5:1 gegen Augsburg BVB siegt mit TV-Doping und sendet ein erstes Signal an die Liga

Dortmund · Mit einer besonderen Extra-Motivation hat Borussia Dortmund einen Traumstart ins Meisterrennen hingelegt. Das Potenzial ist gewaltig.

 Dortmunder Spieler jubeln beim Spiel gegen Augsburg.

Dortmunder Spieler jubeln beim Spiel gegen Augsburg.

Foto: AP/Martin Meissner

Michael Zorc blickte nach dem Traumstart tadelnd in die Runde. Dann prustete der Sportdirektor von Borussia Dortmund los. Ob das Titelrennen nun entschieden sei, hatte ein frecher Journalist ihn scherzhaft gefragt. "Fangt noch mal neu an", sagte Zorc lachend. Und, ganz ernst: "Ein guter Start. Mehr aber auch nicht."

Selbstverständlich wurde das überzeugende, in zehn Minuten berauschende 5:1 (1:1) gegen den FC Augsburg als Signal gewertet - an die ganze Liga, besonders aber an Rekordmeister Bayern München, den die Dortmunder mit aller Macht stürzen wollen. Da war das Straucheln des großen Rivalen am Abend zuvor das perfekte TV-Doping.

"Wir haben es alle gesehen, die meisten auf ihren Hotelzimmern", berichtete Nationalspieler Julian Brandt. Julian Weigl zog daraus wie Marco Reus, Mats Hummels und all die anderen eine besondere Motivation: "Dass die Bayern nicht gewonnen haben, hat uns umso mehr angespornt, ein Zeichen zu setzen. Das haben wir getan."

Korrekt. Wie der BVB den Gegner trotz eines Blitzgegentores, das zum Dortmunder Ligastart inzwischen obligatorisch ist, fast nach Belieben beherrschte, war stark. Das Offensivpotenzial der schwarz-gelben Zauberkünstler wie Reus, Jadon Sancho oder Brandt ist gewaltig.

Das FCA-Tor von Florian Niederlechner nach nur 31 Sekunden beantwortete Paco Alcacer (3.) umgehend. Dann benötigte der BVB etwas Geduld, um den höchsten Auftaktsieg seiner Bundesligageschichte herauszuschießen. Sancho (51.), Reus (57.) und erneut Alcacer (59.) trafen innerhalb weniger Minuten, Brandt (82.) setzte den Schlusspunkt.

"Ein geiles Gefühl", sagte Weigl, der Thomas Delaney vorerst aus der Dortmunder Elf verdrängt hat. "Besser hätten wir nicht starten können. Genau da müssen wir weitermachen. Wir haben eine Riesenqualität." Der umsichtige Taktgeber Axel Witsel drohte sogar: "Das können wir noch besser."

Lucien Favre ist das alles vollkommen egal. Das beteuert er zumindest glaubhaft. Der BVB-Trainer ist nicht der größte Fan der neuen Dortmunder Strategie, offensiv über die Meisterschaft zu sprechen. "Mir ist wichtig, dass wir arbeiten, dass die Spieler weiter Fortschritte machen, individuell und im Kollektiv", betonte er. Zu einem Lob rang sich der Schweizer dennoch durch: "Wir haben das sehr gut gemacht."

Zumindest ab Sekunde 32 - nach dem ersten Rückschlag der Saison, der vielleicht eher ein Weckruf war. Jedenfalls erinnerte Niederlechner den Vizemeister eindringlich daran, dass es in der Bundesliga nichts, aber auch gar nichts geschenkt gibt.

Das weiß auch Julian Brandt. "Klar kann jetzt jeder sagen, dass die Bayern gestolpert sind", sagte der langjährige Leverkusener, der bei seiner Einwechslung von den Fans auf der Südtribüne euphorisch begrüßt worden war: "Aber wir mussten auch erst mal gewinnen."

Erste Aufgabe gelöst. Wer unbedingt jetzt schon auf die Bundesliga-Tabelle schauen möchte, der sieht dort: Dortmund, drei Punkte. Bayern, ein Punkt. Michael Zorc würde wohl darüber lachen.

(ako/sid)
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