Ein Leben in Schwarz-Gelb Michael Zorc nimmt nach 44 Jahren Abschied vom BVB

Dortmund · Michael Zorc war Sinnbild für Vereinstreue. Nach 44 Jahren im Verein ist nun aber Schluss. Der 59-Jährige verlässt Borussia Dortmund. Der Klub verliert damit eine Identifikationsfigur, die den Verein sowohl als Spieler als auch als Sportdirektor prägte.

Michael Zorc.

Michael Zorc.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Der Präsident des TuS Eving-Lindenhorst heißt, wie der Präsident eines Ruhrpott-Kreisligisten heißen muss. „Wenn der Michael Zorc hier nomma vorbeikäme“, sagt Peter Kowalski im SID-Gespräch, „die Leute würden dem die Bude einreißen mit Autogrammen und Selfies! Aber das is' für den nix. Da geht der lieber zum BVB in den VIP-Raum, da hat er seine Ruhe.“

Beim Bundesliga-Spiel des Multimillionen-Unternehmens Borussia Dortmund gegen Hertha BSC endet am Samstag (15.30 Uhr/Sky) eine einzigartige Geschichte, die 53 Jahre zuvor im Schatten der Steinkohlezechen „Minister Stein“ und „Fürst Hardenberg“ im Norden der Stadt ihren Anfang genommen hat - auf staubiger Asche.

Michael Zorc, Bundesliga-Rekordspieler des BVB (463 Einsätze), der Mann, der die meisten Derbys gegen Schalke 04 gewonnen hat (10), der 1997 Champions-League-Sieger wurde und 21 Jahre später Jürgen Klopp als Trainer holte, nimmt Abschied - nach 44 Jahren im Verein. 20 als Spieler, Kapitän, Idol, 24 in der sportlichen Leitung.

„Ich bin in einem Dortmunder Vorort groß geworden“, erzählt Zorc in der gefühlvollen Würdigung seines Vereins. Eben: in Eving. „Jeder Junge hatte da den Traum, irgendwann für den BVB zu spielen. Ich bin froh, dass ich meine ganze Karriere hier verbracht habe. Gegen Ende kamen dann ja auch die Titel.“

Häufig wird einem Trainer oder Manager schon nach fünf Jahren hinterhergerufen, es ende eine Ära. Bei Zorc stimmt es, wie etwas nur stimmen kann. Mehrere Fan-Generationen kennen die Borussia nicht ohne den 59-Jährigen: als Spieler zunächst, wallenden schwarzen Haares, daher „Susi“ gerufen, im alten V-Kragen-Trikot mit Werbung für Artic-Eiscreme.

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Als Retter dann in der dramatischen Relegation 1986 gegen Fortuna Köln, in der das Schicksal seiner geliebten Schwarz-Gelben einen anderen Lauf hätte nehmen können. Wer weiß, wo der BVB stünde ohne seinen Elfmeter, nach dem 0:2 im Hinspiel? Das hat sich Zorc selbst häufig gefragt.

„Wenn der Ball nicht reingegangen wäre, wären wir vermutlich abgestiegen und wüssten nicht, wie die Geschichte weitergegangen wäre“, sagt Zorc. So aber ist er elf Jahre später Torschütze im Spiel um den Weltpokal, ein weiteres Jahr später Lehrling im Management. Er wird nach und nach zum Mann mit dem goldenen Händchen für Transfers - und er landet den Megatreffer Jürgen Klopp, der eine „berauschende und prägende Zeit“ einleitet.

„Der BVB ist Michael zu größtem Dank verpflichtet“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem SID, allerdings nicht nur deshalb. „Er hat die größte Karriere aller Borussen vorzuweisen. 44 Jahre bei seinem Verein in seiner Stadt - mehr geht nicht.“ Und, das ist Watzke besonders wichtig: „Die 17 Jahre Zusammenarbeit waren sehr erfolgreich, vor allem aber auch auf der menschlichen Seite großartig.“

Auch beim TuS Eving-Lindenhorst sind sie stolz, im Vereinsheim hängt Zorcs Foto. „Wir pfeifen zwar finanziell aufm letzten Loch,“ sagt Peter Kowalski lachend. Aber vielleicht kommt Michel Zorc ja doch „nomma vorbei“.

Vorher übergibt Zorc, den Trainer Marco Rose als „Riesentyp“ bezeichnet und für seine „unglaubliche Ruhe“ bewundert, an seinen Nachfolger Sebastian Kehl. Zorc, sagte Kehl dem SID, war ihm „in den vergangenen Jahren ein ganz wichtiger Ansprechpartner und Mentor. Er wird mir sicher mit seiner Erfahrung weiterhin bei der einen oder anderen Frage zur Verfügung stehen. Er wird immer Teil des BVB bleiben“. Mit Sicherheit.

(sid/old)
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