Borussia Dortmund Grauer Beton statt Gelbe Wand

Dortmund · Nach den Schmäh-Plakaten gegen Leipzig akzeptiert Borussia Dortmund den DFB-Strafantrag. Am Samstag bleibt die Südtribüne leer, der Verein zahlt 100.000 Euro Strafe. Dennoch macht der BVB deutlich, dass er die Kollektivstrafe für unverhältnismäßig hält.

 Die Dortmunder Südtribüne bleibt am Samstag leer.

Die Dortmunder Südtribüne bleibt am Samstag leer.

Foto: dpa, a htf

Wenn am Samstag um kurz vor halb vier "You'll never walk alone" über die Boxen des Dortmunder Westfalenstadions eingespielt wird, wird der einstimmende Chor nicht die üblich brachiale Lautstärke erreichen. 25.000 Stimmen werden fehlen. Im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg bleibt die größte Stehplatztribüne Europas, die Südtribüne, geschlossen. Borussia Dortmund hat dem Strafantrag des Kontrollausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zugestimmt, der diesen nach Schmäh-Plakaten gegen RB Leipzig angefertigt hatte. Sportdirektor Michael Zorc sagte: "Wir wollten noch einmal ein klares Statement abgeben, dass wir die Vorkommnisse rund um das Spiel gegen Leipzig in jeglicher Form verurteilen." Das DFB-Sportgericht gab nach der BVB-Entscheidung das Urteil offiziell bekannt, das zudem eine Geldstrafe von 100.000 Euro beinhaltet.

"Borussia Dortmund hat sich nach dem Abwägen aller Argumente entschieden, dem Strafantrag zuzustimmen und das einschneidende Strafmaß zu akzeptieren", hieß es in einer offiziellen Erklärung des Vereins und weiter: "Wir bereiten zurzeit auch Maßnahmen und Sanktionen gegen die Täter als Konsequenz aus den Vorfällen vor und werden noch in der laufenden Woche Ergebnisse vorstellen." Neben den Bannern im Stadion kam es auch vor dem Stadion zu Übergriffen, bei denen sich zehn Leipziger Fans verletzt hatten. Die Strafforderung des DFB hatte sich nicht auf die Randalierer außerhalb des Stadions, sondern nur auf die Plakate auf der Südtribüne bezogen.

Der Kontrollausschuss hatte angeführt, dass die BVB-Fans noch unter Beobachtung standen. Am 8. Juli 2016 war vom DFB-Sportgericht ein Teilausschluss der Südtribüne auf Bewährung ausgesetzt worden. Grund dafür waren vor allem Vorfälle rund um das DFB-Pokalendspiel 2016 gegen Bayern München.

BVB will Dauerkarteninhabern die Kartenkosten erstatten

Der BVB erklärt: "Dortmunds Zustimmung zum Strafantrag basiert auch auf unserer Überzeugung, dass es in der emotional noch immer aufgeladenen Atmosphäre derzeit weder möglich noch sinnvoll erscheint, eine inhaltliche Debatte über ein im juristischen Sinne 'angemessenes, erforderliches, verhältnismäßiges oder weitsichtiges' Strafmaß zu führen." Der Klub machte aber ebenso deutlich, "dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer, von denen einer überwältigenden Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen ist, für unverhältnismäßig halten". Die Sperrung der gesamten Südtribüne - und nicht nur bestimmter Blöcke berge aus BVB-Sicht zudem das Risiko, dass der gewünschte Solidarisierungseffekt der vielen friedlichen Fußballfans gegen die Täter letztlich nicht eintritt.

Borussia Dortmund kündigte an, den Dauerkartenbesitzern auf der Südtribüne die Kartenkosten für das Wolfsburg-Spiel (zwischen 7,50 und 12 Euro) zu erstatten. Tageskartenkäufer sollen ein Ersatzticket für das Spiel gegen Bremen erhalten. Der finanzielle Schaden für den Verein hierfür beläuft sich auf mindestens 275.000 Euro. Eine Umverteilung der 25.000 Südtribünen-Besucher auf andere Tribünen ist nicht möglich, da diese Plätze ebenfalls bereits verkauft sind.

Die Chance, ein Recht auf das Stadionerlebnis einklagen zu können, bewertet der Düsseldorfer Sportrechtler Paul Lambertz (Kanzlei Beiten Burkhardt) im Gespräch mit unserer Redaktion als sehr gering. "Außer dem Ticketpreis sehe ich keinen Schaden, den der Geschädigte noch geltend machen könnte, und diesen Schaden hat der BVB angekündigt, zu ersetzen" sagte Lambertz. Eine Schmerzensgeldforderung sei schwer begründbar. "Der restliche Schaden ist etwas Emotionales."

(erer)
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