BVB-Coach verärgert Watzke räumt Probleme mit Tuchel ein

Dortmund · Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (57) vom Bundesligisten Borussia Dortmund hat in einem Interview zugegeben, dass das Verhältnis zu BVB-Trainer Thomas Tuchel nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus gelitten hat.

 Thomas Tuchel und Hans-Joachim Watzke bei Tuchels Vorstellung im Juni 2015.

Thomas Tuchel und Hans-Joachim Watzke bei Tuchels Vorstellung im Juni 2015.

Foto: ap

"Teilweise" irritiert habe ihn die heftige Kritik am Spieltermin nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus vor der Champions-League-Partie gegen AS Monaco, sagte Watzke den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag-Ausgaben).

Auf die Feststellung, es sei in dieser Frage ein "klarer Dissens" zwischen Watzke und Tuchel sichtbar geworden, sagte der BVB-Boss: "Das ist so, ja."

Tuchel reagierte auf die Aussagen des seines Chefs kurz vor dem Anpfiff gegen 1899 Hoffenheim bei Sky reichlich angefressen. "Ich verbiete mir, zu diesem Zeitpunkt darauf einzugehen oder darüber nachzudenken. Wir können uns in der aktuellen Saisonphase nicht mehr ablenken lassen. Es geht nur darum, dass wir unsere sportlichen Ziele erreichen. Da darf so etwas kein Thema sein - auch nicht für die nächsten Spiele", sagte der BVB-Coach. Ironisch fügte der ehemalige Mainz-Trainer hinzu: "Ein großes Thema für einen Spieltag, drei Spieltage vor Schluss und einem direkten Duell um die Champions League. Ich erlaube mir als Trainer zu sagen, dass das ein zu großes Thema ist."

Watzke nahm Spieler aus Kritik aus

Die Spieler hatte Watzke aus seiner Kritik jedoch ausdrücklich ausgenommen. "Ich würde bei den Spielern, die sich inmitten einer solchen Drucksituation befanden und die nach dem Spiel physisch und psychisch verständlicherweise komplett ausgelaugt waren, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen", sagte Watzke.

Tuchel und einige Spieler hatten sich über die Ansetzung des Viertelfinals gegen Monaco nur einen Tag nach dem Anschlag beschwert. Innenverteidiger Sokratis sagte: "Wir sind keine Tiere, wir sind Menschen, die Familie und Kinder zu Hause haben. Ich fühle mich wie ein Tier, nicht wie ein Mensch." Tuchel kritisierte, "in die Entscheidung überhaupt nicht eingebunden" worden zu sein: "Das hat die Uefa in der Schweiz entschieden. Das ist kein gutes Gefühl, es war ein Gefühl der Ohnmacht."

Watzke stellte klar: "Es war uns zu gravierend, eine solche Entscheidung über die Köpfe aller hinweg vorzunehmen." Niemand habe zudem den Wunsch geäußert, nicht anzutreten, "auch am Folgetag nicht". Er habe "ja nicht umsonst der Mannschaft im Gespräch am Mittwochmorgen freigestellt, dass jeder Spieler, der sich nicht in der Lage fühlt zu spielen, das selbstverständlich bis zum Nachmittag sagen kann. Auch der Trainer hatte selbstverständlich das Recht, darauf hinzuweisen. (...) Aber mit einem solchen Szenario bin ich kein einziges Mal konfrontiert worden."

Nach der Saison soll über Tuchels Zukunft beim BVB entschieden werden. Sein Vertrag läuft bis 2018. "Wie immer bei analytischen Gesprächen geht es ganz allgemein gesprochen neben dem Sportlichen um Dinge wie Strategie, Kommunikation, Vertrauen", sagte Watzke vor dem richtungweisenden Heimspiel gegen den direkten Kontrahenten 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker). "Eine Abschlusstabelle ist wie ein Zeugnis. Und die Note ist sicher besser, wenn du Dritter statt Vierter wirst", sagte Watzke. Der dritte Platz führt ohne den Umweg Play-offs in die Champions League.

In Sachen Vertrauen und Kommunikation scheint es allerdings auch Probleme zu geben. Auf die Frage, ob Tuchel als feinfühliger Krisenmanager auch bei Watzke gepunktet habe, sagte dieser: "Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war."

(sid)
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