BVB-Geschäftsführer Watzke: "Marco konnte ja schwerlich zur Fahrschule fahren"
Dortmund · Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat seinem Profi Marco Reus die "komplette Solidarität" des Bundesligisten zugesichert. Für das Fahren ohne Führerschein hatte der 25-jährige Nationalspieler einen Strafbefehl von 540.000 Euro erhalten.

Verkehrssünder im Fußball
"Wir stehen zu Marco wie eine Eins", sagte Watzke am Donnerstag bei "Sky Sports News HD". Watzke zeigte sogar Verständnis dafür, dass Reus seinen Fehler jahrelang verschwieg und nicht korrigierte. "Marco hat sich zu dem Schritt entschieden, ohne Führerschein zu fahren, als er 18 oder 19 Jahre alt war. Anschließend erst kam diese unfassbare Prominenz", erklärte der BVB-Boss der "Welt" . "Da konnte er natürlich schwerlich zu einer Fahrschule fahren und sagen: "Ich möchte gern den Führerschein machen'. Das wäre ja sofort rausgekommen, und es war ja bekannt, dass er schon zuvor Auto gefahren war." Man dürfe die "erhebliche Verfehlung" natürlich nicht bagatellisieren, so Watzke.
Twitter-Reaktionen auf Marco Reus' Fahren ohne Führerschein
Überrascht zeigte sich der BVB-Chefcoach über die Verfehlung von Reus, die für den unerwartet in den Abstiegskampf geratenen Meister von 2011 und 2012 zur Unzeit kommt. "Er ist maximal einsichtig und als ganz junger Kerl falsch abgebogen", sagte Jürgen Klopp nach einem längeren Gespräch mit ihm und dem Training am Donnerstag, an dem auch Reus teilnahm. "Nun ist er erwischt worden, kriegt eine außergewöhnlich hohe Strafe und das ist auch gut so." Wenn er die Strafe bezahlt, gehe es ganz normal weiter. "Jetzt ziehen wir einen Strich drunter und es geht normal weiter", meinte Klopp.
Ob Reus disziplinarische Maßnahmen seitens des Vereins zu erwarten hat, wurde nicht mitgeteilt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte auf dpa-Anfrage keine Stellungnahme zum Vergehen des deutschen Auswahlspielers abgeben, für den ein "Seuchenjahr" mit einem weiteren Nackenschlag zu Ende geht. Wegen einer Bänderverletzung fiel der Mittelfeldakteur für die WM in Brasilien aus. Danach erlitt er drei weitere Verletzungen, von denen die letzte zugezogene Blessur im November für ihn das Hinrunden-Aus bedeutete.
Der BVB-Star dürfe sich trotz eines Strafbefehls über mehr als eine halbe Millionen Euro, was bei Reus 90 Tagessätzen entspricht, als nicht vorbestraft bezeichnen, sagte Oberstaatsanwältin Barbara Vogelsang der dpa. Der Strafbefehl sei seit Mittwoch rechtskräftig, bestätigte die Staatsanwaltschaft Informationen der "Bild". Reus hat den Strafbefehl nach Angaben der Anklagebehörde akzeptiert. Demnächst bekomme er die Rechnung.
Der gebürtige Dortmunder ist fünfmal wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden. Teils liegen Fotos vor. Dabei wurde ermittelt, dass er ohne Fahrerlaubnis unterwegs gewesen ist, sagte Vogelsang: "Gegenstand des Strafbefehls sind sechs Fahrten ohne Fahrerlaubnis und zwar in einem Zeitraum von September 2011 bis März 2014."
Ertappt wurde Reus am 18. März, als er mit seinem Sportwagen von der Polizei für eine Verkehrskontrolle angehalten wurde. Die Überprüfung seiner Personalien durch die Leitstelle ergab, dass er gar keinen Führerschein besitzt. Warum es nicht früher - nach den Tempoverstößen - aufgefallen ist, konnte Vogelsang nicht erklären.
Reus hat dem "Bild"-Bericht zufolge nie die Führerschein-Prüfung absolviert. "Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen", zitiert ihn das Blatt. "Ich habe meine Lehren daraus gezogen. So etwas passiert mir nie wieder", beteuerte er.

Das Seuchenjahr des Marco Reus
Das Bußgeld für Deutschlands Fußballer des Jahres 2012 berechnet sich anhand seines Einkommens. Bei den 90 Tagessätzen geht die Staatsanwaltschaft von einem Netto-Monatseinkommen von 180.000 Euro aus. "Heute weiß ich: Ich war in dieser Situation viel zu naiv", sagte Reus. Er will sich angeblich nun bei einer Fahrschule anmelden und möglichst bald seine Führerschein-Prüfung nachholen.