BVB-Trainer Tuchel taktiert mit seiner Wut

Meinung · Thomas Tuchel hat seine Mannschaft fast ein Jahr öffentlich derart gestreichelt, dass so mancher schon glaubte, Borussia Dortmund habe den Zwillingsbruder des ehemaligen Mainzer Trainers verpflichtet. In Saison-Endspurt zeigt Tuchel sein anderes Gesicht.

Thomas Tuchel im Portät: Ex-Trainer von BVB, Chelsea und Paris Saint-Germain
29 Bilder

Das ist Thomas Tuchel

29 Bilder
Foto: AP/Andy Rain

Bis Mitte Mai gab es kein Granteln und kein böses Wort. Stattdessen Lobeshymnen, viel Respekt, tiefe Verbeugungen. Und jetzt, am Ende einer Saison, in der Dortmund zum besten Zweiten aller Zeiten wurde, geht Tuchel mit seinem Team hart ins Gericht.

Das ist nur vordergründig seltsam. Tatsächlich wird es Zeit, die BVB-Profis an das verbliebene große Ziel zu erinnern. In ein paar Tagen besteht die Chance, durch den Pokalsieg in Berlin die Spielzeit zu krönen und auch mal wieder einen Titel für den Briefkopf einzufahren. Tuchel weiß, dass seine Mannschaft gegen die Bayern auf ihr höchstes Niveau kommen muss. Deshalb ärgert es ihn maßlos, dass sie in der Schlussphase der Meisterschaft den Fuß vom Gas genommen hat.

Die öffentliche Schelte setzt der Trainer als taktisches Mittel ein. Noch bevor sich seine Spieler selbstgefällig auf den Weg nach Berlin machen, erinnert Tuchel an das Geheimnis der Dortmunder Erfolge. Sein Tonfall ist bewusst unangenehm, er spricht mit voller Absicht von einem schlechten Gefühl. Das wird seine Spieler herausfordern. Sie werden es ihm zeigen wollen. Nach diesem psychologischen Muster funktioniert der Fußball von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Schon die nächsten Trainingstage werden die Dortmunder ernsthafter angehen als die beiden letzten Bundesligaspiele. Ob's dann für die Bayern reicht, ist eine andere Frage. Zumindest die Voraussetzungen sind geschaffen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort