Offener Brief an BVB-Boss Watzke "Sie schüren Hass in Bezug zu RB Leipzig"

Dortmund · Fans des Bundesligisten RB Leipzig haben den Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Offenen Brief für die Ausschreitungen rund um das Spitzenspiel mitverantwortlich gemacht.

Borussia Dortmund: Fans beleidigen RB Leipzig
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BVB-Fans beleidigen RB Leipzig

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Foto: rtr, UB/

"Sie stehen persönlich zumindest moralisch für Gewalt- und Hassexzesse Ihrer Anhänger gegenüber den RB-Leipzig-Fans. Sie schüren öffentlich Hass in Bezug zu RB Leipzig, in Ihrem respektlosen Verhalten gegenüber der Führung und Anhänger von RB Leipzig", hieß es in einer Stellungnahme des Fanclubs Bornaer Bullen: "Sie persönlich sind verantwortlich für den Hass, der uns entgegenschlug! Sie persönlich schüren unter den Fußballanhängern nicht nur Rivalität und Abneigung, sondern Gewaltpotenzial."

Der Fanverband der Sachsen kritisierte zudem das Sicherheitskonzept des BVB. "Wir Fans von RB Leipzig sind seit Jahren Einiges gewohnt, aber was in Dortmund los war, war bisher unerreicht! Ein Sicherheitskonzept war für uns zu keiner Zeit zu erkennen und die Organisation hatte Kreisliganiveau!", hieß es in einer Stellungnahme an den Deutschen Fußball-Bund (DFB), Deutsche Fußball Liga (DFL) und Borussia Dortmund.

Es seien viel zu wenig Polizisten eingesetzt worden, An- und Abreise seien unorganisiert und chaotisch verlaufen: "Zusammenfassend muss man sagen, dass Verein und Stadt ein sehr schlechtes Bild abgegeben haben, welches in diesem Ausmaß völlig neu für uns war."

Der Fanclub machte Watzke zudem dafür verantwortlich, dass es in der kommenden Saison "mindestens ein Hochsicherheitsspiel mehr geben wird und immense Kosten auf die öffentlichen Kassen durch einen massiven Polizeieinsatz in Leipzig geben wird", hieß es in dem Offenen Brief: "Ihr Klub wird wohl leider der erste Klub sein, der in der Red Bull Arena von uns Fans mit herzlicher Ablehnung empfangen wird."

Polizei nimmt Ermittlungen auf

Nach den Ausschreitungen auf Frauen und Kinder laufen bei der Dortmunder Polizei umfangreichen Ermittlungen. "Wir ermitteln jetzt", sagte eine Sprecherin am Montagmorgen. Details wollte sie nicht nennen.

Im Umfeld des Bundesliga-Spiels gegen RB Leipzig war es am Samstag vor allem auf dem Weg ins Stadion zu Ausschreitungen gekommen. Leipziger Fußballfans, Unbeteiligte und Polizisten wurden unter anderem mit Steinen beworfen. Die Polizei berichtete von einem "völlig enthemmten Mob".

"Mit einem massiven Polizeieinsatz, auch unter Einsatz von Pfefferspray und Einsatzmehrzweckstöcken, haben wir noch Schlimmeres verhindert! Solche Bilder, in solche hasserfüllten Fratzen habe ich noch in keinem meiner Polizeieinsätze gesehen — ich bin schockiert!", berichtete der Polizeieinsatzleiter in einer Mitteilung am Sonntag.

Die Polizei hatte bis Sonntag Kenntnis von zehn Verletzten, darunter sechs Gästefans und vier Polizisten. Außerdem ist ein Diensthund der Polizei verletzt worden, wie aus einer Mitteilung hervorging.

Die Polizei nahm am Samstagabend elf mutmaßliche Straftäter aus der Ultraszene des BVB und einen Leipziger vorläufig fest. Ob die Festgenommenen inzwischen wieder auf freiem Fuß sind, war am Montagmorgen zunächst nicht bei der Dortmunder Polizei zu erfahren.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière reagierte mit Erschütterung auf die Angriffe von BVB-Fans gegen Anhänger von RB Leipzig und forderte sofortige Konsequenzen. "Wer Steine und Getränkekisten auf Polizisten schleudert und dabei nicht mal auf Familien und Kinder Rücksicht nimmt, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel", sagte de Maizière der "Bild": "Ich hoffe auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält."

(seeg/dpa)
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