einer Mannschaft. In der DFB-Auswahl wurde er sogar als erster Spieler des BVB zum Kapitän berufen.

(sid/dpa)
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