Analyse Dortmund sucht den neuen Lewandowski

München · Der polnische Nationalstürmer unterschrieb einen ab Sommer gültigen Fünfjahresvertrag bei Bayern München. Dadurch wird der Meister noch besser, und der BVB geht endgültig auf die Suche nach einem Nachfolger.

 Zwei Fans illustrieren den Transfer: Der eine im Bayern-Trikot mit Lewandowski-Maske, der andere im BVB-Hemd.

Zwei Fans illustrieren den Transfer: Der eine im Bayern-Trikot mit Lewandowski-Maske, der andere im BVB-Hemd.

Foto: dpa, Marc Müller

Selbst die Medienabteilung des FC Bayern München hat es wohl nicht mehr erwarten können. "Jetzt", teilte der Klub mit, "ist es perfekt: Der FC Bayern München hat Polens Nationalspieler Robert Lewandowski (25) verpflichtet. Der Stürmer, der noch bis Saisonende bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht, wird ab 1. Juli 2014 für den deutschen Rekordmeister spielen." Das Wort "endlich" stand nicht in der E-Mail. Aber hören konnte man es trotzdem.

Der Pole unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Und schon jetzt ist sicher, dass der deutsche Meister durch die Verpflichtung im Sommer nicht viel schlechter sein wird als in diesem Winter, den er als souveräner Tabellenführer und sicherer Achtelfinalteilnehmer der Champions League erlebt. Das findet auch Klubchef Karl-Heinz Rummenigge. "Wir sind sehr zufrieden, dass uns dieser Transfer gelungen ist", sagte er, "Lewandowski ist einer der weltbesten Stürmer. Er wird uns nochmals einen Schub geben."

Während das ziemlich gewiss ist, wirft der Wechsel im Sommer doch ein paar Fragen auf. Die eine ist die nach der Zukunft von Mario Mandzukic. Der Kroate bekleidet zurzeit die Planstelle des zentralen Angreifers in München. Und es ist ziemlich schwer vorstellbar, dass Trainer Pep Guardiola Mandzukic und Lewandowski gemeinsam aufs Feld schickt. Guardiola ist kein großer Freund der klassischen Sturmspitze. Einer wie Lewandowski, der fußballerisch im Konzert der Mittelfeld-Feingeister mitspielen kann, liegt ihm näher als der kampf- und kopfballstarke Mandzukic.

Dessen Berater sondieren jetzt den Markt. Das wissen die Bayern-Bosse, und sie treiben daher den Preis schon mal hoch. "Wir sind mit Mario sehr zufrieden", sagte Rummenigge, "er hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir im letzten Jahr so viele Titel gewonnen haben." Der Kroate habe sich in München "großartig entwickelt". Der FC Bayern sei deshalb "durchaus bereit, über eine vorzeitige Vertragsverlängerung nachzudenken". Auch eine Ausdehnung des Kontrakts würde den Spieler zusätzlich verteuern.

Die zweite Frage, die Lewandowskis Wechsel im Sommer aufwirft, ist die nach dem Ersatzmann in Dortmund. Der BVB weiß eigentlich schon seit dem verlorenen Champions-League-Finale, dass ihm Lewandowski von der Fahne gehen wird. Bayerns damaliger Trainer Jupp Heynckes stellte in London fest: "Jetzt kommt Götze. Und Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen." Die Dortmunder Firmenleitung blockierte daraufhin im Sommer alle Bestrebungen des Polen, sich vorzeitig für 25 Millionen Euro aus dem Vertrag kaufen zu lassen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke berief sich auf den bestehenden Kontrakt und erklärte den Stürmer für unverkäuflich.

Dadurch entging der westfälischen Borussia zwar eine deftige Ablösesumme. Sie erhielt sich allerdings hohe fußballerische Substanz. Lewandowski hat sich sehr professionell der Arbeit für seinen Dienstherren gewidmet und allein in der Bundesliga elf Tore erzielt. "Er wird sich garantiert mit Topleistungen aus Dortmund verabschieden", erklärte Sportdirektor Michael Zorc.

Einen Mangel an Einstellung wird niemand befürchten müssen. Lewandowski lieferte auf all seinen Stationen zuverlässige Arbeit ab. Zu einer leidenschaftlichen Bindung an einen seiner Arbeitgeber hat es allerdings nie gereicht. Dafür ist der Pole zu kühl, er verfolgt einen klaren Karriereplan.

Sein Nachfolger tritt ein großes Erbe an. Aber auch in der nächsten Saison wird in Dortmund noch Fußball gespielt. Wahrscheinlich ein anderer als mit Lewandowski. "Man findet vielleicht einen anderen, der einen anderen Mittelstürmer-Stil spielt, auf den man sich dann einstellt", sagte Watzke der "Süddeutschen Zeitung". Vermutlich hat man schon einen. Kevin Volland von der TSG Hoffenheim ist im Gespräch.

(RP)
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