Stürmer trifft dreimal gegen Augsburg Paco Alcacer stiehlt Mario Götze die Show

Dortmund · Mario Götze kehrte im Spiel gegen den FC Augsburg - im Spiel gegen seinen Bruder Felix - in den Kader des BVB zurück. Er wurde eingewechselt und traf sogar. Die Geschichte des Spiels schrieb jedoch ein anderer.

 Torschützen gegen FCA: Paco Alcacer (l.) und Mario Götze.

Torschützen gegen FCA: Paco Alcacer (l.) und Mario Götze.

Foto: AFP/INA FASSBENDER

Nach dem Aufwärmprogramm gingen Mario und Felix Götze gemeinsam in die Kabinen. Was sie sich zu sagen hatten, ist nicht überliefert. Die Brüder Götze hielten sich die Hand vor den Mund, wie das heute im internationalen Fußball so üblich ist, damit die findigen Lippenleser nicht erkennen können, dass sie sich möglicherweise gegenseitig alles Gute wünschten. Wäre ja auch noch schöner.

Dass einer der beiden beim 4:3 in einem bemerkenswerten Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg noch eine wesentliche Rolle spielen sollte, wusste zu dem Zeitpunkt niemand.

Es war nach den Eindrücken der noch einigermaßen jungen Saison nicht zu erwarten, dass Dortmunds Trainer Lucien Favre auf Mario Götze, die einstige Hoffnung des deutschen Fußballs, setzen würde. Aber er brachte in einer Schlussphase, die zum Besten gehörte, das in dieser Spielzeit abgeliefert wurde. Götze traf zum zwischenzeitlichen 3:2 - das Westfalenstadion bebte.

Die Hauptrolle in dieser Begegnung aber spielte ein anderer. Paco Alcacer, der erst nach einer Stunde eingewechselt wurde, entschied das Spiel mit drei Treffern. Den ersten machte er mit seiner ersten Ballberührung, den dritten mit der letzten Ballberührung des gesamten Spiels, als er in der Nachspielzeit einen Freistoß rechts an der Abwehrmauer vorbei ins Tor zirkelte. Beben war nun kein Ausdruck mehr für das, was in der Dortmunder Betonschüssel geschah.

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Foto: REUTERS/LEON KUEGELER

Selbst Favre, der nicht dringend zu den emotionalsten Kollegen an der Seitenlinie gehört, konnte sich kaum einkriegen. "Fantastisch, vor allem für die Zuschauer, aber auch für uns", stammelte er nach dem Schlusspfiff, "diese Stimmung, ein super Spiel." Da mochte sein Kapitän schon mal nicht widersprechen. "Sensationell" nannte Marco Reus die Vorstellung der Torschützen Götze und Alcacer. Vor allem die Leistung des spanischen Mittelstürmers beeindruckte den Spielführer der Dortmunder. "Wenn du 35 Minuten spielst als Stürmer und schießt drei Tore, viel mehr geht da nicht", sagte Reus.

Er vergaß allerdings nicht, "dass es defensiv schon ein bisschen mau war heute". Tatsächlich war der Erfolg des BVB nicht nur wegen des Zeitpunkts für das 4:3 glücklich. Denn Augsburg brachte den Tabellenführer nicht nur mit den bekannt gefährlichen Standards bei Ecken und Freistößen in Verlegenheit. Auch das taktisch starke und mutige Spiel im Mittelfeld setzte dem Favoriten zu. "Die laufen dir immer hinterher, das nervt, und es kostet Energie", stellte Reus fest. Anders als in der zurückliegenden Saison aber ließen sich die Dortmunder nicht völlig aus dem Spiel drängen.

Bei allen Problemen, die Augsburg bereitete, verloren die Gastgeber in den schwierigen Situationen nicht ihre Überzeugung. "Wir haben Vertrauen", sagte Favre. Er selbst drehte an den richtigen Schrauben. Die Einwechslung von Alcacer brachte Gefahr in den Strafraum, in dem die Borussia vor dem Wechsel viel zu selten auftauchte. Götze belebte den Kombinationsfußball um den Strafraum herum, und er verschaffte vor allem dem Sprinter Jadon Sancho Entfaltungsräume. Den rechten Flügel musste Augsburg häufiger öffnen.

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Der Gast musste sich deshalb mit jenen Nebenrollen begnügen, die am Ende ohne Preis bleiben. Das gut organisierte Spiel blieb ebenso ohne Lohn wie die Torgefahr, die der nie richtig zu kontrollierende Alfred Finnbogason ausstrahlte, oder das fantastische Tor, das Philipp Max zum zwischenzeitlichen 1:2 erzielte, als er den Ball regelrecht unter die Latte des Dortmunder Kastens schmetterte. In der sechsten Minute der Nachspielzeit platzte sogar der Traum vom Trostpreis in Form eines 3:3 in Dortmund. "Das tut weh", erklärte der Augsburger Trainer Manuel Baum, "man muss der Mannschaft eigentlich ein großes Kompliment machen. Wir haben uns nicht versteckt, die Zuschauer haben ein schönes Spiel gesehen."

Das werden nach dem glücklichen Ende vor allem die Dortmunder unterstreichen. Paco Alcacer, der alle Augsburger Träume platzen ließ, fand wenig Anlass zu Triumphgebrüll. "Die Mannschaft steht im Vordergrund", sagte er brav. Sein Trainer stellte immerhin fest: "Es ist ein sehr, sehr guter Transfer." Da mochte niemand widersprechen.

(pet)
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