Borussia Dortmund Batman und Robin in Westfalen

Dortmund · Mit den Masken der Comic-Helden feiern Aubameyang und Reus beim 3:0-Erfolg der Dortmunder über Schalke 04.

Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus jubeln als Batman & Robin
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Aubameyang und Reus jubeln als Batman & Robin

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Foto: dpa, mjh lof

Massimo Moriatti (53) ist in einem früheren Leben mal Zweitligaverteidiger beim MSV Duisburg gewesen. Heute übersetzt er im Hauptberuf den Dortmunder Fußballern Pierre-Emerick Aubameyang, Ciro Immobile und Henrikh Mkhitaryan die Botschaften von Trainer Jürgen Klopp. Im Nebenjob ist Moriatti seit Samstag so etwas wie der Ausstatter für die außerplanmäßigen Auftritte von Aubameyang und Marco Reus.

Die beiden Angreifer feierten Aubameyangs späten und erlösenden Treffer zum 1:0 gegen Schalke 04 vor der Südtribüne als Batman und Robin. Moriatti hatte die passenden Masken vorsorglich hinter dem Schalker Tor deponiert.

"Wir wollen immer ein bisschen Spaß haben", sagte Reus. Aubameyang hatte sich den Gag beim Abendessen unter der Woche ausgedacht. Und die Südtribüne fand es natürlich toll - vor allem, weil der BVB seine erschreckend leblos auftretenden Gäste beim Revierderby buchstäblich an die Wand spielte. Mit einem 3:0 kam Schalke gnädig davon, es hätte durchaus eine zweistellige Schlappe werden können.

Klopp mochte über den Auftritt seiner freiberuflichen Comic-Helden trotzdem nicht mit der Güte des väterlichen Fußballlehrers hinweggehen. "Das einzig Positive daran ist Aubas Selbstbewusstsein, dass er daran glaubt, sein Tor zu machen. Wenn er das fünfmal macht, ist er aber ein Spiel gesperrt", sagte der Coach. Besonders professionell fand er den Ausflug der Stürmer ins Bühnenfach nicht. Schiedsrichter Felix Zwayer honorierte ihn mit der Gelben Karte.

Die fußballerische Vorstellung seines Teams trug Klopp allerdings schnell über diesen leisen Ärger hinweg. Dortmund spielte zum ersten Mal in dieser Saison über 90 Minuten jenen Tempofußball, der die Mannschaft in Europa vor zwei Jahren zur Aufsehen erregenden Marke gemacht hatte. Schalke stand ständig unter Druck, wenn es mal für ein paar Sekunden den Ball erobert hatte, verlor es ihn schnell wieder gegen die aggressiv nachsetzenden BVB-Akteure. Und der Gastgeber verbuchte beste Chancen buchstäblich im Minutentakt. Bereits zur Pause hätte es gut und gerne sechs Tore geben können. Aber es gab keines, weil die Dortmunder ihre Gelegenheiten verschleuderten. Auch das passt zum Produkt BVB. "Das ist Borussia Dortmund", sagte Klopp, "Spiel, Spaß und Spannung."

Schalke durfte deshalb trotz einer faden Vorstellung lange von einem torlosen Unentschieden träumen, ehe es im nie nachlassenden Wirbel der Dortmunder dann doch unterging. Der Gast fand kein Mittel gegen das extrem offensiv ausgerichtete Fünfermittelfeld des BVB, in dem die Strategen Nuri Sahin und Ilkay Gündogan die Künstler Reus, Mkhitaryan und Shinji Kagawa mit erstklassiger Zuarbeit verwöhnten. Klopp fand den Beitrag der Abwehrreihe zu diesem sehr gelungenen Nachmittag ebenso wichtig. "Wir waren in der letzten Linie viel aktiver als noch beim Champions-League-Spiel in Turin", erklärte er, "dadurch haben wir Sahin und Gündogan abgesichert."

Das gesamte Team geriet derart in Fahrt, dass die Statistiker am Ende eine Torschuss-Bilanz von 31:3 zugunsten des BVB ermittelten. Der schlechteste Wert für Schalke seit Erhebung der Daten. Die drei Schüsse der Schalker wurden möglicherweise nach den Mittelanstößen im Anschluss an die Gegentore verbucht. Sie waren die wenigen Momente, in denen die Gelsenkirchener nach vorn spielten, weil sie nicht anders konnten. Ihr wesentliches Interesse bestand darin, möglichst kein Gegentor zu kassieren. Das fanden viele peinlich.

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Offenbar auch Kapitän Benedikt Höwedes und Trainer Roberto Di Matteo. Höwedes erklärte: "Es tut mir leid für die Fans." Und Di Matteo kündigte die ganz große Untersuchung an. "Wir müssen grundsätzlich überlegen, wie es weitergeht", stellte er fest. Er wird sich fragen, ob er an diesem Fußball-Verhinderungssystem festhalten will und mit welchem Personal er die hohen Ziele des Klubs erreichen kann. Auch wenn er persönliche Schuldzuweisungen angestrengt vermied ("wir verlieren als Kollektiv"), muss er im Fall Kevin-Prince Boateng Konsequenzen ziehen. Der Ghanaer, in Gesten und Auftreten eine Führungskraft, ist ein Schatten seiner drei Jahre beim AC Mailand. Ins Schalker Spiel bringt er weder Kreativität ein, noch ist er körperlich in der Lage, dem Tempo besserer Bundesligisten zu folgen. Auch das ist ein peinlicher Befund.

(RP)
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